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Finanzen

Erfahrene Finanzplaner wissen: Es reicht, wenn auf dem Konto der Notgroschen von rund sechs Nettogehältern sowie genügend Geld für absehbare Anschaffungen liegen. Damit decken Anleger finanzielle Risiken wie Arbeitslosigkeit ab, ohne im Notfall ihre Fonds, ETFs oder Einzelaktien verkaufen zu müssen. Die Profis wissen aber auch: Darüber hinaus vorhandenes Vermögen sollte je nach individuellem Risikoprofil an der Börse investiert werden. Nur dort besteht die Chance, auf Dauer eine Rendite zu erzielen, die klar über dem Zins von Tages- und Festgeldkonten liegt.

Wertpapiere schlagen Zinskonten deutlich

Gute Gründe für eine rentable Geldanlage gibt es genug: „Etliche Sparer wollen ihr Geld nicht mehr bei geringen Zinsen von der Inflation entwerten lassen. Andere wiederum möchten Schritt für Schritt ein kleineres oder größeres Vermögen für sich bzw. ihre Kinder aufbauen. Und Anleger in mittleren Jahren streben oft eine zusätzliche monatliche Rente im Ruhestand an und setzen dazu auf Aktien, ETFs oder Fonds“, sagt Prof. Hartwig Webersinke von der Technischen Hochschule Aschaffenburg. „All diese Menschen stehen vor der Frage: Wie können Sie ihr Vorhaben am besten umsetzen?“, so der Dekan und Leiter des dortigen Instituts für Vermögensverwaltung. Prinzipiell stehen ihnen dazu fünf Wege offen, die im folgenden Überblick dargestellt werden.

Do-it-Yourself: Geldanlage als Nebenberuf

Die Sache selbst in die Hand zu nehmen, erscheint den meisten Sparern als günstigste Variante. Doch das ist nur vorderhand der Fall. Zum einen ist sehr viel Zeit nötig, um sich in das komplexe Thema Finanzmärkte einzuarbeiten. Zum anderen müssen die Börsenneulinge jahrelang reichlich Zeit aufwenden, um sich auf dem Laufenden zu halten und um das Depot erfolgreich zu verwalten (mehr dazu lesen Sie hier). Nicht zu vergessen: In der mehrjährigen Lehrzeit sind Fehler durchaus wahrscheinlich, sodass sich der scheinbar günstige Weg als sehr teuer erweisen kann.

Fazit: Geeignet für alle, die Geldanlage zu ihrem (Neben-)Beruf machen wollen

Filialbank: Bequemlichkeit kostet

Wer sich entscheidet, seine Filialbank mit der Geldanlage zu beauftragen, bekommt vor allem eines: Bequemlichkeit. Auch für die Banken ist es bequem, wenn sie sämtliche Angelegenheiten der Kunden – etwa Girokonto, Baudarlehen und Geldanlage – in ihrer Hand haben. Schließlich verdienen sie gut daran, wenn sie Kunden, die weder wechseln noch sich um andere Dienstleister kümmern wollen, hauseigene Anlageprodukte verkaufen. Der Grund: Diese Produkte haben oft deutlich höhere Kosten, als den meisten bewusst ist.

Fazit: Geeignet für alle, die glauben, dass ihre Bank die besten Produkte hat und die bereit sind, dafür mehr zu zahlen als nötig

Robo-Advisor: Der Computer hat das letzte Wort

Niedrige Kosten und die unterschwellige Botschaft „Der Computer hat immer Recht“: Damit wollen die sogenannten Robo-Advisor überzeugen.  Die fast voll automatisierten Finanzvertriebe bieten ihrer vorrangig jungen Klientel eine meist überschaubare Auswahl von Indexfonds (ETFs) an. Zudem unterteilen die „Robos“ ihre Kunden ohne individuelle Rücksprache in Risikoprofile mit schematischer Depotstruktur, nachdem diese online einen Fragebogen ausgefüllt haben. Fehleinschätzungen bei der Selbstauskunft lassen sich so kaum ausräumen.

Fazit: Geeignet für alle, die ihre Geldanlage komplett Maschinen anvertrauen wollen und mit einer geringen ETF-Auswahl zufrieden sind

Online-Vermögensverwaltung: Maschine denkt, Mensch lenkt

Unabhängige Vermögensverwalter verdienen nicht am Verkauf von Produkten wie Banken. Diese von der BaFin kontrollierten Experten werden stattdessen von ihren Kunden bezahlt und arbeiten somit in deren Interesse. Bei der Online-Vermögensverwaltung, die ab 25.000 Euro möglich ist, werden auch Algorithmen benutzt. Doch die Entscheidungen treffen letztlich Menschen mit jahrelanger Berufserfahrung, die von ihren Kunden etwa per Mail kontaktiert werden können. Sie wählen aus einem breiten Spektrum geeignete Produkte aus, ohne selbst daran zu verdienen. Das Magazin „Capital“ hat jüngst über 100 unabhängige Vermögensverwalter getestet (Kasten unten).

Fazit: Geeignet für alle, die eine unabhängige Vermögensverwaltung zu vertretbaren Kosten nutzen möchten.

Klassische Vermögensverwaltung: Maßgeschneidert für den Kunden

Die klassische unabhängige Vermögensverwaltung (s. oben) ist zuweilen ab 100.000 Euro, manchmal auch erst ab 250.000 Euro möglich. Dabei analysieren die Vermögensprofis die Lebens-, Vermögens- und Steuersituation der Kunden und planen ausführlich die Erreichung ihrer finanziellen Ziele. Zur Umsetzung stehen neben allen ETFs und aktiv verwalteten Fonds das gesamte Spektrum an Einzelwerten sowie unternehmerische Beteiligungen und Immobilien offen. Dadurch kann die Geldanlage sehr spezifisch auf die Kunden abgestimmt werden.

Fazit: Geeignet für alle, die bei einer unabhängigen Vermögensverwaltung mindestens 100.000 Euro anlegen möchten und individuelle Beratung und persönlichen Kontakt schätzen.

108 bankenunabhängige Vermögensverwalter im Härtetest
Das Wirtschafts- und Finanzmagazin „Capital“ hat mehr als 50.000 anonymisierte Depots analysieren lassen, die im vergangenen Jahr bei 108 bankenunabhängigen Vermögensverwaltern geführt wurden. Dazu gewährten die teilnehmenden Vermögensverwalter dem Testteam Einblick in die realen Daten bei ihren Depotbanken wie der V-Bank. Die Depots wurden in drei Risikokategorien eingeteilt: konservativ, ausgewogen und chancenorientiert. Bewertet wurden folgende Kriterien:

Portfoliostruktur: Wird gut über Aktien, Anleihen und andere Investments sowie über Regionen und Branchen gestreut?

Produktumsetzung: Investiert die Vermögensverwaltung sinnvoll in Einzeltitel bzw. in aktiv gemanagte Fonds?

Risikomanagement: Wie robust zeigen sich die Depots bei Marktcrashs oder Zinsschwankungen, wie es sie 2022 gab?

Kosten: Wie hoch sind die Kosten der Anlageprodukte und die Kosten für Kauf und Verkauf?

Performance: Welche Renditen erzielten die Vermögensverwalter im Vergleich zu einer gewählten Benchmark?

Mehr Infos zu den Ergebnissen des Capital-Vermögensverwalter-Tests 2023 finden Interessenten unter www.v-check.de/content/top-verwalter

Autor: Jürgen Lutz