Schwierige Themen im Team ansprechen: So gelingt es professionell
Deborah Weinbuch und Marzena SickingStörendes Verhalten im Team kann das Arbeitsklima belasten. Erfahren Sie, wie Sie unangenehme Themen wertschätzend und professionell ansprechen.
Typische Herausforderungen im Team und wie man sie anspricht
Ein angenehmes Arbeitsklima ist im Praxisalltag unverzichtbar. Doch was tun, wenn unangenehme Gerüche, ständiges Handy-Checken oder dominante Teammitglieder das Miteinander stören? Manche Situationen erfordern Fingerspitzengefühl, andere eine klare Ansage. Hier erfahren Sie, wie Sie typische Herausforderungen im Team professionell meistern und ein positives Arbeitsumfeld schaffen.
Ständiges Handy-Checken
Der fortlaufende Blick auf das Handy signalisiert Unkonzentriertheit und Desinteresse. Vor allem während der Sprechstunden gehört das Smartphone in die Tasche. Wird ein dringender Anruf erwartet oder gibt es Kinder oder eine pflegebedürftige Mutter, für die eine MFA erreichbar sein muss, sollte dies im gesamten Team kommuniziert werden, damit sich keine schlechten Gewohnheiten ausbreiten. Wer während der Arbeitszeit privat chattet oder surft, kommt seiner Hauptleistungspflicht nicht nach. Wird viel Zeit damit verbracht, so liegt eine Pflichtverletzung vor, die eine Abmahnung rechtfertigen kann. Zunächst sollte aber der Umfang der erlaubten Nutzung klar definiert werden. Für die Erreichbarkeit in Notfällen kann eine separate Festnetznummer in Betracht gezogen werden.
Geltungssucht
In manchen Teams gibt es eine Person, die sich immer wieder in den Vordergrund drängt und die anderen unterbricht. Achten Sie darauf, dass in den Besprechungen alle zu Wort kommen. Wenn jemand die Runde weitschweifend dominiert, warten Sie auf eine Atempause und lenken Sie das Gespräch höflich zurück. Manche Menschen werden außerdem schnell unangenehm laut und unangemessen emotional. Sprechen Sie das Problem zunächst unter vier Augen an, um ein Bewusstsein zu schaffen. Erklären Sie, wie es zum Stress der anderen beiträgt. Unter Umständen kann im Team ein diskretes Handzeichen vereinbart werden, um darauf hinzuweisen, wenn jemand zu laut wird. Provokationen sind zu unterbinden, da die anderen sonst schnell zurückschlagen. Ein erster dezenter Hinweis, auch vor anderen, ist: „Das habe ich jetzt mal überhört.“ Deutlicher wird es mit einem trockenen „So reden wir hier nicht miteinander“. Dann schnell zur Tagesordnung übergehen. Zu viel Aufmerksamkeit befriedigt unter Umständen nur das Geltungsbedürfnis der Person und verstärkt damit das Verhalten.
Unangenehmer Mundgeruch
Viele scheuen sich, ein so sensibles Thema anzusprechen. Dabei ist es wichtig – für die Patientinnen und Patienten und um Tuscheln und Lästern im Team zu vermeiden. Bitten Sie um ein Gespräch unter vier Augen in entspannter Atmosphäre. Zeigen Sie Wertschätzung: Beginnen Sie mit positivem Feedback, bevor Sie das Problem ansprechen. Beziehen Sie sich nur auf Ihre Wahrnehmung und vermeiden Sie es, Aussagen Dritter zu zitieren. Geben Sie Ihrem Gegenüber einen Moment, um die Nachricht sacken zu lassen. Unter Umständen können dann allgemeine Ratschläge gegeben werden. Schließlich könnte hinter dem Geruch auch eine Erkrankung stecken, meist im Zahnbereich, häufig Parodontitis. Ein kleiner Hinweis in diese Richtung kann hilfreich sein. Mundgeruch kann auch mit dem verminderten Speichelfluss in den Wechseljahren zusammenhängen, der wiederum Karies begünstigt. Wird dies einfühlsam und lösungsorientiert vermittelt, fühlt sich die Mitarbeiterin gut aufgehoben. Weisen Sie beispielsweise darauf hin, dass Sie reichlich Wasser zur Verfügung stellen und das Personal sich jederzeit bedienen darf. Das signalisiert Fürsorge und zeigt: Wir ziehen auch hier an einem Strang.
Weitere häufige Störfaktoren & Lösungen
Tratsch und Lästereien im Team: Klarstellen, dass Negativgerede das Teamklima schädigt. In Teambesprechungen einen offenen Austausch fördern, um Missverständnisse direkt zu klären.
Unpünktlichkeit: In einem Gespräch verdeutlichen, dass Verspätungen für das gesamte Team eine Belastung sind. Bei wiederholtem Auftreten klare Konsequenzen aufzeigen.
Nachlässigkeit bei Hygiene oder Arbeitsweise: Auf die Praxisrichtlinien hinweisen. Falls es sich um einen einmaligen Vorfall handelt, reicht eine Erinnerung. Bei wiederholten Verstößen ein individuelles Gespräch führen.
Wie man Kritik wertschätzend vermittelt
Ich-Botschaften sind essenziell, um Kritik konstruktiv zu äußern. Statt „Du machst immer...“ ist eine Formulierung wie „Mir ist aufgefallen, dass...“ zielführender. Zukunftsorientierte Aussagen wie „Lass uns gemeinsam eine Lösung finden...“ helfen, den Fokus auf Verbesserung statt auf Schuldzuweisung zu legen. Konkrete Vereinbarungen sollten getroffen werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Ironie oder Sarkasmus sind im professionellen Umfeld unangebracht und können zu unnötigen Spannungen führen. Probleme sollten nicht ignoriert, sondern frühzeitig angesprochen werden, bevor sie eskalieren.
Wann eskalieren?
Nicht jedes Verhalten lässt sich mit einem freundlichen Gespräch lösen. Falls sich nach mehreren Gesprächen keine Verbesserung zeigt, kann eine schriftliche Verwarnung oder Abmahnung in Betracht gezogen werden. In schwierigen Fällen ist es ratsam, den Betriebsrat oder externe Mediatoren einzubeziehen. Sollte das Verhalten das gesamte Team belasten, kann eine gemeinsame Lösungsstrategie entwickelt werden, um ein harmonisches Arbeitsklima zu gewährleisten.