Weltweiter Trend: Ästhetischer Servicemarkt im Aufschwung
A&W RedaktionAuch nach der Pandemie dürfte die gestiegene Online-Präsenz eine treibende Kraft für die Inanspruchnahme ästhetischer Behandlungen sein. Eine umfangreiche Marktanalyse sagt – vorrangig für das nicht-chirurgische Segment – ein erstaunliches Wachstum für die nächsten Jahre voraus.
Schon während der Pandemie stieg die Nachfrage nach Schönheits-OPs, vor allem aber nach minimalinvasiven und nichtinvasiven Behandlungen. Dieser Trend soll anhalten und sogar weiter Fahrt aufnehmen. Das sagt ein Bericht des Marktforschungsunternehmens Global Industry Analysts voraus.
Globaler Markt für ästhetische Dienstleistungen
Derzeit ist der globale Markt für ästhetische Dienstleistungen bereits rund 18,1 Milliarden Dollar schwer. Bis zum Jahr 2026 prognostizieren die Marktanalysten ein Wachstum bis auf 23,3 Milliarden Dollar, bei einer jährlichen Wachstumsrate von 6,2 Prozent.
Für Deutschland sagt der Bericht eine Wachstumsrate von fünf Prozent voraus. In China, der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, sollen es sogar 8,4 Prozent Wachstum und eine Marktgröße von 2,2 Milliarden US-Dollar werden. Dominierender Markt sind laut Bericht die USA. Hier werden 6,1 Milliarden US-Dollar Marktvolumen vorhergesagt. Weitere interessante Märkte sind Japan und Kanada, deren Wachstumsprognose bei 4,7 beziehungsweise 5,7 Prozent liegt.
Das Wachstum werde vom zunehmenden Fokus auf das äußere Erscheinungsbild angetrieben, schreiben die Analysten. Allerdings gehen sie bei ihren Prognosen von steigenden verfügbaren Einkommen aus. Die instabile wirtschaftliche und politische Situation aufgrund des Ukrainekriegs konnte in dem im Februar 2022 publizierten Bericht noch nicht als globale Einflussgröße berücksichtigt werden.
Das individuelle Erscheinungsbild rückt weiter in den Fokus
Dennoch: Der Post-COVID-Markt unterscheidet sich von der präpandemischen Ära. Videokonferenzen und Soziale Medien sind wichtiger für den alltäglichen Kontakt geworden und werden es bleiben. Aus der Bilderflut und dem ständigen Abgleich mit anderen resultiert ein gewisser Druck, bestimmten ästhetischen Normen zumindest teilweise zu entsprechen. Während die Bevölkerung altert, sehnen sich Individuen vor allem nach dem Erhalt eines frischen, jugendlichen Aussehens. Auch wenn dies in Diskussionen gerne mal negiert wird: Die Nachfrage nach sogenannten Anti-Aging-Prozeduren ist in alternden Gesellschaften laut Marktanalyse signifikant gestiegen. Es gebe zudem einen wachsenden Bedarf, attraktiv zu wirken. Diesem Wunsch steht allerdings oftmals ein stressiger Lebensstil entgegen. Denn dieser kann zu vorzeitiger Alterung, Übergewicht oder Haarausfall führen.
Große Bandbreite an Dienstleistungen
Das chirurgische Segment könnte dem Bericht zufolge um 5,6 Prozent auf 14,2 Milliarden US-Dollar anwachsen. Für das nicht-chirurgische Segment wird ein Wachstum von sieben Prozent über die nächsten sieben Jahre vorhergesagt. Diese Prognosen berücksichtigen bereits die Schwächung der Wirtschaft durch die Pandemie. Das Wachstum im chirurgischen Segment werde wesentlich von der Nachfrage nach Brustvergrößerungen getrieben. Da sich allerdings inzwischen auch ohne Chirurgie dramatische ästhetische Verbesserungen erzielen lassen, werde eben dieser Markt noch stärker wachsen.
Ein hoher Bedarf wird für die Entfernung von Narben und Tattoos vorhergesagt. Insgesamt ist die Bandbreite der in dieser Studie betrachteten Dienstleistungen groß und ihre Definition als ästhetischer Service zum Teil diskutabel. Denn die Marktanalysten fassen unter anderem Falten- und Aknebehandlungen, die Depigmentierung, die Entfernung von Muttermalen, Fettabsaugungen sowie die Entfernung unerwünschter Haare zusammen mit der Behandlung von Psoriasis und Ekzemen.
Mehr Wettbewerbskompetenz und offene Fragen
Zu den analysierten Anbietern gehören unter anderem Dermatologiekliniken, Kosmetikzentren und ambulante Chirurgiezentren. Wer sich am Markt positionieren möchte, erfährt zudem auf 429 Seiten alles, was für den Wettbewerb relevant ist: führende Akteure, Herstellungsprozesse, Rohstoffe. So werden die verschiedenen Marktsegmente gründlich erörtert.
Inzwischen seien kosmetische Eingriffe und Prozeduren zunehmend akzeptiert und normalisiert, schreiben die Autoren. Das gelte vom Teenie-Alter bis hin zu den fortgeschritteneren Semestern. Was der Bericht nicht beantworten kann, sind tiefergehende Fragen. Wird die Lebensqualität dieses Menschen durch die Behandlung verbessert? Sind die Erwartungen an die Attraktivitätssteigerung realistisch? Wie ist einer ausufernden Selbstoptimierung zu begegnen? Bei all diesen Fragen ist, wie bei der Behandlung selbst, Fingerspitzengefühl gefragt.
Quelle: Global Industry Analysts: „Aesthetic Services – Global Market Trajectory & Analytics”, Februar 2022