Herzinsuffizienz: Telemedizinische Betreuung hilft Betroffenen nachhaltig
Dr. Melanie SöchtigEine Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzinsuffizienz verschlechtert die Prognose der Betroffenen deutlich. Doch mit einer telemedizinischen Betreuung lässt sich dieser Effekt bis zu einem gewissen Grad abfedern – und das noch Jahre später.
Dies ergab eine aktuelle Langzeitauswertung der erweiterten INH-Studie (E-INH) des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) Würzburg. Das Interdisziplinäre Netzwerk Herzinsuffizienz (INH) wurde am Universitätsklinikum Würzburg im Jahr 2001 gegründet, um das Entlassungsmanagement und die Nachsorge von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz (HF) zu verbessern. In diesem Rahmen hat ein kardiologisches und psychologisches Team das telemedizinische Überwachungs- und Versorgungsprogramm HeartNetCare-HF entwickelt.
Dabei werden die Betroffenen von spezialisierten Pflegekräften in Zusammenarbeit mit Kardiologinnen und Kardiologen telefonisch betreut. Das Programm beinhaltet unter anderem Schulungen zur Selbstüberwachung von Blutdruck und Herzschlag sowie zum Erkennen von Herzinsuffizienzzeichen wie Wassereinlagerungen in den Knöcheln. Ebenso fragen die Pflegekräfte die Ergebnisse des Selbstmonitorings ab und optimieren gemeinsam mit Hausärztinnen und -ärzten die medikamentöse Therapie.
Reduktion der Sterblichkeit um 38 %
Bereits in der Vorgängerstudie hatte eine sechsmonatige Teilnahme an dem Programm zu einer Reduktion der Sterblichkeit um 38 % im Vergleich zur üblichen Versorgung geführt. Die Teilnehmenden profitieren weiterhin von einer verbesserten Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.
Jetzt hat das Team um Prof. Christiane Angermann und Prof. Stefan Störk die Langzeiteffekte einer 18-monatigen Anwendung von HeartNetCare-HF in einer erweiterten Population von 1.022 erwachsenen Patientinnen und Patienten untersucht. Die Teilnehmenden waren wegen akuter Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert worden und wiesen vor ihrer Entlassung eine Ejektionsfraktion von unter 40 Prozent auf.
Knapp die Hälfte der Patientinnen und Patienten (n = 509) nahmen zusätzlich zur üblichen Versorgung an HeartNetCare-HF teil. Die restlichen Teilnehmenden (n = 513) erhielten lediglich die übliche Versorgung. Die erste Visite fand bei Studieneinschluss statt. Weitere Visiten erfolgten nach sechs, zwölf und 18 Monaten sowie nach drei, fünf und zehn Jahren. Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zum Tod oder bis zu einer erneuten Krankenhauseinweisung.
Bis zu zehn Jahre anhaltende Effekte
Beim primären Endpunkt konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe festgestellt werden. Trotzdem wiesen die Teilnehmenden, welche am Programm teilgenommen hatten, nach 60 bzw. 120 Monaten eine signifikant niedrigere Gesamtmortalität als die Kontrollgruppe auf (41 % vs. 47 % bzw. 64 % vs. 70 %). Gleiches traf auch für die kardiovaskuläre Mortalität zu (25 % vs. 31 % bzw. 33 % vs. 40 %).
Darüber hinaus mussten die Teilnehmenden in der HeartNetCare-HF-Gruppe nach 18, 36 und 60 Monaten signifikant seltener ins Krankenhaus eingeliefert werden (-25 %, – 29 % und -30 %). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität war in der Interventionsgruppe bei allen Studienvisiten besser als in der Kontrollgruppe.