Privates Finanz-Controlling für Ärzte praktisch umgesetzt
André BernertIm ersten Teil der Serie „Praxisfinanzen“ hat Praxis-Experte André Bernert erklärt, warum es so wichtig ist, dass Praxisinhaber selbst definieren, wie viel Geld sie überhaupt verdienen wollen. Da die Antwort häufig schwerfällt, bekommen Ärzte und Ärztinnen mit diesem Beitrag das notwendige Wissen für eine einfache und praktische Herangehensweise an die Hand.
Transparenz über sämtliche Ausgaben
Um zu wissen, wie viel Geld Sie mit Ihrer Praxis verdienen müssen, sollten Sie einmal alle Ausgaben sammeln und tabellarisch darstellen. Beachten Sie bitte, dass es einige Dinge gibt, die Sie nur einmal im Jahr bezahlen. Hierzu zählen beispielsweise Kfz-Steuern, Urlaub, Versicherungen oder Beiträge in Sportvereinen.
Im Folgenden führe ich Ihnen die wichtigsten Positionen auf:
- Miete, Nebenkosten, Strom (Privatimmobilie)
- Private KFZ
- Einkäufe, Lebenshaltung, Kleidung etc.
- Internet, Handy, EDV
- Ärzteversorgungswerk
- Tilgung Praxiskredite (ohne Zinsen, diese sind in BWA enthalten)
- Hobby, Freizeit, Sport, Kultur, Bücher etc.
- Versicherungen (priv. Haftpflicht, Rechtsschutz, Gebäude, Hausrat etc.
- Urlaube
- Private Rentenversicherung, Sparpläne, sonst. Altersvorsorge etc.
- Kinder, Studium, Ausbildung, Nachhilfe, Sportvereine etc.
- Tilgung und Zinsen für private Kredite
- Rücklagen (eigene Immobilie, Auto, Möbel, Renovierungen etc.)
Wahrscheinlich werden Sie merken, dass Sie zu einzelnen Positionen keine genauen Beträge kennen. Schätzen Sie diese großzügig oder schauen Sie auf Ihr privates Bankkonto. (Wenn Sie eine Excel-Vorlage haben möchten, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an info@m-mp.de)
Umsatzanforderung an Ihre Praxis
Wenn Sie alle Ausgaben erfasst haben, wissen Sie schon mal, wie viel Geld Sie privat benötigen, um Ihren Lebensunterhalt und Freizeitaktivitäten zu finanzieren. Sie kennen also den Gewinn, den Sie mit Ihrer Praxis erzielen müssen. Um herauszufinden, wie viel Umsatz Ihre Praxis erwirtschaften muss, müssen Sie jetzt noch zwei Dinge tun. Schauen Sie auf die BWA Ihres Steuerberaters und suchen Sie die Gesamtkosten Ihrer Praxis heraus. Zu guter Letzt erfragen Sie beim Steuerbüro Ihren Steuersatz und ermitteln Sie Ihre zu erwartende Steuerlast. Die Steuerlast + Ihre Praxiskosten + Ihr privater Finanzbedarf ergibt den erforderlichen Umsatz, den Sie mit Ihrer Praxis erwirtschaften müssen. (Cave: Die Jahres-Arbeitszeit spielt natürlich ebenso eine Rolle, ist aber auch begrenzt)
Wenn Sie mehr Umsatz mit Ihrer Praxis erwirtschaften, als Sie insgesamt betrieblich und privat benötigen, dann können Sie mit dem Rest, Ihnen oder Ihrer Familie etwas Gutes tun oder aber Ihre Mitarbeitenden belohnen.
Im dritten Teil der Serie „Praxisfinanzen“ gehe ich auf Ihr Personal ein. Können Personalkosten überhaupt zu hoch sein? Wie können Sie das selbst prüfen und wie können die Effizienz und die Motivation im Team erhöht werden? Lesen Sie die Antworten im nächsten Beitrag.
PS: Bleiben Sie patientenorientiert und lassen Sie sich dabei helfen, wo Ihre Praxis es braucht (Ihre Patienten tun das ja auch).