So finden Sie Ärzte den richtigen Steuerberater
Marzena SickingDas Steuerrecht ist so kompliziert, dass auch Ärzte und Zahnärzte meist Hilfe bei ihrer Buchhaltung und der Steuererklärung brauchen. Bei niedergelassenen Ärzten kommen noch besonders heikle Fragen zum Thema Umsatzsteuer und drohender Gewerbepflicht hinzu. Dafür braucht es echte Experten. Nur: Wie finden Sie den richtigen Steuerberater für Heilberufe? Wir verraten es Ihnen.
Sie glauben nicht, dass es besonders schwierig ist, den passenden Steuerberater für Ihre Arztpraxis zu finden? Solange bei Ihnen alles nach „Schema F“ läuft, könnte das tatsächlich stimmen. Grundsätzlich hat jeder Steuerberater die notwendigen Fähigkeiten, um den Jahresabschluss einer Praxis zu erstellen. Er kann dem Mandanten anhand seiner Umsätze sagen, wie viel er tatsächlich im Monat verdient und wie es mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Arztes oder Zahnarztes aussieht.
Die steuerlichen Tücken der Heilbehandlung
Wenn der Mediziner beispielsweise privat so viel abgezweigt hat, dass dieser Betrag die Summe aus dem erzielten jährlichen Gewinn bald übersteigt, sollte ein guter Steuerberater rechtzeitig gegensteuern. Er sollte Sie vor dem drohenden Problem warnen, kompetent beraten und verständlich erklären können, was Sie in Zukunft ändern sollten.
Ob Sie dabei allerdings eine echte steuerliche Beratung erhalten oder nur einen besseren Buchhalter an Ihrer Seite haben, zeigt sich schnell im Detail. Denn die Umsätze der Heilbehandlung bergen einige steuerliche Herausforderungen in sich. Für Ärzte und Zahnärzte gelten bei Umsatzsteuer und drohende Gewerbesteuerpflicht besondere Regeln. Bei einer Steuerberatung speziell für Heilberufe sind diese Themen deshalb Pflicht.
Besondere Herausforderungen Heilbehandlung
Ein Steuerberater für Heilberufler wird auch von sich aus eine zusätzliche Beratung anbieten, um mögliche Probleme mit standortübergreifenden Teilgemeinschaftspraxen und Kooperationen mit angestellten Ärzten zu erörtern. Er wird mit Ihnen auch die mögliche Umsatzsteuerpflicht zusätzlicher Behandlungen in Ihrer Praxis durchgehen. Der universelle Steuerberater in der nächstliegenden Kanzlei kennt sich mit den besonderen Herausforderungen, das das Umsatzsteuergesetz für das Gesundheitswesen bereithält, eher weniger gut aus.
Spezielle Leistungen im Gesundheitswesen
Längst nicht jeder Steuerberater kann erfolgreich weiterhelfen, wenn Sie als niedergelassener Arzt eine Gemeinschaftspraxis, ein Ärztehaus gründen oder in die Integrierte Versorgung (IV) einsteigen wollen. Um von den betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten im neuen Vertragsarztrecht zu profitieren, braucht es einen Steuerprofi im Gesundheitswesen. Ist die Steuerberatung mangelhaft, kommt es möglicherweise zur sogenannten gewerblichen Infektion der Praxis. Das heißt, auch für die normale Behandlung der Patienten muss Gewerbesteuer gezahlt werden. Gefährdet ist hier z. B. eine Gemeinschaftspraxis mit IV-Vertrag, die Patienten auch mit Medikamenten oder Hilfsmitteln versorgt, die sonst von Apotheken oder Sanitätshäusern erbracht werden. Die Logik sagt zwar, dass das zur heilberuflichen Tätigkeit gehört, es handelt sich aber um gewerbliche Leistungen.
Risikofaktor Umsatzsteuer
Wer ausschließlich „normale“ Leistungen in seiner Praxis erbringt, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Jede Steuerberatungsgesellschaft hat die hier notwendigen Basics drauf. Sobald Ihre Praxis aber nur ein wenig vom üblichen Standard abweicht, sollten Sie sich besser auf die Suche nach einem Experten machen. Denn im Gesundheitswesen ist Behandlung eben nicht gleich Behandlung und Fehler können Sie die Umsatzsteuerbefreiung kosten.
