Beeinträchtigt das Tragen einer Maske die schulische Leistung?
Dr. Melanie SöchtigUm die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 einzudämmen, herrscht an Deutschlands Schulen wieder Maskenpflicht. Das trifft nicht überall auf Zuspruch. So hinterfragen Kritiker, ob das Tragen einer Maske negative Auswirkungen auf die schulische Leistung von Kindern und Jugendlichen haben könnte. Eine Studie der Universitätskinderklinik Bochum schafft Klarheit.
Die Untersuchung wurde im Juni 2021 an einer Gesamtschule in Gelsenkirchen durchgeführt. Insgesamt nahmen 133 Schülerinnen und Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren aus 13 Klassen der Jahrgangsstufe 5, 6 und 7 teil. Alle Räume waren mit guten Ventilationssystemen und einem Luftfilter ausgestattet.
In den ersten beiden Unterrichtsstunden trugen alle beteiligten Kinder einen Mund-Nase-Schutz – entweder eine FFP-Maske oder eine chirurgische Maske. Danach hatten die Schülerinnen und Schüler wie gewohnt eine 15-minütige Pause, während der sie ihre Maske im Freien absetzen durften. Im Anschluss daran wurden sie einer von zwei Gruppen zugewiesen: 65 Kinder trugen ihre Maske auch in den folgenden zwei Unterrichtsstunden, 68 Kinder wurden zeitgleich in einem separaten Raum ohne Maske unterrichtet. Vor Unterrichtsbeginn waren alle Kinder, die keine Maske trugen, mittels Antigen-Schnelltest negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden.
Test: Beeinflusst die Maske die schulische Leistung?
Nach Unterrichtsende wurden alle Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen (5-13 Kinder/Gruppe) eingeteilt, um ihre Aufnahme- und Leistungsfähigkeit zu prüfen. Hierfür setzte sich jedes Kind an einen eigenen Computer und löste verschiedene Aufgaben, die auf einer vom ALA-Institut für Arbeiten Lernen Altern in Bochum entwickelten standardisierten Messmethode basierten.
Die Auswertung offenbarte, dass sich die Testergebnisse in den beiden Gruppen (mit bzw. ohne Maske) nicht signifikant voneinander unterschieden. Die Studienautoren ziehen daraus den Schluss, dass das Tragen einer Maske im Unterricht keinen Einfluss auf die Aufmerksamkeit oder die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler habe und deshalb weiterhin empfehlenswert sei.
„Für uns als Klinik zählt nicht nur die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, sondern auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit. Dabei standen bisher vor allem Ernährungsfragen im Vordergrund“, so Prof. Dr. Thomas Lücke, Direktor der Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum. „Die Maskenpflicht in der Pandemie stellt uns auch in dieser Beziehung vor ganz neue Herausforderungen. Gut zu wissen, dass die schulische Leistung durch die Maske nicht geschmälert wird. Das ist beruhigend.“