Hepatitis: Warum impfen bei HIV so wichtig ist
Ralf SchlengerAuch Menschen mit HIV können und sollten sich impfen lassen – besonders gegen Hepatitis. Denn häufig treten Doppelinfektionen mit HIV und Hepatitis B und C auf. Sie führen zu schwereren Verläufen der Leberentzündung und beschleunigen deren Chronifizierung.
Bestimmte Infektionskrankheiten treten bei Menschen mit einer HI-Virus-Infektion gehäuft auf und können bei ihnen besonders schwer verlaufen. Mindestens einmal jährlich sollten Kontrolluntersuchungen auf Geschlechtskrankheiten (Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien-Infektion) und insbesondere auf Hepatitis-Viren durchgeführt werden, rät die Deutsche Aidshilfe. Den Impfstatus hinsichtlich Hepatitis A und B gilt es jährlich zu überprüfen.
Schwerer Verlauf bei Doppelinfektion mit HBV und HCV
Wegen der ähnlichen Übertragungswege kommen bei HIV-Positiven häufig Doppelinfektionen mit HIV und dem Hepatitis-B-Virus (HBV) oder dem Hepatitis-C-Virus (HCV) vor. Letzteres ist bei Blut-Blut-Kontakten zehnmal infektiöser als das HIV. Auch intravenös Drogenabhängige und Empfänger von Blutprodukten haben ein erhöhtes Risiko einer Doppelinfektion.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die chronischen Verläufe der B- und C-Hepatitis. HIV-Positive, die sich mit Hepatitis B infizieren, haben gegenüber Nicht-HIV-Infizierten ein drei- bis fünffach höheres Risiko, eine chronische HBV-Infektion zu entwickeln. Anders bei einer HCV-Infektion; hier ist die Chronifizierungsrate bei HIV-Infizierten etwa genauso hoch wie bei Nicht-HIV-Infizierten.
Hat sich die Hepatitis einmal chronifiziert, wird der Verlauf der Leberentzündung durch die parallele HIV-Infektion beschleunigt. Es entwickeln sich so häufiger und früher eine Leberzirrhose und – als Spätfolge – Leberkrebs. Hinzu kommt, dass eine chronische Virushepatitis bei HIV-Positiven der wichtigste Co-Faktor für eine Lebertoxizität der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) ist.
Präventive Hepatitis-Impfung ab 16 Jahren
Impfstoffe mit rekombinant hergestelltem Hepatitis-B-Oberflächenantigen sind für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren, in halber Dosis auch für Jüngere, zugelassen. Die Grundimmunisierung umfasst drei Impfungen (Monate 0, 1, 6). Wegen des geschwächten Immunsystems schlägt die aktive Immunisierung bei HIV-Positiven oft ungenügend an. Werden keine ausreichenden Antikörpertiter gemessen, kann die Impfung in höherer Dosis wiederholt werden. Zur Verfügung stehen auch Kombinationsvakzinen, die zusätzlich inaktivierte Hepatitis-A-Viren enthalten. Gegen die Hepatitis C gibt es bis heute keine Schutzimpfung.
Außer gegen Hepatitis werden für HIV-Positive Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (TDaP, Auffrischung alle zehn Jahre), Pneumokokken (alle sechs Jahre) und Influenza (jährlich) empfohlen. Lebendimpfstoffe (Masern/Mumps/Röteln, Varizellen) werden unter der Voraussetzung empfohlen, dass mindestens 200 CD4-Helferzellen pro Mikroliter Blut gegeben sind. Bei schlechter Immunlage sind Lebendimpfstoffe kontraindiziert. In Phase 1 der klinischen Tests befindet sich ein therapeutischer HBV-Impfstoff, der die chronische Infektion heilen soll.
Safer Use und Safer Sex
„Safer Use“ bei intravenösem Drogengebrauch und Kondome können das Ansteckungsrisiko für HIV- bzw. Hepatitisviren verringern. Kommt es zu einer Virushepatitis, sollte weitestgehend auf Alkohol verzichtet werden, da er den pathologischen Umbau der Leber beschleunigt.
www.hivandmore.de, www.aidshilfe.de