Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Ärztinnen und Ärzte wählen ihren Beruf meist aus Leidenschaft; aus der Berufung heraus, anderen Menschen zu helfen. Doch zu viel Arbeit belastet das Privatleben oft sehr. Denn die Liebe braucht gemeinsame Zeit, weiß der Hamburger Paartherapeut Eric Hegmann aus eigener Praxis und aus Studien, die er als Mitglied des Expertenteams der Online-Partnervermittlung Parship begleitet.

Fehlende Work-Love-Balance belastet die Beziehung

„Beziehungen leiden unter zu viel Arbeit“, sagt Hegmann. Auf Dauer führt das zu Frust. Dieser baut sich manchmal lange auf, um sich dann irgendwann explosionsartig zu entladen. In anderen Fällen werden genervte Kommentare zum ständigen Störfaktor im Alltag – oder einer der Partner kündigt innerlich die Beziehung auf, vielleicht ohne es selbst gleich zu merken.

Anhaltenden Zeitmangel zu kompensieren, funktioniert nur bedingt und nur mit bewusstem Willen. „Viele Paare kämpfen sich damit ab, dass sie versuchen, besser mit ihren Terminen zu jonglieren, ihre Kalender und ihre ‚Beziehungsprozesse‘ zu optimieren“, sagt Hegmann. „Die Wahrheit ist aber: Man muss streichen, Prioritäten setzen und Grenzen ziehen. Manches lässt sich delegieren und Babysitter haben schon Ehen gerettet, aber für eine ‚Date Night‘ braucht es beide Partner, ohne Smartphone und ohne Störung.“    

Emotionale Verbindung zum Partner schaffen

Wer den geplanten gemeinsamen Abend wieder einmal mit einer geschickten Formulierung absagt, nimmt seinem Gegenüber nicht die Enttäuschung, sondern täuscht sich selbst, so der Paartherapeut: „Lieber dafür sorgen, dass es klappt!“    

Stress und permanenter Zeitmangel können zu weiteren Entfremdungsprozessen führen. Denn wer meist völlig übermüdet und kaputt nach Hause kommt, hat möglicherweise kaum noch Ressourcen für Partnerschaft oder Sexualität. Unter Umständen werden belastende Ereignisse des Arbeitstages verarbeitet. „Das soll den Partner oder die Partnerin nicht runterziehen. Aber ohne emotionale Bindung bleibt eine Beziehung seelenlos“, sagt Hegmann. „Sie sollten immer über Ihre Sorgen und Ängste miteinander sprechen können. Nur durch diese Bindung wird es Ihnen gelingen, Ihren Optimismus zu bewahren und hoffentlich wieder in die Aktion zu kommen für gemeinsame Erfahrungen und Unternehmungen.“

Wie man eingeschlafene Beziehungen wiederbelebt

Und was könnte man noch tun, um wieder Nähe zu schaffen? Der Paartherapeut rät:

  • „Zeigen Sie, dass Ihr Schatz für Sie Priorität hat. Eine innige Umarmung zum Abschied, ein zweiminütiger Kuss zur Begrüßung, all das macht einen Unterschied“, sagt Hegmann. Und:

  • „Suchen und finden Sie Ziele und Visionen. Wie wollen Sie gemeinsam alt werden? Wie den Ruhestand verbringen? Solche Ideen zu planen und umzusetzen, hält Paare zusammen.“

Wenn schon viel Sand im Getriebe der Partnerschaft ist, kann eine Paartherapie sie unter Umständen retten. Dazu braucht es aber nicht nur Zeit für die Sitzungen. Die besprochenen Veränderungen müssten auch umgesetzt und durch Wiederholungen trainiert werden, betont Hegmann.

„Ja, das kostet Mühe“, so der Paartherapeut. „Beziehungsglück mag magisch sein,  aber jede Magie hat ihren Preis. Die Beziehung braucht so viel Arbeit wie der Job.“    

Auswirkungen von Arbeitsstress auf Beziehungen

Bei zu viel Arbeitsstress kriselt es in vielen Beziehungen. Bei 64 Prozent der Deutschen hat sich der Job schon einmal negativ auf die eigene Partnerschaft ausgewirkt, so das Ergebnis einer Parship-Studie. Bei 21 Prozent ist sogar eine Beziehung in die Brüche gegangen. Eine Paar­therapie kann helfen, doch Termine sind oft erst Monate nach Anfrage ver­füg­bar. Zur Überbrückung findet sich zum Beispiel unter www.eric-hegmann.de ein Online-Coaching-Tool, das auf einer vom Paartherapeuten selbst trainierten künstlichen Intelligenz basiert und Antworten auf Fragen rund um die Partnerschaft gibt.