Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Die neuen „Gelben Hefte“ sind voraussichtlich spätestens im dritten Quartal 2023 verfügbar, wie der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in einer Pressemitteilung erklärte. Neben der Integration der Stuhlfarbkarte ist auch die Aufnahme von deutlicheren Hinweisen in die Begleittexte zu den Kindervorsorgeuntersuchungen U2 und U3 geplant. So sollen Eltern auf typische Symptome einer Gallengangatresie aufmerksam gemacht werden, damit sie im Zweifelsfall möglichst frühzeitig eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

„Die Früherkennung eines Gallengangverschlusses hat mit den bisher vorgesehenen Hinweisen nicht optimal funktioniert“, so Dr. Monika Lelgemann, unparteiisches Mitglied des G-BA. „Zukünftig haben Eltern mit dem Kinderuntersuchungsheft, dem sogenannten Gelben Heft, auch eine Stuhlfarbkarte zur Hand. Aus unserer Sicht eine wichtige Hilfestellung, um eine blasse Stuhlfarbe als Warnsignal für einen Gallengangverschluss möglichst früh zu erkennen. Gleichzeitig werden die Eltern bei der zeitlich relevanten U2 und U3 von der Ärztin oder dem Arzt über diese Erkrankung aufgeklärt.“

Gallengangatresie kann tödlich enden

Bei einer Gallengangatresie kommt es zu einem irreversiblen Verschluss der ableitenden Gallengänge, infolgedessen sich die Gallenflüssigkeit staut. Unbehandelt führt die Erkrankung innerhalb der ersten Lebensjahre zu einem tödlichen Leberversagen. Deshalb kommt der Früherkennung eine entscheidende Bedeutung zu.

„Wird das Kind in den ersten zwei Lebensmonaten von einem qualifizierten Team operiert, können etwa 50 Prozent dieser Kinder langfristig mit ihrer eigenen Leber überleben“, erklärte Prof. Claus Petersen in einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), wo zwei Drittel aller Neugeborenen mit Gallengangverschluss in Deutschland behandelt werden. Ist der Eingriff erfolglos, wird eine Lebertransplantation nötig.

Stuhlfarbkarte hat sich bereits bewährt

Mit der Einbindung der Stuhlfarbkarte in das „Gelbe Heft“ folgt Deutschland nun dem Vorbild anderer Länder. So enthalten Kinderuntersuchungshefte in Taiwan, Japan, Mexiko und der Schweiz schon seit geraumer Zeit das nützliche Hilfsmittel zur Früherkennung. Darüber hinaus steht die Stuhlfarbkarte bereits seit Ende 2016 in allen Geburtskliniken in Niedersachsen zur Verfügung. Seit 2021 können Eltern bundesweit über die App „Lebercheck für Babys“ auf die digitalisierte Form zugreifen.