Und so finden Sie ihn:
Adressen sammeln. Die wertvollsten Informationen erhalten Sie in aller Regel über Mundpropaganda. Also: Im Kollegen-Kreis umhören, wer welchen Steuerberater schon eine gute Leistung abgeliefert hat.
Auf Zusatzqualifikation achten. Wer sich als Steuerberater für Heilberufler ausweist, hat in der Regel das notwendige Know-how. Noch wichtiger für die Beurteilung der Qualität sind aber die Erfahrungen, die Ihre selbständigen Kollegen mit dem Dienstleister gemacht haben.
Vorauswahl treffen. Lassen Sie bei der Vorauswahl Vorsicht walten und lassen Sie sich nicht von bekannten Namen blenden. Gerade bei großen Sozietäten, die überregional oder gar international agieren, kann es leicht passieren, dass Sie „hinten herunterfallen“. Die haben an kleineren Mandaten selten ein großes Interesse und sind wegen ihrer oft hohen Verwaltungskosten bisweilen auch recht teuer.
Erstgespräch führen. Haben Sie eine oder mehrere geeignet erscheinende Kanzleien ausfindig gemacht, sollten Sie einen Termin fürs persönliche Kennenlernen vereinbaren. Klären Sie vorab, ob dafür schon Kosten berechnet werden. Die meisten Steuerberater werden kein Geld fürs Erstgespräch verlangen, wenn sie nicht gleich mit konkreten Rechtsfragen konfrontiert werden.
Entscheidung fällen. Wenn Sie mehrere Gespräche in mehreren Kanzleien geführt haben, ist eine systematische Entscheidung sinnvoll. Geben Sie jedem Kandidaten eine Note für Gesprächseindruck, Kompetenz, Sympathie und Kosten. Danach ermitteln Sie für jeden die Durchschnittsnote. So ermitteln Sie den Steuerberater, der am besten zu Ihnen passt.
Vertrag abschließen. Am besten schließen Sie einen schriftlichen Vertrag mit Ihrem neuen Steuerberater. Kommt es einmal zum Streit, haben Sie dann eine bessere Position, wenn Sie nachweisen können, was wirklich vereinbart wurde. Achten Sie darauf, dass aus dem Vertragstext hervorgeht, wer welche Aufgaben und Pflichten zu welchen Kosten übernimmt.
Misstrauisch bleiben: Sie sollten und dürfen sich niemals zu 100 Prozent auf Ihren Steuerberater verlassen und müssen sich deshalb ein gewisses Know-how in Steuer- und Finanzfragen aneignen. Sie sind nämlich verpflichtet, die Arbeit Ihres Steuerberaters zu prüfen und mit Ihrer Unterschrift zu bestätigen. Ein Mindestmaß an Mitarbeit setzen Gerichte hier voraus und nehmen Steuerzahler, die dem nicht nachkommen, in die Pflicht. Im Zweifelsfall haften Sie für die Fehler Ihres Steuerberaters und das kann teuer werden. Mit etwas mehr Durchblick in steuerlichen Praxisfragen können Ärzte ihre Probleme exakter formulieren und die richtigen Fragen stellen. Das kann Zeit, Geld und eine Menge Ärger sparen.
Praxistipps
Folgende Fragen …
… sollten Sie gleich im Erstgespräch klären:
- Wer wird die laufenden Angelegenheiten betreuen?
- In welchem Umfang wird sich der Steuerberater selbst um Sie kümmern?
- Betreut der Steuerberater auch andere Niedergelassene, hat er so für Sie – anonymisierte – Vergleichswerte?
- Welche Informationen und Auswertungen bekommen Sie direkt von ihm?
- Welche Kosten kommen auf Sie zu?
- Achten Sie während des Gesprächsverlaufs darauf, ob der Steuerberater in Ruhe zuhört, bei Unklarheiten nachfragt und Fragen verständlich beantwortet.