Garagengold: Was Oldtimer als Investition so attraktiv macht
A&W RedaktionClassic Cars sind in den vergangenen Jahren rasant an Wert gestiegen. Und ein Kauf kann sich auch jetzt noch lohnen – wenn man ein Faible für solche Fahrzeuge hat.
„Oldtimer haben schon ihre Faszination“, schwärmt Classic-Car-Sammler Holger Lüttke von der Vermögensverwaltung Gies & Heimburger in Kelkheim. „Da können Sie noch die Technik verstehen, fahren wirklich selbst ohne Einparkhilfe oder ähnliches und Sie haben Fahrzeuge in wunderbarer Ästhetik mit viel Chrom, Leder oder Holz.“
Tatsächlich hat die Begeisterung der Investoren für Sammlerobjekte wie alte Autos, Kunst oder Wein in den vergangenen Jahren stark zugenommen und deren Preise nach oben getrieben. Das beweist ein Blick auf den Coutts Passion Index. Zwischen 2005 und Ende 2017 haben sich Sammleruhren um knapp 105 Prozent verteuert, bei Wein waren es 153 Prozent und bei Münzen 224,6 Prozent. Ein Bereich aber beeindruckt besonders: Classic Cars. Hier legte der Teilindex fast 332 Prozent zu.
„Natürlich kommt darin die Alternativlosigkeit der Anleger angesichts extrem niedriger Zinsen zum Ausdruck“, erläutert Markus Benndorf von der FiNUM.Private Finance AG aus Haltern am See. „Sie waren in den vergangenen Jahren verzweifelt auf der Suche nach alternativen Investments, die ihnen die Chance auf eine stärkere Portfoliodiversifikation, realen Werterhalt und eine zusätzliche Rendite bieten.“
Eigenschaften, die auf Classic Cars zuletzt zutrafen. Im Vordergrund sollte das dabei aber nicht stehen. „Ich rate nur demjenigen zum Kauf eines Oldtimers, der auch eine gewisse Leidenschaft dafür mitbringt“, sagt Benndorf weiter. Denn in der Tat muss man sich, um ein gutes Fahrzeug zu finden, mit dem Thema schon sehr gründlich auseinandersetzen.
„Jemand, der echtes Interesse an dem Thema mitbringt, sollte zunächst eine Vorstellungen davon haben, welche Art Oldtimer er möchte“, so Lüttke. Denn es gibt eine Vielzahl verschiedener Classic Cars: Solche aus den Vorkriegsjahren, Limousinen, den klassischen Sportwagen oder Youngtimer, die jünger als 30 Jahre sind, um nur einige zu nennen. Und längst nicht alle werden gleichermaßen stark nachgefragt. „Derzeit“, informiert der Experte, „sind zum Beispiel Limousinen aus der Zeit vor dem Krieg weniger stark in Mode, eher dagegen offene Sportwagen.“
Wichtig ist auch, wie viele Einzelstücke es von einem Fahrzeug noch gibt. „Während Autos aus der Massenproduktion kaum im Wert steigen, ist die Chance dazu umso größer, je weniger Exemplare es von einem Wagen gibt“, erklärt Benndorf. Ein entscheidendes Kriterium für die Qualität eines Classic Cars ist dann der Zustand eines Wagens. „Je näher er am Originalzustand ist, umso besser“, sagt der Experte weiter.
Allerdings ist nicht immer einfach festzustellen, ob es sich um Originalteile handelt oder nicht. Wer das nicht selbst entscheiden kann, sollte sich Unterstützung von einem Gutachter oder unabhängigen Experten holen, beispielsweise von einem Oldtimer-Club. Zu einem vermeintlich günstigen Oldtimer zu greifen, davor warnt Benndorf deshalb auch: „Echte Qualität und Seltenheit haben da einfach ihren Preis.“
Bedenken müssen Oldtimer-Käufer schließlich, dass Classic Cars, anders als eine Aktie, die man sich ins Portfolio legt, gehegt, gepflegt, und gefahren werden muss und Nebenkosten mit sich bringt. Unterbringung, Versicherung und Ausgaben für Ersatzteile und Reparaturen können teuer werden. Deshalb können neben Leidenschaft auch gewisse technische Kenntnisse und Fertigkeiten wichtig sein. Wer selbst Hand anlegen kann, spart Geld.
