Ästhetische Behandlungen: Nachfrage zieht wieder etwas an
Judith MeisterEine aktuelle Statistik zeigt: Botulinumbehandlungen und Faltenunterspritzungen sind bei Frauen am beliebtesten. Bei den Männern erreichen hingegen zwei andere Eingriffe Spitzenwerte.
Zum Auftakt der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) präsentierten deren Vertreter in Wiesbaden in bewährter Tradition die aktuelle Statistik der Schönheitsbehandlungen in Deutschland. Seit 16 Jahren gilt diese Patientenerhebung als wichtiger Indikator für Trends und Tendenzen im Bereich der ästhetisch-plastischen Chirurgie und dient als objektive Grundlage für einen öffentlichen Diskurs, der häufig über die ästhetische Behandlung hinaus geht.
Hautarztpraxen häufige Anlaufstelle für Beauty-Behandlungen
Auffallend ist zunächst, dass zu den beliebtesten Behandlungen der deutschen Patienten nach wie vor Anwendungen gehören, die in Hautarztpraxen durchgeführt werden können – allen voran Botulinumbehandlungen und Faltenunterspritzungen. Die Zahlen dieser beiden Behandlungen steigen mit Blick auf die Entwicklung der zurückliegenden Jahre sogar wieder leicht an, sind aber nicht vergleichbar mit den Rekordzahlen der Coronajahre „In unseren Zahlen macht sich seit ein paar Jahren zudem die Marktumverteilung im Bereich der Injektionsbehandlungen zur Hautverjüngung bemerkbar. Weg vom Facharzt, hin zu Beautyketten und günstigeren Anbietern“, beklagt Dr. Helge Jens, Präsident der DGÄPC und Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie.
Der durchschnittliche Beauty-Patient ist Mitte 40
Auch wenn häufig der Eindruck entsteht, dass die Interessenten für Beauty-Behandlungen immer jünger werden, ist der Altersdurchschnitt der Patienten über das vergangene Jahrzehnt hinweg kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2024 lag er bei 44,3 Jahren. Rund 47 Prozent der Patientinnen und Patienten sind zwischen 31 und 50 Jahren.
Bei den Patienten über 70 zeigt sich aktuell ein starker Anstieg bei der Behandlung krebsartiger Hautveränderungen. Der Wert erhöhte sich von 1,7 Prozent im Vorjahr auf 9,2 Prozent. Die Experten der DGÄPC gehen davon aus, dass er auch in Zukunft weiter steigen wird, da die Summe an Sonnenschäden und ungeschützter UV-Licht-Aufnahme noch immer unterschätzt wird.
Vorsicht bei Fantasie-Fachtiteln: Fachgesellschaften mit Warnung an Patienten
Bereits seit Jahren monieren Deutschlands große Fachgesellschaften den Umstand, dass manche Kollegen Patienten durch den Gebrauch von selbst verliehenen Expertentiteln in die Irre führen. „Wir beobachten verstärkt, dass sich Ärzte direkt nach dem Universitätsstudium Arzt/Ärztin für ästhetische Medizin oder Arzt/Ärztin für Ästhetik und so weiter nennen“, so Jens. Hierbei werde eine Gesetzeslücke genutzt, die zwar genau vorschreibt, welche staatlich verliehenen Facharzttitel genutzt werden dürfen, aber nicht definiert, welche ähnlich klingenden Fantasietitel verboten sind.
Auch wenn die Presse vermehrt über dieses Thema berichtet, sind die Zahlen über die Unkenntnis bei den Patienten nach wie vor hoch. Immerhin kam es aber bei den unter 30-Jährigen zu einer leichten Verbesserung des Kenntnisstandes im Vergleich zu 2023. Hier hatten noch über 52,8 Prozent nicht gewusst, worin der Unterschied zwischen einem Facharzt, Beauty Doc und Co. liegt. Inzwischen sind es „nur“ 48,6 Prozent.
Top 5 der Beauty-Behandlungen in Deutschland im Jahr 2024
Oberlidstraffungen (14 %)
Botulinumbehandlungen (14 %)
Faltenunterspritzungen (13 %)
Brustvergrößerungen (9,9 %)
Fettabsaugungen (8,5 %)
Und wie sieht der Vergleich zwischen den Geschlechtern aus? Nach wie vor lassen mehr Frauen als Männer (84,9 % vs. 10,8 %) ästhetische Behandlungen durchführen. Bei Frauen liegen Botulinumbehandlungen auf Platz 1 und Faltenunterspritzungen auf Platz 2. Bei Männern erreicht die Oberlidstraffung zur Entfernung eines Schlupflids einen Spitzenwert von 17,9 % und somit den höchsten Wert der vergangenen Jahre. Auf Platz 2 folgt die Gynäkomastie.