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Allgemeinmedizin

Brennen beim Wasserlassen, ständiger Harndrang, allgemeines Krankheitsgefühl: Die Symptome einer Blasenentzündung können sehr unangenehm werden. Viele Frauen kämpfen regelmäßig gegen die Zystitis, die in den meisten Fällen durch eine Infektion mit Bakterien ausgelöst wird. Häufig ist die Behandlung mit der Einnahme von Medikamenten verbunden.

Pflanzliche Medikamente mit alternativen Wirkstoffen

Gibt es für Frauen mit einer unkomplizierten, wiederkehrenden Blasenentzündung eine Alternative zur Behandlung mit Antibiotika? Diese Frage einer Bürgerin beim ThemenCheck Medizin des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) war Anstoß für eine Untersuchung. Deren Ergebnisse wurden jetzt in einem Bericht zur Gesundheitstechnologie-Bewertung (Health Technology Assessment; HTA) zusammengefasst.

Vorbeugung mit pflanzlichen Mitteln

Das beauftragte Autorenteam hat insgesamt 15 randomisierte kontrollierte Studien mit neun unterschiedlichen Pflanzenbestandteilen identifiziert. Auf deren Basis untersuchten sie den Nutzen pflanzlicher Präparate zur Vorbeugung von leichten Blasenentzündungen. In den meisten dieser Studien (n = 12) wurden Mittel untersucht, die Cranberry enthalten.

Cranberry: Nützlich zur Vorbeugung von Rezidiven

Die ausgewerteten Studien weisen auf einen Nutzen von Mitteln mit Cranberry hinsichtlich einer Verringerung der Rezidivrate hin. Verglichen wurde die Wirksamkeit mit der Einnahme von Placebos. „Durch die Einnahme eines Cranberry-Präparats konnten in einem Zeitraum von drei Monaten drei von 100 Frauen eine unkomplizierte Blasenentzündung vermeiden“, heißt es in einer Kompaktfassung des HTA-Berichtes. Darüber hinaus fand sich ein Anhaltspunkt für die Verlängerung des Zeitraums bis zum nächsten Rezidiv.

Antibiotika wirken besser

Im Vergleich zu einer antibiotischen Langzeitbehandlung zeigte sich ein Anhaltspunkt für einen geringeren Nutzen der Cranberry-Präparate hinsichtlich der Vermeidung von entsprechenden Infektionen.

Eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika wird von Fachgesellschaften jedoch erst nach dem Versagen von anderen Maßnahmen wie Verhaltensänderungen, nicht antibiotischen Präventionsmaßnahmen sowie bei einem hohen Leidensdruck der Patientinnen für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten empfohlen.

Auch Bärentraubenblätter und Löwenzahn wirken gegen Blasenentzündung

Bei der Bewertung von anderen pflanzlichen Präparaten zur Vermeidung von wiederkehrenden, leichten Blasenentzündungen stellten die Wissenschaftler unter anderem einen Anhaltspunkt für den Nutzen eines Präparats aus Bärentraubenblättern und Löwenzahn im Vergleich zu Placebo fest.

Für ein Präparat aus Liebstöckelwurzel, Rosmarinblättern und Tausendgüldenkraut (in der Kombination mit Antibiotika) fanden sie Anhaltspunkte für einen Zusatznutzen im Vergleich zur alleinigen Gabe von Antibiotika.

Nutzen von pflanzlichen Mitteln bei akuter Infektion

Die Frage, ob pflanzliche Präparate auch zur Akutbehandlung von symptomatischen Episoden bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung geeignet sind, konnte das Autorenteam nicht abschließend klären. Hierfür stehen bislang noch keine aussagekräftigen Daten zur Verfügung.