Ist das alles gegeben, dann kann sich ein Oldtimer-Investment aber auszahlen. „Zwar können auch die Preise von Oldtimern einbrechen“, sagt Lüttke, „anders als bei Aktien haben Sie dann aber immer noch etwas zum Anfassen, zum Fahren, zum Genießen. Und wenn der Wert langfristig steigt, dann ist das ein schöner Nebeneffekt.“
Die teuersten Fahrzeuge aller Zeiten
Fahrzeuge aus Filmen, die bekannte Rennen gewonnen haben oder berühmten Persönlichkeiten gehörten, sind besonders begehrt. Das spektakulärste Beispiel ist der Ferrari 250 GTO. Ein Fahrzeug dieser Baureihe aus dem Jahr 1963 soll Medienberichten zufolge in diesem Jahr für umgerechnet 60 Millionen Dollar den Besitzer gewechselt haben. Es ist damit das teuerste Auto aller Zeiten.
Aber auch unter den Top 5 der wertvollsten Classic Cars sind laut dem Auktionshaus Barneby’s vor allem Ferraris: Der Ferrari 335 Sport Scaglietti aus dem Jahr 1957, der bei einer Versteigerung 35,7 Millionen Dollar brachte, der Ferrari 290 MM Scaglietti von 1956 mit 28 Millionen Dollar und der Ferrari 275 GTB Spider von 1967 mit 27,5 Millionen Dollar. Auf Rang 3 rangiert der einzige Wagen, der nicht von dem italienischen Sportwagenbauer kommt: der Mercedes-Benz W196, Baujahr 1954, der für 29,7 Millionen Dollar den Besitzer wechselte.
Günstige Alternativen
Nicht jeder hat ein paar Millionen für einen Oldtimer übrig. Aber es gibt günstigere Alternativen. „Sie können sich zum Beispiel bei Youngtimern umschauen, die noch keine 30 Jahre alt sind, aber auf dem Weg vom Gebraucht- zum Liebhaberfahrzeug sind“, erklärt Holger Lüttke, Vermögensverwaltung Gies & Heimburger. Vor ein paar Jahren war hier der Porsche 911 interessant, jetzt könnte dies für den Audi Quattro von Anfang der 80er Jahre gelten oder für die frühen Modelle des BMW Z3 oder Fahrzeuge aus der ersten Baureihe des Mercedes SLK R170.
Auch ein Blick in die Fahrzeuglisten der Oldtimerindizes der Südwestbank oder des Verbands der Automobilindustrie (VDA) kann interessant sein, wo sich eine ganz Reihe von Classic Cars finden. Zwar werden solche Fahrzeuge nicht mit den spektakulären Wertsteigerungen eines Ferraris 250 GTO mithalten können, in den vergangenen Jahren entwickelten sich aber auch deren Preise ganz ordentlich. So legte der Oldtimerindex der Südwestbank, der 20 Klassiker süddeutscher Hersteller enthält, zwischen Anfang 2005 und 2017 über 302 Prozent zu.
Grafik: Südwestbank; Bild: ©Giuseppe Blasioli – stock.adobe.com;
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Interview
Oldtimer-Fonds – eher zur Portfoliostreuung geeignet
Nicht jeder kann sich ein Classic Car leisten. Aber es gibt Alternativen, wie Markus Benndorf von der FiNUM.Private Finance AG aus Halten am See erläutert.
Herr Benndorf, warum können Oldtimer als Portfoliobeimischung für jeden interessant sein?
Markus Benndorf: Unabhängig von einer potenziellen Wertsteigerung bieten Investments in Sachwerte grundsätzlich die Chance auf Werterhalt, zum Beispiel in Zeiten steigender Inflation. Außerdem war die Preisentwicklung von Classic Cars in der Vergangenheit kaum mit Aktien oder Anleihen korreliert.
Ein gut erhaltener Oldtimer kostet aber viel Geld. Gibt es Alternativen?
Benndorf: Ja, geschlossene Fonds. Dort sucht in der Regel ein Experte die Fahrzeuge aus, die ins Portfolio kommen. Steigen diese im Wert, dann steigt der Wert des Fonds.
Worauf gilt es bei Fonds zu achten?
Benndorf: Sie sollten sich auf jeden Fall über den Initiator und die dahinter stehenden Personen gründlich informieren und darüber, in welche Art von Oldtimern investiert werden soll. Sie sollten dabei schon eine Vorstellung davon haben, welche Fahrzeuge im Wert steigen und welche nicht. Außerdem gilt es auf die Kosten zu achten.
Fahren können Anleger mit den Oldtimern dann aber nicht…
Benndorf: Tatsächlich eignet sich dieser Weg nur für Anleger, die nicht ausreichend Geld zur Verfügung haben, um sich ein Classic Car zu kaufen, oder die damit einfach nur ihr Portfolio breiter streuen möchten.