Kombinationstherapie hilft bei Schlafstörungen am besten
Constanze PolenzDigitale kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit medikamentöser Therapie führte bei Teilnehmern einer chinesischen Studie zu einer nachhaltig verbesserten Schlafqualität
Digitale kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit medikamentöser Therapie führte bei Teilnehmern einer chinesischen Studie zu einer nachhaltig verbesserten Schlafqualität.
2020 gab die Landesärztekammer Hessen die Prävalenz für Insomnien in Deutschland mit sechs Prozent an und die Zahlen steigen. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Schlaflosigkeit führt zu einer Beeinträchtigung der Arbeitsproduktivität, wirkt sich negativ auf Immunsystem und Stoffwechsel aus und kann Neurodegeneration beschleunigen. Deshalb ist eine gute Therapie so wichtig.
Frauen leider häufiger unter Schlaflosigkeit
Bei der, in Jama Network Open veröffentlichten, retrospektiven Kohortenstudie untersuchte ein chinesisches Forscherteam Daten, die sie über drei Jahre lang über die mobile App „Good Sleep 365“ sammelten. Die Studie schloss 4052 Patienten ein, die an Schlaflosigkeit litten. Gut drei Viertel von ihnen waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 44,29 Jahren.
Die Forscher teilten die Teilnehmer in drei Gruppen entsprechend der Therapieformen ein: Digitale, kognitive Verhaltenstherapie allein, reine medikamentöse Therapie und eine Kombination aus beiden Therapieformen. Die Schlaftabletten, die die Teilnehmer nahmen, waren unterschiedlicher Natur: Benzodiazepine (z. B. Lorazepam, Alprazolam), Z-Substanzen (z. B. Zopiclon, Zolpidem), Antidepressiva (z. B. Trazodon, Mirtazapin) oder Neuroleptika (z.B. Quetiapin).
Digitale, kognitive Verhaltenstherapie wirkt
Die Schlafqualität der Teilnehmer ermittelten die Forschenden mithilfe des Pittsburgh Schlafqualitäts-Index (PSQI). Nach ein, drei und sechs Monaten wiederholten sie diesen Test und verglichen die Ergebnisse der drei Therapieformen.
Die pharmakologische Therapie alleine schnitt dabei am schlechtesten ab. Demgegenüber führte die digitale, kognitive Verhaltenstherapie schon in den ersten drei Monaten zu einer stetigen Verbesserung des Schlafverhaltens. Danach schwankten ihre Ergebnisse allerdings. Dennoch war sie der medikamentösen Therapie nach sechs Monaten deutlich überlegen. Sie wirkte auch auf komorbide Störungen wie Depressionen oder Ängste lindernd.
Am dauerhaftesten wirkte sich die Kombination von digitaler, kognitiver Verhaltenstherapie und Medikation auf die Schlafqualität aus.
Ärzte sollten deshalb ihren schlaflosen Patienten nicht nur Tabletten verordnen, sondern sie ermutigen, parallel dazu eine digitale, kognitive Verhaltenstherapie zu beginnen und dranzubleiben.