Zeckenübertragene Erkrankungen: FSME, Borreliose und jetzt auch noch ALSV
Sabrina KempeDer Schutz vor Zecken bleibt wichtig. Sie sind mittlerweile länger aktiv, weiter verbreitet und übertragen gefährliche, zum Teil noch wenig erforschte Krankheitserreger wie das Alongshan-Virus (ALSV). Was Fachleute angesichts der Klimawandel-bedingten Situation raten.
Milde Winter und wärmere Sommer führen dazu, dass Zecken in Deutschland ganzjährig aktiv sind. Zudem hätten sich die Verbreitungsgebiete vieler heimischer Zeckenarten in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, wie Prof. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), Düsseldorf, in einer Pressemitteilung erklärt.
Zecken tragen gefährliche Keime
Das ist problematisch, weil Zecken bei jeder Blutmahlzeit eine Vielzahl an Bakterien und Viren weitergeben können. Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist nach Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) der gemeine Holzbock, der mit Borrelien oder dem Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösenden Virus infiziert sein kann. Selten befielen auch Auwaldzecken, die FSME-Viren und Rickettsien übertragen können, den Menschen. Ebenso hätten zwei ursprünglich aus den Tropen stammende Arten der Gattung Hyalomma begonnen, sich in Deutschland auszubreiten. Sie können das Krim-Kongo-Virus übertragen, den Auslöser vom Krim-Kongo-hämorrhagisches-Fieber (CCHF).
In mehreren europäischen Ländern, so auch in Niedersachsen, wurde laut Jelinek das erstmals in Nordchina identifizierte Alongshan-Virus (ALSV) nachgewiesen. ALSV-infizierte Personen hatten in Along-shan nach einem Zeckenstich FSME-typische Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber entwickelt. Wie stark Menschen von ALSV-Infektionen betroffen sind, ist noch weitgehend unklar, spezifische Therapie und Impfung fehlen.
Beste FSME-Prophylaxe: Impfen!
Die effektive FSME-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission für alle Erwachsenen und Kinder (ab 1 Jahr) empfohlen, die sich in FSME-Gebieten aufhalten. Für eine Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig, eine Auffrischimpfung alle drei bis fünf Jahre. „Das ist auch für Menschen außerhalb der Risikogebiete sinnvoll. Denn FSME-Fälle gibt es auch dort“, mahnte Prof. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, in einer Pressemitteilung der Universität Hohenheim. Denn wie es darin heißt, rechnen Forschende mit langfristig steigenden FSME-Fallzahlen, häufigeren Jahren mit besonders hohen FSME-Zahlen und einer hohen Infektionsdunkelziffer.
„Eine Untersuchung des RKI hat gezeigt, dass bei schweren Infektionen Langzeitfolgen möglich sind. Rund zehn Prozent von über 500 befragten Patienten hatten auch nach über einem Jahr noch Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme mit der Balance oder beim Gehen“, sagte er. „Auch bei Kindern kann es einen schweren Verlauf geben – bis hin zu künstlicher Beatmung und Ernährung. Vor dem Hintergrund der steigenden Fallzahlen ist daher auch eine Impfung von Kindern dringend anzuraten“, forderte Dobler. Daneben empfiehlt das RKI Maßnahmen, um sich vor den Zecken selbst zu schützen.
Schutz vor Zecken
Das Robert Koch-Institut empfiehlt zum Schutz vor Zecken:
Tragen von langer heller Kleidung
Anwendung von Repellentien (Akariziden) auf Haut und Kleidung
Absuchen des Körpers nach einem Aufenthalt im Freien
Schnelles Entfernen von Zecken
u. a. Pressemitteilungen der Universität Hohenheim und des Centrums für Reisemedizin