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Klinik
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Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2022 erneut verschlechtert. Rund 10 Prozent der Krankenhäuser lagen im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, und etwa 30 Prozent der Kliniken schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Dieser Negativtrend setzt sich trotz einer leichten Erholung der stationären Fallzahlen fort und stellt das deutsche Gesundheitswesen vor große Herausforderungen.

Status quo: Verschlechterung der Ertragslage in deutschen Klinken

Nach einem guten Jahr 2020 hat sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser nach 2021 auch 2022 wieder verschlechtert. Im Jahr 2022 befanden sich 10 Prozent der Krankenhäuser im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, fast 20 Prozent im „gelben“ und 70 Prozent im „grünen Bereich“. Die Ertragslage war 2022 ähnlich wie im Vorjahr: etwa 30 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Das durchschnittliche Jahresergebnis betrug 2022 nur noch 0,6 Prozent der Erlöse, im Jahr zuvor waren es 0,8 Prozent und 2020 noch 1,6 Prozent. Besonders stark war die Verschlechterung bei freigemeinnützigen Häusern.

Ursachen der wirtschaftlichen Probleme in Krankenhäusern

Maßgeblich für die schlechtere wirtschaftliche Lage der Kliniken war der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser sowie inflationsbedingt steigende Kosten. Die stationäre Fallzahl legte im Jahr 2023 jedoch um etwa 2,3 Prozent zu. 2022 hatte sie bereits um etwa 0,8 Prozent zugenommen, nachdem sie im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie außerordentlich stark um 13,5 Prozent gesunken und auch im zweiten Pandemiejahr 2021 leicht um 0,3 Prozent zurückgegangen war.

Investitionsfördermittel und Substanzverzehr

Die Investitionsfördermittel der Länder beliefen sich im Jahr 2022 auf 3,55 Milliarden Euro, rund 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einem Anteil von 3,4 Prozent der gesamten Krankenhauserlöse. Um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln, sollten jährlich mindestens 7 Prozent der Erlöse in Investitionen fließen. Kliniken schließen diese investive Lücke nur zum Teil aus eigener Kraft, sodass es zu einem Substanzverzehr kommt. Besonders stark war dieser erneut bei den ostdeutschen Krankenhäusern.

Regionale Unterschiede und Digitalisierung in den Kliniken

Eine Auswertung der Jahresabschlüsse von 2007 bis 2022 zeigt zeitstabile Muster: Signifikant besser fällt das Rating in Ostdeutschland aus, am schlechtesten in Bayern und Baden-Württemberg. Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft schneiden beim Rating und der Ertragslage signifikant besser ab als öffentlich-rechtliche Kliniken. Hinsichtlich der Digitalisierung sind Krankenhäuser, die zu einer großen Kette gehören, weiter fortgeschritten. Sie profitieren von der Zentralisierung und Standardisierung ihrer IT-Strategie und -Infrastruktur auf Konzernebene.

Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Probleme der Krankenhäuser in Deutschland

Ohne Berücksichtigung der im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Maßnahmen dürfte der Anteil an Krankenhäusern im roten Rating-Bereich von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2030 steigen. Der Anteil mit Jahresverlust würde bereits 2024 den hohen Wert von rund 70 Prozent erreichen und bis zum Ende des Jahrzehnts bei etwa diesem Wert verharren. Berücksichtigt man die geplanten Maßnahmen des KHVVG, stellt sich mittelfristig eine Verbesserung der Lage dar.

Ausblick und Empfehlungen des „Krankenhaus Rating Report“

Um die bestehenden ungünstigen Strukturen zu verändern, schlägt das Autorenteam des „Krankenhaus Rating Report“ ein zweistufiges Vorgehen vor. In Stufe 1 sollten gesetzliche Strukturvorgaben die Kommunalpolitik dabei unterstützen, notwendige Strukturveränderungen vorzunehmen. In Stufe 2 sollte den lokalen Akteuren mehr Gestaltungsfreiheit gewährt werden, um definierte Gesundheitsziele eigenverantwortlich zu erreichen. Der Transformationsfonds aus dem KHVVG soll Investitionsmittel bereitstellen, insbesondere für den Bau von Zentralkliniken.

„Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2022 erneut leicht verschlechtert“, sagt RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky. „Aktuell steht die Gesundheitsszene zwischen Hoffen und Bangen über ihre weitere Zukunft. Aufgabe der laufenden großen Krankenhausreform ist es, nach vorne zu schauen und die Krankenhausversorgung fit für die Zukunft zu machen“, so Augurzky.