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Finanzen

Alle Anleger weltweit stellen sich die Frage, wie weit die Märkte nachgeben werden und wann das Ende des Abschwungs erreicht ist. Aktuell gibt es einen Hoffnungsschimmer an den Märkten. Die Kurse erholen sich und das Ende des Crashs scheint nah zu sein. Doch ist das wirklich so?

Wie realistisch ist ein Ende des Crashs?

Was aktuell an den Finanzmärkten passiert nennt man in der Börsensprache „dead cash bounce“. Börsensprachlich wird so auf sehr makabre Weise beschrieben, was passiert, wenn man eine tote Katze aus ausreichend großer Höhe auf den Boden wirft. Das arme Tier wird auf dem Boden einmal hochspringen, bevor es weiter nach unten fällt oder einfach liegen bleibt.

Betrachtet man historische Krisen, wie z.B. die Finanzkrise 2007 – 2009 sieht man, dass der Abschwung immer auch von kurzen Kurssteigerungen und Gegenbewegungen des Marktes unterbrochen wird. Gerade für uninformierte Privatinvestoren ein trügerisches Indiz, wieder in die Märkte einzusteigen. Die Folge ist, dass zu impulsiv agiert wird, in der Hoffnung erlittene Verluste auszugleichen. Geben dann die Märkte weiter nach, hat man mit frisch investierten Geld, unnötig weitere Verluste eingefahren. Man ist als Anleger in die Bullenfalle getreten.

Das Ende ist noch nicht abzusehen

Ob ein Ende des Crashs erreicht ist, kann niemand wirklich wissen. Erst im Nachhinein wird man erkennen können, wann die Aufschwungphase wirklich eingesetzt hat. Es gibt jedoch harte Fakten, die davon ausgehen lassen, dass noch einiges nachkommen wird. Die Quartalszahlen der Unternehmen, in denen der Lockdown stattgefunden hat, werden erst im Sommer veröffentlicht. Die USA haben noch nie dagewesene Arbeitslosenzahlen zu vermelden. Daher ist davon auszugehen, dass im Sommer die Börse auf die reduzierten Gewinne und Prognosen reagieren und die vergangenen Monate in die Aktienkurse einpreisen wird. Die Folge muss eigentlich ein weiterer Kurseinbruch sein. Sicher wissen wir es aber erst, wenn die Zahlen da sind. Dennoch spricht vieles dafür, dass die jetzige Kurserholung der erste Aufprall einer toten Katze ist.

In der Ruhe liegt die Kraft

Nimmt man die Durchschnittswerte der vergangenen Crashs und Krisen der letzten 120 Jahre, so dauert eine Krise im Schnitt mehr als 2 Jahre, bis der börsliche Tiefpunkt erreicht ist und mindestens genauso lange, bis wieder Ausgangskurse erreicht werden. Es gibt also überhaupt keinen Grund, hektisch und unüberlegt zu handeln. Jetzt ist die Zeit, die Kurse unaufgeregt zu verfolgen und abzuwarten, ob die Kurse weiter fallen oder Stück für Stück wieder steigen. Anleger verhindern mit diesem Verhalten, Opfer der Bullenfalle zu werden. Wer frisches Geld in die Märkte investieren will, verhindert mit diesem Verhalten ein investorisches Frusterlebnis zu Beginn seines Investments.

Antizyklisch handeln

Viele Anleger haben ihr Portfolio unterteilt in Aktien und Anleihen, bzw. halten das Geld im Cash. Sie reduzieren damit das Verlustrisiko innerhalb der eigenen Vermögensstruktur. Diese Anleihen sorgen im Falle des Aufschwungs jedoch dafür, dass das eigene Kapital nicht so stark steigen wird, wie es an den Märkten möglich wäre. Daher kann es durchaus eine Überlegung wert sein, Teile des Anleihenportfolios aufzulösen und in die Märkte zu investieren, um eine Aufschwungphase besser mitnehmen zu können. Das bedarf aktuell etwas Mut. Wichtig ist jedoch, dass man so gegebener Zeit, sein Portfolio wieder zurückfährt auf die Risikobereitschaft, die man ursprünglich gewählt hat.

Was steigt zuerst? Der Mut oder die Kurse?

Wenn man die Medienlandschaft rückblickend bei einer Finanzkrise betrachtet, liest man eine Untergangsmeldung nach der anderen. Auch bei dieser Krise wird ein Medientsunami zu erwarten sein, getreu dem Motto „Je schlimmer die Meldung, desto besser die Verkaufszahlen“. Daher wird man als Anleger sehr gefestigt sein müssen, um diesen Tsunami ohne Fehlentscheidungen überstehen zu können. Meist verunsichern solche Meldungen die Anleger jedoch so sehr, dass sie aus den Märkten aussteigen und nach einer Kurserholung den Großteil des Aufschwungs verpassen. Man sollte sich als Anleger daher nicht auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen, sondern sich einen professionellen Coach zur Seite nehmen.

„Am Ende wird alles wird gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende“ – Oscar Wilde

Wir kennen das Ende des Crash noch nicht und wir wissen auch nicht, wie heftig er sein wird. Wir wissen aber aus allen vorangegangenen Crashs, dass es danach weitergehen wird. Die Börse wird sich erholen und die Kurse werden ansteigen. Es wird Gewinner und Verlierer des Crash geben. Gewinnen werden diejenigen, die während des Crashs die wenigsten Fehler begangen haben. Der größte Fehler wäre jedoch, jetzt das Geld aus den Märkten zu nehmen. Damit tut man sich und auch den Unternehmen, die auf das investierte Kapital angewiesen sind, keinen gefallen. Als Anleger sollte man immer daran denken, dass jetzt die Zeit ist, von der man in 10 Jahren sagen wird: „Hätten wir damals nur investiert!“

Karsten Matt

Honorarberater, Bürogemeinschaft Sincereo Investments

matt@sincereo.de