Der Bitcoin und sein Konstruktionsfehler
A&W RedaktionDie Bitcoin-Party kann schnell zu Ende sein, davon ist der Vermögensmanager André Kunze überzeugt. Denn der Bitcoin könne aufgrund eines Konstruktionsfehlers nicht sein, was er eigentlich sein sollte: eine stabile Alternativwährung.
Hinter dem Bitcoin steht die zunächst überzeugende Idee, eine von Banken und Staaten unabhängige Währung zu schaffen. Außerdem kann dieser nicht wie traditionelle Währungen unendlich vermehrt werden. Die Begrenzung des Bitcoins auf 21 Millionen Stück soll einer Inflationierung und damit einer realen Abwertung entgegen wirken. Genau dieser logisch klingende Sachverhalt offenbart bei genauerer Betrachtung den Konstruktionsfehler des Bitcoins.
Der Bitcoin und sein Wachstum
Nehmen wir mal an, der Bitcoin wäre in der Tat allen anderen Währungen überlegen und setzt sich – ähnlich wie Google bei den Suchmaschinen – gegen den Willen und die Interventionen der Staaten als die Weltwährung schlechthin durch. In der Praxis würde dies dazu führen, dass sich der Wert des Bitcoins im langfristigen Durchschnitt entsprechend der Wachstumsraten der globalen Weltwirtschaft entwickelt. Denn in Wachstumsphasen müsste einem dann höheren (produzierten) Warenberg ein entsprechend höherer Geldwert gegenüberstehen. Schließlich müsste das Mehr an Waren ja mit einem Mehr an Geld erworben werden. Da die Anzahl an Bitcoins aufgrund der Begrenzung auf 21 Millionen Stück aber nicht steigen kann, muss folgerichtig der Wert steigen.
Bitcoin geht die Luft aus
Das Problem daran: Die Investitionsbereitschaft würde schlagartig verebben, da der Wert des Geldes quasi automatisch steigt. Wozu also noch investieren? Geht uns das Wachstum dann dummerweise irgendwann aus, entweicht auch aus dem Bitcoin mehr und mehr die Luft. Die Party ist zu Ende. Eines kann der Bitcoin konstruktionsbedingt also nicht sein: eine stabile Währung. Mit einem derartigen Währungsmechanismus würde unser Wirtschaftssystem vom Regen in die Traufe kommen.
Obskurität statt stabiler Währung
Wer sich als digitale Währung auf den Weg macht, die zugegebenermaßen unübersehbaren Mängel des aktuellen Währungssystems zu beseitigen, sollte selbst keine gravierenden Konstruktionsfehler mit sich bringen. Bevor wir uns an dieser Stelle falsch verstehen: Der Bitcoin kann locker auf über 100.000 US-Dollar steigen. In einem Kapitalmarktsystem, das ohnehin von allen guten Geistern verlassen ist, muss neben Negativzinsen und indirekter Staatsfinanzierung durch die Notenbanken ausreichend Platz für andere Obskuritäten sein.
Der Autor: André Kunze ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Prometheus Vermögensmanagement GmbH in Langenfeld.
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