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Medizin

Wenn Boxer einen sogenannten Leberhaken, also einen festen Schlag unter die rechten untersten Rippen einstecken müssen, gehen sie in der Regel k.o. Deshalb schützen sie ihre Leber bestmöglich. Doch was ist mit der Allgemeinbevölkerung? Die fühlt sich für eine besondere Pflege ihres Entgiftungsorgans meist nicht wirklich verantwortlich.

Nur Alkoholiker haben eine Leberzirrhose? Weit gefehlt!

„Bei der Frage, was der Leber schaden und beispielsweise zu einer Leberzirrhose führen kann, denken die meisten Menschen vermutlich zuerst nur an Alkohol und dass beim Betroffenen ein erhöhter Alkoholkonsum vorliegen muss. Doch das ist nicht richtig. Neben übermäßigem Alkoholkonsum, der nach wie vor zu den Hauptursachen für Leberzirrhose zählt, können auch Viruserkrankungen wie Hepatitis B und C, Fettlebererkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselstörungen zu Leberzirrhose führen“, weiß Prof. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V.

Die Leberzirrhose entwickelt sich unauffällig und schleichend

Eine Leberzirrhose entwickelt sich meistens über Jahre bis Jahrzehnte hinweg, anfangs oftmals völlig ohne Symptome oder nur mit unspezifischen Krankheitszeichen, wie beispielsweise Appetitmangel, Müdigkeit oder Gewichtsverlust. Betroffene bringen diese Symptome meist nicht mit einer Lebererkrankung in Verbindung und kommen nicht auf die Idee, deswegen ihre Hausarztpraxis aufzusuchen. Dabei kann aus einer Leberzirrhose ein gefährlicher Leberzellkrebs entwickeln.

Eine Leberzirrhose ist im Anfangsstadium umkehrbar

Die Leberzirrhose ist in vielen Fällen vermeidbar und behandelbar, vorausgesetzt, sie wird frühzeitig erkannt. Mittlerweile weiß man, dass die Erkrankung im Frühstadium sogar reversibel ist – vorausgesetzt, die auslösenden Ursachen wie Hepatitisviren und Alkohol werden konsequent gemieden sowie ein gesunder Lebensstil gepflegt. Wenn eine Rückbildung der Leberzirrhose nicht erreicht werden kann, besteht die Hoffnung, durch eine geeignete Therapie und den vollständigen Verzicht auf lebertoxische Substanzen den Leberzustand im jetzigen Stadium zu erhalten und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Deshalb ist es wichtig, bei den Patienten das Bewusstsein für die Leber und Lebererkrankungen zu schärfen und ihnen Informationen über Prävention und Früherkennung zugänglich zu machen.

Motivieren Sie Ihre Patienten zur Früherkennung

Gesundheitsuntersuchungen tragen dazu bei, Lebererkrankungen frühzeitig zu erkennen – hier liefert die Blutuntersuchung auf die Enzyme GPT, GOT und GGT wertvolle Hinweise. Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren haben einmalig den Anspruch, sich auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C als Bestandteil der Gesundheitsuntersuchung testen zu lassen.

Chronische Hepatitis B kann medikamentös behandelt werden, während Hepatitis C heutzutage fast immer heilbar ist.

So funktioniert ein lebergesunder Lebensstil

Mittlerweile treten immer öfter Fettlebererkrankungen auf, die nicht in Zusammenhang mit Alkoholabusus stehen, sondern mit Übergewicht und Diabetes: etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung ist von solch einer Stoffwechselstörung-assoziierten, steatotischen Lebererkrankung (englisch: Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease; MASLD) betroffen und läuft damit Gefahr, eine Leberzirrhose zu entwickeln.

Deshalb gehören zu einem lebergesunden Lebensstil nicht nur der moderate Konsum von Alkohol, sondern auch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige, körperliche Aktivität.

Mehr Informationen zum Deutschen Lebertag finden Sie unter: www.lebertag.org.