Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Die ambulante Versorgungslandschaft in Deutschland verändert sich. Das zeigt eine Auswertung der Stiftung Gesundheit auf Basis des Strukturverzeichnisses (Stichtag: 31.12.2024). Berücksichtigt wurden ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und -ärzte sowie Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Einzelpraxen, Berufsausübungsgemeinschaften und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). 

Regionale Unterschiede in der hausärztlichen Versorgung

Die Analyse zeigt frappierende Unterschiede in der hausärztlichen Versorgung: Während in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern weniger als 1.300 Menschen auf eine Hausarztpraxis entfallen, sind es in Berlin und dem Saarland über 1.500. Besonders kritisch ist die Lage im Saarland, wo rund 20 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte kurz vor dem Ruhestand stehen – ein Warnsignal für die Versorgungssicherheit in naher Zukunft. Auch Brandenburg, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen liegen mit mehr als 1.400 Patienten pro Hausarzt über dem Bundesdurchschnitt von 1.371. Insgesamt ergibt sich ein regionales Gefälle von über 25 Prozent – mit erwartbaren spürbaren Unterschieden in der Versorgungsrealität, wie Versorgungsexperte Prof. Kai Wehkamp in einem Gastkommentar zur Analyse betont.

Auf Landkreisebene werden die Unterschiede noch deutlicher: So betreut im Stadtkreis Heidelberg ein ambulanter Leistungserbringer rechnerisch 169 Einwohner, im Landkreis Landshut sind es 1.055. Damit ist die Belastung dort mehr als sechsmal so hoch.

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Ärztinnen sind häufiger angestellt tätig als Ärzte

Auch die ärztlichen Tätigkeitsformen wandeln sich. Ärztinnen sind weiterhin deutlich häufiger angestellt als männliche Kollegen. 2024 arbeitete etwa ein Drittel der Ärztinnen angestellt, bei den Ärzten rund ein Viertel. Der Anteil der niedergelassenen Ärzte sank von 72,6 Prozent (2022) auf 70,3 Prozent (2024).

Auch der Anteil der Angestellten in klassischen Praxen ging leicht zurück: Nach einem Zwischenhoch 2023 (14,5 %) lag der Anteil 2024 bei 13,5 Prozent und damit unter dem Niveau von 2022 (13,6 %). Dagegen stieg der Anteil der in MVZ tätigen Ärztinnen und Ärzte von 13,8 Prozent (2022) auf 16,2 Prozent (2024). Das entspricht einem Zuwachs von etwa 7.000 Ärztinnen und Ärzten.

Jetzt sei es Zeit für eine Weiterentwicklung des Systems durch Anreize und klare Rahmenbedingungen, fordert Prof. Wehkamp: „Flächendeckende, digitale und ambulante Primärstrukturen sollten die zentrale Rolle in einem gut vernetzten System darstellen.“ 

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