Praxiskosten: Für Niedergelassene wird es immer teurer
Heiko FeketeWie sieht die wirtschaftliche Lage für Arztpraxen aus? Die hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung genauer unter die Lupe genommen. Steigende Kosten trüben dabei den Blick in die Zukunft.
Von 2018 bis 2021 hat sich in den Arztpraxen einiges getan – sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben. Corona hat den Einnahmen einen kurzzeitigen „Boost“ gegeben: Im Jahr 2021 sind die Gesamteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent gestiegen – in den Jahren zuvor lag dieser Wert nur bei 2,9 bzw. 4,7 Prozent. Vor allem die Impfkampagne hat für den Anstieg gesorgt: Ohne sie hätten Niedergelassene 2021 gerade einmal 4,2 Prozent eingenommen. Das ist eines der Ergebnisse des diesjährigen „Zi-Praxis-Panels“. Damit hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2018 und 2021 analysiert.
Demnach sind die Praxiseinnahmen im untersuchten Zeitraum um insgesamt 16,4 Prozent gestiegen. Nahezu identisch ist die Zahl der Ausgaben: Die sind von 2018 bis 2021 um 16,2 Prozent angewachsen. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass der Kostenanstieg über der allgemeinen Teuerungsrate von 5,1 Prozent liegt – um so viel mehr sind die allgemeinen Verbraucherpreise in den vergangenen Jahren nach oben gegangen. Praxisinhaber mussten zuletzt vor allem bei Wartung und Instandhaltung tiefer in die Tasche greifen: Hier verzeichnet das Zi Kostensprünge von 42,2 Prozent, gefolgt von Material- und Laborkosten (+24,1 Prozent) und Personalaufwendungen (mehr als 22 Prozent).
Niederlassung muss wieder attraktiver werden
Nicht nur die Preisentwicklung macht Niedergelassenen zu schaffen, sondern auch politische Vorgaben – meint Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried: „Dass die Bundesregierung die Leistungen der Praxen während der Pandemie mit der Streichung der Neupatientenregelung quittiert und den Praxen dadurch 400 Millionen Euro entzogen hat, wirkt sich bis heute überaus negativ auf die Praxen aus.“ Für 2023 erwartet er deshalb stagnierende oder gar rückläufige Einnahmen, während die Personal- und Betriebskosten durch die Inflation sprunghaft steigen.
Von Stillfried betont zudem, dass es für die Niederlassung entscheidend ist, auf einer soliden wirtschaftlichen Basis zu arbeiten. „Vergleichen wir die selbstständige Tätigkeit in der Praxis (…) mit dem Tariflohn eines Oberarztes mit mindestens dreijähriger Tätigkeit, bleiben im Tariflohn sogar 10 Prozent mehr Nettogehalt übrig – ohne, dass für den Oberarzt damit unternehmerische Risiken verbunden sind. Warum sollten junge Ärztinnen und Ärzte also die gesamte organisatorische, rechtliche und ökonomische Verantwortung eines Praxisbetriebs übernehmen wollen?“
Für den Zi-Chef ist die Sache eindeutig: „Die selbstständige Tätigkeit in den Praxen muss gefördert werden. Fallen die Praxen als Rückgrat der Regelversorgung aus, werden auch die Krankenhäuser diese Lücke nicht füllen.“