Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Seit mehr als 50 Jahren versuchen Forschende den Pathomechanismus der bakteriellen Vaginose aufzuklären. Obwohl ihnen das bislang noch nicht gänzlich gelungen ist, geht man aufgrund aktueller Daten davon aus, dass die bakterielle Vaginose ein Syndrom mit dysbiotischen Veränderungen der Vaginalmikrobiota ist. Betroffene tragen ein erhöhtes Risiko für gynäkologische Komplikationen und Komplikationen während der Schwangerschaft. Darüber hinaus begünstigt eine bakterielle Vaginose Ko-Infektionen mit sexuell übertragbaren Infektionen. Hinzu kommt eine hohe Rate an Therapieversagen und chronisch rezidivierenden Verläufen.

Angesichts der hohen Relevanz für die Frauengesundheit und die klinische Praxis hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) die Überarbeitung der Leitlinie angestoßen, wie sie in einer Pressemitteilung erklärte. Zusammen mit weiteren Fachgesellschaften sowie Vertretern anderer Berufsgruppen und Anwendern hat die DGGG ihre Handlungsempfehlungen auf den neusten wissenschaftlichen Stand gebracht. Im Zuge der Aktualisierung fand außerdem eine strukturierte Konsensfindung statt, sodass die Leitlinie von S1- auf S2k-Niveau erhöht werden konnte.

Von Früherkennung bis Therapie

„Ziel ist die optimale Betreuung von Patientinnen mit bakterieller Vaginose, die häufig einen langen Leidensweg hinter sich haben. Im Sinne des ,Antimicrobial stewardship’ sollen unnötige und insuffiziente antibiotische Therapien vermieden und ein zielgerichteter Therapieansatz ermöglicht werden“, so Prof. Alex Farr von der Medizinischen Universität Wien, Federführender Mandatsträger der Leitlinie.

Die Leitlinie erstreckt sich über insgesamt 79 Seiten und richtet sich an Frauen jeden Alters. Die Handlungsempfehlungen umfassen die Diagnose und Behandlung sowie die Prävention und Früherkennung der bakteriellen Vaginose. Daneben enthält die Leitlinie praxisnahe Hintergrundinformationen wie eine Ausführung der Risikofaktoren und mikrobiologisches Fachwissen zur prädominanten Bakterienart der Gardnerella species. Sie ist unter Federführung der DGGG, der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) entstanden.