So fühlen Anleger ihrem Finanzberater auf den Zahn
Jürgen LutzWie Sie mit Empfehlungen ihres Finanzberaters umgehen sollten und welche Fragen wichtig sind, erläutert David Bienbeck, Vorstand und Portfoliomanager bei der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung.
Herr Bienbeck, viele Anleger erhalten von ihren Bankberatern oft ungefragt Empfehlungen, welche Fonds oder andere Finanzprodukte sie kaufen können. Ist es sinnvoll, diesen Vorschlägen zu folgen?
David Bienbeck: Das kommt sehr drauf an. In der Regel kennen Bankberater bei größeren Depots die Vorgaben und finanziellen Ziele ihrer Kunden und orientieren sich daran. Dem steht entgegen, dass Banken immer wieder Verkaufs-Offensiven starten, um Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen, ohne sehr konkret auf ihre Kunden einzugehen.
Warum ist das so?
David Bienbeck: Verantwortlich für diese Offensiven sind die Provisionen, die sich damit verdienen lassen. Banken, Finanzberater und sogenannte Vermögensberater verkaufen oft ausschließlich (haus)eigene Produkte, die Provisionen und weitere Kosten enthalten. Daher wählen sie Produkte nicht in erster Linie deshalb aus, weil diese für die Ziele der Kunden am besten geeignet und günstig sind, sondern weil sie ein großes Interesse an deren Vertrieb haben.
Das bedeutet also, in solchen Gesprächen besser eine gewisse Vorsicht walten zu lassen?
David Bienbeck: Absolut! Wenn ein Berater einen Fonds empfiehlt, sollten Anleger ihn fragen, wie dieses Produkt nach seiner Ansicht ins Wertpapierdepot passt und welche Chancen und Risiken es bietet. Falls sie etwas nicht verstehen, sollten sie so lange nachhaken, bis Klarheit herrscht. Zudem sollte man sich über die gesamten Kosten informieren und nachfragen, ob man das avisierte Ziel nicht mit günstigeren Mittel erreichen kann.
Das klingt nach viel Arbeit. Was sollte man sonst noch beachten?
David Bienbeck: Falls der Berater einen längerfristigen Kurs-Chart für das Produkt präsentiert, sollte man sich erkundigen, ob es sich um lineare oder logarithmische Charts handelt. Lineare Charts werden leider gern verwendet, obwohl sie leicht zu falschen Schlüssen führen können, die Anleger Geld kosten. Bei logarithmischen Charts besteht diese Gefahr nicht. Wer so vorgeht, gewinnt neben der Klarheit über den Kursverlauf auch direkt einen Eindruck von der fachlichen Kompetenz des Beraters.
Was sollten Anleger tun, die auf diese Frage keine befriedigende Antwort erhalten?
David Bienbeck: Sie sollten ernsthaft darüber nachdenken, den Berater zu wechseln oder sich gleich an einen kompetenten Anbieter zu wenden.