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In den USA ist der Wertpapierhandel mit Bitcoin seit geraumer Zeit möglich: 2021 hatte die New Yorker Börse bereits den ersten Bitcoin-ETF eines Anbieters in petto. Der börsengehandelte „Bitcoin Strategy ETF (BITO)“ investiert in sogenannte Bitcoin Futures. Der BITO orientiert sich damit nicht am direkten Kursverlauf des Bitcoin, sondern am zukünftigen Wert der Kryptowährung.

Hohe Hürden für Bitcoin-ETFs in Deutschland

Neu ist seit dem 11. Januar 2024, dass Bitcoin-Spot-ETFs auf den US-Börsen zugelassen sind: Sie bilden die reale Kursentwicklung der aktuell größten verfügbaren Kryptowährung ab. 

Könnte dieses Finanzprodukt demnächst seinen Weg von der Wall Street an die Frankfurter Börse finden? „Dass der Bitcoin-ETF nach amerikanischem Vorbild eins zu eins nach Europa übertragen wird, kann ich mir momentan aus regulatorischen Gründen schwer vorstellen“, sagt Dr. Andreas Schyra im Gespräch mit ARZT & WIRTSCHAFT. Er ist Vorstandsmitglied der PVV AG, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Essen mit besonderer Expertise auch bei Kryptowährungen.

Damit ein Finanzprodukt in den EU-Staaten als Publikumsfonds frei handelbar ist, muss es erst den Regularien des europäischen Wirtschaftsrechts entsprechen. Das sieht hohe Hürden für die Finanzmärkte vor: „Die UCITS-Regularien setzen immer eine gewisse Form der Diversifikation, also der Streuung der Werte in einem Publikumsfonds, voraus. Daher hat man im Regelfall in Deutschland oder in Europa nur ETFs auf Indizes wie Aktien – oder Rentenindizes, die schon eine gewisse Streuung der einzelnen Werte mit sich bringen. Solch einen ETF auf eine einzelne Kryptowährung darzustellen, entspricht nicht den Voraussetzungen für eine Diversifikation“, so Schyra weiter.

So kommen Anleger an den Bitcoin

Einen Bitcoin-Spot-ETF hierzulande zu kaufen, ist damit vorerst nicht möglich. Aber es gibt Alternativen, um indirekt mit Bitcoin zu handeln, weiß Schyra: „Man kann in den Bitcoin zum Beispiel über Zertifikate investieren. Ein Zertifikat ist dabei im Gegensatz zum Sondervermögen eines ETFs eine Schuldverschreibung, damit tragen Anleger beim Zertifikat immer das sogenannte Kontrahentenrisiko.“

Heißt übersetzt: Ist der Herausgeber des Zertifikats (z.B. eine Bank) als Kontrahent etwa zahlungsunfähig, verliert der Anleger sein Investment. Ein ETF-Investment bietet in dieser Hinsicht mehr Sicherheit. „Bei einem ETF handelt es sich hingegen um ein Sondervermögen und im Insolvenzfall des Emittenten oder Herausgebers hätte man immer die Möglichkeit, sich das eingezahlte Vermögen auszahlen zu lassen.“

Darum sollten Anleger bei Bitcoin & Co. vorsichtig sein

Dennoch sieht Schyra eine Chance, in Bitcoin anhand von Zertifikaten zu investieren, da sie in Deutschland meist gut besichert sind. Von einem zu sorglosen Umgang mit Krypto-Investments rät der Finanzexperte ab.

Ein Grund dafür sind die Kursschwankungen vieler Währungen. „Der Bitcoin als größte dieser Kryptowährungen ist nicht ganz so schwankungsintensiv wie manch andere vielleicht, aber grundsätzlich verbriefen Kryptowährungen ein höheres Portfoliorisiko. Das heißt: Wenn man dort investieren möchte, sollte man entsprechende Risiken auch eingehen und tragen können.“

Neben dem Bitcoin zählt Ethereum zu den bekannteren Kryptowährungen – daneben gibt es noch weit mehr als 1.000 solcher digitalen Währungen. So schwankend wie deren Kursverläufe ist diese Anlageklasse auch an sich: „In fünf bis zehn Jahren werden viele neue Kryptowährungen dazugekommen sein, aber ganz viele werden auch nicht mehr existieren oder kaum noch einen Wert besitzen“, so die Prognose von Schyra.

Wie der Bitcoin in den USA performt

Während die Finanzwelt hierzulande beim Bitcoin noch eher zurückhaltend ist, gehen US-Vermögensverwalter laut Schyra damit deutlich offensiver um: „Kryptoquoten von ein bis drei Prozent, teilweise sogar fünf bis zehn Prozent werden in den USA propagiert.“

Wer als Privatanleger das Risiko nicht scheut, kann also auf Finanzprodukte von Banken oder Vermögensverwaltern zurückgreifen, die den Bitcoin als Beimischung im Portfolio enthalten.

Allerdings sollte diese Anlagestrategie genauestens kalkuliert werden: Denn selbst die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC weist trotz der Zulassung von Bitcoin-Spot-ETF auf die damit einhergehenden Risiken hin und mahnt Anleger zur Vorsicht.

Blockchain-ETF als Alternative?

Der Essener Vermögensverwalter Andreas Schyra richtet seinen Blick aber auch auf eine andere Anlageform, die in seinen Augen großes Potenzial hat: Blockchain-ETFs.

„Die Blockchain-Technologie wird in Zukunft mit Sicherheit eine steigende wirtschaftliche Bewandtnis haben. Und es gibt einige Unternehmen, die damit ihr Geld verdienen und Vorreiter auf diesem Gebiet sind – die sind teils auch an der Börse gelistet, sodass man sie in Portfolios mit aufnehmen kann.“ 

Vielen Kryptowährungen liegt außerdem die Blockchain-Technologie zugrunde (siehe Infokasten unten). Dass Blockchain-ETFs auf dem traditionell strenger regulierten deutschen Finanzmarkt zugelassen sind, spricht auch dafür, dass sie mit einem niedrigeren Risiko verbunden sind.

Die Blockchain-Technologie verständlich erklärt

Mit einer Blockchain als technischer Lösung lassen sich Daten in einer verteilten Infrastruktur ohne zentrale Instanz nachvollziehbar und manipulationssicher im Konsens verwalten. Sie ist insbesondere nützlich, um Transaktionen bei Kryptowährungen ohne zentrale Instanz transparent und vertrauensvoll zu verifizieren. Das geschieht, indem diese Transaktionen als einzelne Datensätze (Blöcke) hintereinander abgespeichert werden, wodurch eine sogenannte „Blockkette“ (englisch: blockchain) entsteht. Ein weiteres Anwendungsfeld der Blockchain-Technologie sind Smart Contracts – Verträge, die keine dritte Partei wie z.B. Notare benötigen und dennoch Rechtssicherheit gewährleisten. Einige Software-Lizenzvergaben basieren beispielsweise auf dieser Vertragsform.

 

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