Finanzwissen statt Spielzeug: Sinnvolle Weihnachtsgeschenke
Florian JunkerStatt einfach Spielzeug oder ein Geldkuvert unter den Baum zu legen, bringt es Kindern und Jugendlichen langfristig mehr, mit Anlagegeschenken das Interesse am Vermögensaufbau zu wecken. Aber was eignet sich als finanzpädagogisch sinnvolles Präsent?
Leuchtende Kinderaugen, das wollen Eltern und Großeltern sehen, wenn die Geschenke unter der Tanne ausgepackt werden. Das funktioniert erfahrungsgemäß am besten mit heiß begehrten Dingen wie der neuen Playstation oder bei größeren Kindern mit einem üppigen Shoppinggutschein. Aber wer den lieben Kleinen langfristig wirklich wertvolles schenken möchte, sollte lieber etwas mit Finanz-Know-How wählen. „Sparpläne in Fonds oder ETFs sind eine hervorragende Alternative zu klassischen Geldgeschenken“, sagt Tobias Meyer von der GFA Vermögensverwaltung aus Herbolzheim. Diese bieten den Vorteil, dass das investierte Geld über die Jahre durch den Zinseszinseffekt wachsen kann. „Somit können größere Wünsche wie ein heiß ersehntes Fahrrad oder der Führerschein später leichter realisiert werden.“ Und das hat noch einen ganz entscheidenden zusätzlichen Vorteil: Die Kinder lernen so von Anfang an, Geld gut anzulegen und nicht nur zu sparen.
Top Anlageformen
„Das klassische Girokonto oder Sparbuch sind inflationsbereinigt betrachtet echte Bremsen für den Vermögensaufbau über die Zeit, da die Zinsen nicht mit der Inflation mithalten können“, erklärt GFA-Vermögensfachmann Tobias Meyer. Auch beliebte Geschenke früherer Generationen wie Sonderprägemünzen oder Schmuck sind unter Anlagegesichtspunkten in den allermeisten Fällen nicht empfehlenswert. Das weiß jeder, der schon einmal eine liebevoll aufgebaute Sammlung oder ein Familienjuwel geerbt hat und dann im Fachgeschäft um die Ecke verkaufen wollte. Aber es gibt auch eine glänzende Ausnahme: „Goldmünzen sorgen bei fast jedem für leuchtende Augen, denn über die Jahrtausende steht das Edelmetall quasi als Synonym für Werterhalt“, erklärt Lena Lochner, Portfoliomanagerin beim Vermögensverwalter Bayerische Vermögen Management aus Bad Reichenhall. Besonders interessant sind hier bekannte Prägungen wie Golden Eagle, Maple Leaf oder Australian Kangaroo, deren Wert sich tagesaktuell im Internet nachvollziehen lässt. „Natürlich werfen solche Goldmünzen keine Zinsen oder Dividenden ab, aber hier geht es weniger um die großen Renditechancen, sondern um ein schönes und greifbares Geschenk, das auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch sehr wertvoll sein wird“, sagt Finanzexpertin Lochner. Aber für einen wirklich erfolgreichen Start eines lebenslangen Vermögensaufbaus ist ein physischer Edelmetallschatz sicher nur eine Beimischung. Hier ist Finanz-Know-How gefragt und das lässt sich ein Stück weit verschenken – je früher, desto besser.
