Diagnosen empathisch kommunizieren: Wie sag ich‘s am besten?
A&W RedaktionAuch für erfahrene Ärztinnen und Ärzte bleibt es häufig eine herausfordernde Aufgabe, ihren Patienten eine einschneidende Diagnose mitzuteilen. Damit solch schwierige Arzt-Patienten-Gespräche glücken, helfen vier Grundregeln der Kommunikation.
Kein Arzt-Patienten-Gespräch verläuft wie das andere. Erst recht nicht, wenn es dabei um das Überbringen einer Krebsdiagnose oder einer ungünstigen Prognosen geht. Solche Situationen verlangen Ärzten ein hohes Maß an Professionalität ab. Man muss sich bewusst machen, dass das gesprochene Wort, die Mimik und die Gestik, das Sprechtempo, die Körperhaltung und die Sitzdistanz sowie der Blickkontakt – also sämtliche verbalen und nonverbalen Signale – von Patienten genauestens wahrgenommen werden und später Einfluss auf die Compliance des Patienten haben. Einigkeit herrscht darüber, dass jeder Patient einen Arzt verdient, der gleichermaßen empathische Souveränität und Fachkompetenz ausstrahlt. Mit ein paar Grundregeln sind Sie für schwierige Arzt-Patienten-Gespräche gut gewappnet.
Offen und empathisch bleiben
Sie stellen die Diagnose zum x-ten Mal, aber Patienten werden meistens zum ersten Mal damit konfrontiert. Für sie ändert sich damit oftmals das ganze Leben. Naturgemäß weicht das Mitgefühl der Routine. Wenn Sie sich jedoch die Sensibilität bewahren, als wäre dies Ihr erstes Überbringen einer schwierigen Diagnose, kann im Gespräch schon fast nichts mehr schiefgehen. Bleiben Sie offen dafür, lassen Sie sich gedanklich und emotional auf die Situation des Patienten ein.
Professionelle Distanz pflegen
Zeigen Sie die für Sie richtige Mischung aus Empathie und Distanz, damit sich der Patient alle Impulse gestattet, die bei der Vermittlung der Diagnose bei ihm aufkommen. Bleiben Sie ein „Leader“ in der Situation und folgen Sie dem roten Faden. Therapievarianten können zu einem späteren Zeitpunkt besprochen werden, wenn die Gedanken wieder klarer sind. Deswegen splitten Sie das Gespräch in Diagnosevermittlung und detaillierter Therapieplanung. Verbalisieren Sie Ihre eigenen Gefühle und spiegeln Sie die des Patienten.
Genügend Zeit einplanen
Blenden Sie Ihr volles Wartezimmer, das läutende Telefon und den Plan für den restlichen Tag aus. Wenn Sie das Gespräch mit dem Gedanken planen, dass es hoffentlich nicht so lange dauern wird, spürt dies Ihr Patient. Ihre Mimik und Gestik können Ungeduld ausdrücken. Unter Umständen führt das dazu, dass der Patient immer mehr Aufmerksamkeit einfordert. Planen Sie einen Zeitrahmen ein, in dem Sie Ihrem Patienten zur Verfügung stehen. Erst wenn dieser verstrichen ist, vermitteln Sie, dass Sie nun für andere Aufgaben da sein müssen. Beenden Sie das erste Gespräch mit einer Aussicht, wie es weitergeht. Zum Beispiel, wann Sie offene Fragen beantworten oder gemeinsam die Therapiemöglichkeiten besprechen. Machen Sie nicht alles auf einmal.
Richtige Worte finden
Die meisten Ärztinnen und Ärzte wollen als unterstützender Verbündeter zur Bewältigung der Krankheit wahrgenommen werden. Damit dies gelingt, geben die verbalen und nonverbalen Reaktionen des Patienten im Gespräch den Takt vor. Seien Sie sensibel dafür, in welcher Tiefe der Patient über seine Krankheit informiert werden möchte, und akzeptieren Sie Grenzen. Ein guter Einstieg ins Gespräch ist, dem Patienten gezielte Fragen zu stellen: „Woran haben Sie gedacht, als die Schmerzen nicht aufhörten?“, „Hat Sie der dauernde Schwindel bekümmert?“, „Ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass es etwas Ernstes sein könnte?“ Nehmen Sie sich Zeit, um die Antwort auf die Frage zu beobachten. Häufig sind hier Signale zu finden, wie weit der Patient aufgeklärt werden möchte.
Autorin: Christiane Fruht, Kommunikationstrainerin