Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Finanzen

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise hält die EZB die Zinsen auf einem niedrigen Niveau. Zwar hat sich die Eurozone inzwischen wirtschaftlich spürbar erholt, doch aufgrund der ausbleibenden Inflation ist auch auf längere Sicht nicht von einem deutlich höheren Zinsniveau auszugehen.

Die Reaktion der Versorgungswerke

Die Versorgungswerke haben auf die sinkenden Zinserträge reagiert und in den letzten Jahren den Rechnungszins teilweise massiv gesenkt. Lag der Rechnungszins in 2014 noch fast durchweg bei 4,0 Prozent, wurde er bei einzelnen Versorgungswerken auf bis zu 2,5 Prozent abgesenkt – eine Absenkung um 37,5 Prozent. Da der Rechnungszins die Kalkulationsgrundlage für die Berechnung der Altersversorgungsansprüche ist, wirkt sich eine Kürzung spürbar auf die Leistungsansprüche der versicherten Mitglieder aus.

Die tatsächliche Verzinsung der meisten Versorgungswerke liegt in der Regel über dem jeweiligen Rechnungszins. So lag dieser im Jahr 2016 durchschnittlich bei 3,8 Prozent. Allerdings mit sinkender Tendenz: Zwei Jahre zuvor betrug er noch durchschnittlich 4,1 Prozent.

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen geben sich die Versorgungswerke zugeknöpft. Nur wenige veröffentlichen die Werte ihrer Kapitalerträge oder beantworten Anfragen. Dies haben nicht nur wir, sondern jüngst auch die Stiftung Warentest bei einer Anfrage erfahren. Die uns vorliegenden Informationen basieren daher schwerpunktmäßig auf Anfragen, die uns von Ärzten zur Verfügung gestellt wurden.

Die Perspektive

Es ist davon auszugehen, dass das Zinsniveau auf absehbare Zeit niedrig bleiben wird. Der Ertragsdruck auf die Versorgungswerke wird aufgrund der ausbleibenden Zinserträge weiter hoch bleiben und sich vermutlich sogar weiter verschärfen. Somit ist in den nächsten Jahren von weiteren Leistungskürzungen auszugehen.

Was tun?

Jeder Arzt sollte seine eigene Versorgung jährlich auf den Prüfstand stellen und prüfen, ob die zugesagte Rentenleistung noch ausreichend ist. Bei Handlungsbedarf sollte frühzeitig reagiert werden. Denn je früher der Aufbau einer Zusatzversorgung z.B. durch Immobilien oder Investmentfonds beginnt, desto einfacher können die Kürzungen aufgefangen werden. Für angestellte Ärzte bietet sich zudem die betriebliche Altersversorgung an, z.B. durch das Versorgungswerk Klinikrente. Hier ermöglichen steuerliche Effekte einen Renditevorteil.

 

Versorgungswerke für Ärzte
2014 2015 2016
Rech-
nungs-
zins
Netto-
rendite
Rech-
nungs-
zins
Netto-
rendite
Rech-
nungs-
zins
Netto-
rendite
Baden-Württemb. Versorgungsanstalt 4,03% 3,96% 4,32% 3,89% 4,38%
Bayerische Ärzteversorgung 3,90% 4,08% 3,76% 3,25% 3,54%
Berliner Ärzteversorgung 4,25% 4,25% 4,00% 4,08% 4,00%
Ärzteversorgung Land Brandenburg 4,00% 4,00% 2,5% 3,85%
Versorg. d. Ärztek. Bremen/ Sächs. Ärztevers. 3,50% 4,07% 3,50% 3,63% 3,50% 3,55%
Versorg. d. Ärztekammer Hamburg
Versorg. d. Landesärztek. Hessen 3,63% 3,58% 3,71% 3,55% 3,61%
Versorg. d. Bezirksärztek. Koblenz 3,75% 4,10% 3,75% 4,12% 3,25% 3,21%
Ärzteversorgung Mecklenburg-Vorp.
Ärzteversorgung Niedersachsen 4,00% 4,29% 4,00% 3,21% 3,00% 3,33%
Nordrheinische Ärzteversorgung 4,00% 3,57% 3,50% 3,70% 3,50% 3,57%
Versorg. d. Ärztek. d. Saarlandes 4,00% 3,83% 4,00% 3,51% 4,00%
Ärzteversorgung Sachsen-Anhalt
Versorg. der Ärztek. Schleswig-H. 4,00% 5,17% 4,00% 5,06% 4,00% 4,58%
Ärzteversorgung Thüringen 3,22% 3,83% 3,21% 4,00% 3,99%
Versorg. der Bezirksärztek. Trier 3,25% 4,63% 3,25% 5,44% 3,25% 4,27%
Ärzteversorgung Westfalen-Lippe 4,00% 4,40% 4,00% 4,20% 4,00% 4,00%

Autor: Gunter Blumenau, Diplom-Kaufmann und Gesellschafter-Geschäftsführer der Blumenau Finanzplanung GmbH