Bessere Börsenchancen
Das kann schon ab fünf Jahren mit der Juniorversion des Spielklassiker Monopoly losgehen, um die Prinzipien von Angebot und Nachfrage spielerisch zu erfahren. Aber relativ unabhängig vom Alter, kann es noch effektiver sein, dem Nachwuchs das erste Wertpapier zu schenken und ein Depot einzurichten. Denn auch wenn Kinder vielleicht erst später die besondere Magie des Zinseszinses oder die Kraft von reinvestierten Erträgen und Dividenden verstehen, lässt sich nach ein paar Jahren in der Regel gut erkennen, dass sich Geldeanlage rentiert. Die Auswahl des passenden Finanzpräsents ist eine Frage der Präferenzen bei den Themen Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit. Bei speziellen Kindersparangeboten oder so etwas wie Ausbildungsversicherungen und Co. gilt es jedoch, ganz genau hinzuschauen und die Kosten im Auge zu behalten. „Gar nicht so selten erwirtschaften solche Produkte unter dem Strich in den ersten Jahren abzüglich der Abschlussgebühren kaum Rendite“, erklärt Anlageexpertin Lena Lochner. „Ob die dazu angebotenen Vorteile oder die langfristige Ertragsperspektive das ausgleichen kann, sollte im Einzelfall geprüft werden.“ Soll das Finanzgeschenk sich aber auf Dauer bewähren, kommt man eigentlich am Aktienmarkt nicht vorbei. Hier gibt es jedoch immer die Möglichkeit von Kursschwankungen. „Eine breite Streuung und ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis sind essenziell“, empfiehlt GFA-Fachmann Tobias Meyer. Das lässt sich kostengünstig durch passive Indexfonds - sogenannte ETFs - aber auch durch gut gemanagte aktive Fonds umsetzen.
statista; Quelle: FOM; IFES
Interview:„Eigene Anlageverluste sind wertvoll für Jugendliche“
Wer später einmal renditestarke Anlageklassen an der Börse erfolgreich nutzen möchte, sollte möglichst früh an Finanzthemen herangeführt werden, erklärt Lena Lochner, Portfoliomanagerin beim Vermögensverwalter Bayerische Vermögen Management aus Bad Reichenhall.
Frau Lochner, wie wichtig ist finanzielle Bildung und wann sollte man damit anfangen?
Lena Lochner: Wer in seinem Leben Reserven bilden und ein Vermögen aufbauen will, sollte sich so früh wie möglich mit Geldthemen auseinandersetzen, am besten schon als Kind. Das kann schon im Vorschulalter mit dem klassischen Kaufladen losgehen, um die Grundzüge des Prinzips „Ware für Geld“ zu verinnerlichen. Wenn dann in der Grundschule das Verständnis für Zahlen erlernt wurde, ist der Weltspartag Ende Oktober immer ein guter Aufhänger, um die Faszination für die Macht der Zinsen auf dem ersten eigenen Sparkonto zu wecken. Danach sollten sich Eltern beim Thema Geldanlage nicht auf die Schule verlassen und selbst für finanzielle Bildung des Nachwuchses sorgen.
Wie lernen Schüler am besten, Geld anzulegen?
Lochner: Tatsächlich ist das Bildungsangebot der Schulen zum Thema Geldanlage meiner Erfahrung nach eher sehr überschaubar. Eltern sollten hier lieber selbst aktiv werden und das fängt am besten am heimischen Küchentisch an. Wenn Wirtschaftsthemen und Finanzfragen hier öfter besprochen werden, wird das erste Interesse geweckt. Ein eigenes Wertpapierdepot, das zum Beispiel an Weihnachten mit einer Geschenkposition angereichert wird, fällt dann auf fruchtbaren Boden. So können Kinder und Jugendliche die Vorteile langfristiger Geldanlage von Anfang an mitlernen. Grundsätzlich gilt, je mehr Eltern oder Großeltern hier selbst gutes Finanzverhalten vorleben, desto eher wird auch der Nachwuchs dieses Thema ganz automatisch ernst nehmen und die Wichtigkeit begreifen.
Was halten Sie vom typischen Börsenspiel in Schulen?
Lochner: Grundsätzlich ist die Beschäftigung mit dem Auf und Ab der Kurse eine gute Idee, denn hier gibt es auf Dauer in der Regel die größten Chancen, Geld rentabel anzulegen. Ob es allerdings eine wirklich gute Idee ist, dass diejenigen gewinnen, die in einem relativ kurzen Zeitraum die höchste Performance erreichen, wage ich zu bezweifeln. Denn wer auf Dauer an der Börse erfolgreich sein will, dürfte gut beraten sein, nicht wie im Casino zu zocken, sondern mit Sinn und Verstand langfristig zu investieren. Erfahrungsgemäß lernen die meisten diese Lektion fürs Leben am besten, wenn sie ihr eigenes Geld das erste Mal zu riskant angelegt haben und Lehrgeld bezahlen. Deswegen würde ich es Jugendlichen ermöglichen, zum Beispiel das im Ferienjob verdiente Geld oder ein üppiges finanzielles Weihnachtsgeschenk der Großeltern doch einfach mal selbst anzulegen. Hier gemachte Erfahrungen und dabei ganz besonders die erlittenen Verluste können wertvoll fürs ganze Leben sein.
Sollten Eltern das einfach im eigenen Depot machen?
Lochner: Besser ist es, ein Depot auf den Namen der Kinder anzulegen, das bis zur Volljährigkeit von den Eltern verwaltet wird. Das hat praktische Vorteile, denn damit ist immer die Eigentumsfrage eindeutig geklärt. Sonst kann es in ein paar Jahren schwierig werden, gerade bei mehr als einem Kind, nachzuvollziehen was genau und wie lange angespart wurde. Auch die Anrechnung von Erträgen mit Zinseszinsen kann schnell komplex und die Nutzung von Freibeträgen erschwert werden. Natürlich muss man sich aber auch bewusst sein, dass mit dem 18. Geburtstag das Depot komplett in die Verantwortung des dann erwachsenen Kindes übergeht.
Welche Grundkriterien für die Auswahl von Aktien sollten Kinder bis dahin gelernt haben?
Lochner: Die Auswahl von Einzelaktien ist eher etwas für sehr erfahrene Anleger. Hier gilt es viele verschiedene Kriterien zu beachten. Etwa einen niedrigen Schuldenstand des Unternehmens, aber auch die Zukunftsperspektiven für Umsatz- und Gewinnwachstum müssen stimmen, genauso wie die Stabilität in wirtschaftlich heraufordernden Zeiten, wie wir sie ja in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder erlebt haben. Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderen Kennzahlen und Kriterien, auf die Profis achten. Das ist für Privatpersonen in der Regel aber kaum umsetzbar, deswegen sind aktiv gemangte Fonds oder ETFs, also breit gestreute passive Indexfonds, eher geeignet, gerade für Investmentanfänger.
Auf was sollten die Nachwuchsbörsianer bei der Auswahl von Fonds und ETFs Wert legen?
Lochner: Manchmal ist es bei aktiv gemanagten Produkten gar nicht so einfach nachzuvollziehen, nach welchen Kriterien ausgewählt wird oder die Vorgehensweise wird nur recht blumig umschrieben. Ein guter Hinweis sind die zehn größten Positionen im Fonds. Die hier aufgeführten Werte sollten zu den eigenen Präferenzen passen. Zudem sollten die Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zu den bisher erreichten Erfolgen stehen. Sonst können ETFs, die einfach bekannte Börsenindices nachbauen, die günstigere Wahl sein, um zu investieren. Hier würde ich Produkte bevorzugen, die Börsenbarometer physisch abbilden. Wo also wirklich die Aktien des Index gekauft werden, denn damit stellen die ETF-Anteile einen echten Gegenwert dar. Wenn jetzt noch im Jugendportfolio das Grundprinzip der Diversifizierung beachtet, also möglichst breit gestreut investiert wird und nicht alles zum Beispiel nur auf eine Branche oder eine Region konzentriert ist, dann ist der Nachwuchs gut positioniert, um schon in jungen Jahren Vermögen aufzubauen.
Name | ISIN | Wertentwicklung (3 Jahre) | Laufende Kosten | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
DJE - Dividende & Substanz | LU0159550150 | 6,90 % | 1,89 % | Aktiver Fonds mit einer internationalen Aktienmischung fokussiert auf Substanzwerten und Dividenden |
Global Favourites | DE000A2QAX96 | 6,86 % | 2,11 % | Aktiver Fonds mit Substanztiteln aus dem OECD-Raum |
iShares Dow Jones Global Titans 50 | DE0006289382 | 44,09 % | 0,51 % | ETF mit den 50 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt |
iShares MSCI World Quality Dividend | IE00BKPSFC54 | 35,60 % | 0,38 % | Weltweit gestreuter ETF mit dem Fokus auf Aktien mit hoher Ausschüttungsqualität |
Vanguard FTSE All-World | IE00BK5BQT80 | 28,29 % | 0,22 % | International gestreuter ETF mit mehr Werten als der MSCI World |
Quelle: onvista.de, Stand 14.11.2024 |