Wie Ärztinnen und Ärzte Burnout vermeiden
A&W RedaktionSich selbst zu verschleißen, gehört bei Medizinern zu einem unseligen Rollenmythos. Um Patienten zuverlässig und gut zu versorgen, brauchen auch Ärzte ein stabiles Fundament. Doch gerade bei Menschen mit viel Verantwortung kaschiert oft Willenskraft die Sparflamme, auf der sie laufen. Welche Signale zeigen einen drohenden Burnout an?
Zuerst funktionieren Sie. Wie am Schnürchen, immerzu, mit präzisem Timing und allzeit bereit. Schließlich gibt es viel zu tun, viele Menschen brauchen Hilfe. Finanziell will auch ein stabiles Fundament für die Zukunft gelegt werden. Der Einsatz zahlt sich aus, die Erfolge sind sichtbar, die Mühe sinnvoll.
Doch mit der Zeit ändert sich etwas. Immer öfter bemerken Sie, dass Sie selbst irgendwie weniger fühlen. Natürlich nicht wie ein Roboter, aber auch bei ergreifenden Momenten in der Praxis bleibt Ihre Gemütslage ungewohnt unberührt. Schleichend wird das Leben, scheinbar gleichförmiger, egal wie hoch oder tief die Wellen schlagen. Man könnte meinen, es läge an der Erfahrung, an der persönlichen Reife. Möglicherweise ist das der Grund. Es kann aber auch mehr dahinterstecken. Einiges im Alltag fühlt sich ja ohnehin eher an wie Arbeit am Fließband. Sie halten durch, meist ohne zu jammern. „Aber warum schaffe ich es nicht mehr, mich für irgendetwas zu begeistern?“, fragen Sie sich vielleicht, wenn ein kurzer Leerlauf etwas Luft zum Nachdenken bietet. Möglicherweise kommt Ihnen inzwischen auch öfter ein zynischer Kommentar über die Lippen. Sicher, der ein oder andere Witz dient schon mal als probates Frustschutzmittel. Etwa wenn Ihnen der von außen vorgegebene Takt kaum noch die Möglichkeit gibt, das Gespräch mit einem Patienten zu vertiefen. Oder wenn sich die Auswüchse der Bürokratie als Papierberg auf Ihrem Schreibtisch stapeln, von dem Ihnen einiges vorkommt wie ein schlechter Witz. Abgearbeitet werden muss der Stapel trotzdem.
Verantwortung für Menschen birgt das höchste Risiko für Burnout
Falls Sie sich gerade wiedererkannt haben, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Zynismus kann eine emotionale Erschöpfung maskieren. Die stellt sich beispielsweise ein, wenn Sie seit Jahren den Eindruck haben, alles hänge an Ihnen. Entlastung? Kennen Sie kaum. Bisweilen streift der Gedanke „Ich kann nicht mehr“ durch Ihren Kopf. Nie würden Sie ihn aussprechen. Sie kitzeln das letzte bisschen Energie aus sich heraus, egal wie bleiern die Augenlider. Fehler können Sie sich nicht erlauben – und zu fehlen auch nicht.
Rund 30 Prozent der Ärztinnen und Ärzte stecken im Burnout, schreibt der Allgemeinmediziner Dr. Thomas Bergner in seinem Buch „Burnout bei Ärzten. Arzt sein zwischen Lebensaufgabe und Lebens-Aufgabe“. Gleich nach den Lehrern ist dieser Berufsstand am meisten burnoutgefährdet. Die Arbeit mit Menschen ist herausfordernd: emotional, kommunikativ, strategisch. Gleichzeitig geht sie mit einer immens hohen Verantwortung einher.
„Ich kann nicht mehr!“
Ärzte starten voller Empathie und Idealismus in den Beruf. Doch was, wenn diese mit der Zeit einem Gleichmut weichen, der Sie selbst befremdet? „Ich kann nicht mehr!“ Wieder hören Sie innerlich diesen Satz. Doch Sie reißen sich zusammen und arbeiten noch etwas härter.
Zwischenmenschliche Konflikte heizen das Geschehen an
Es ist selten die Arbeitsbelastung allein, die in den Burnout führt, auch wenn diese teilweise absurd sein kann. So arbeiten niedergelassene Hausärzte mit einer Wochenarbeitszeit von 52 Stunden deutlich mehr als der Durchschnitt der Vollzeiterwerbstätigen mit 41 Stunden. Was den Arzt als Menschen jedoch weiter unter Druck setzt, sind Spannungen am Arbeitsplatz. Dazu kommen fehlende soziale Unterstützung sowie der klassische „Work-Family-Conflict“. In einer chinesischen Studie 2018 identifizierte das Team um die Psychologin Ling Chen das Spannungsfeld zwischen beruflichen und familiären Anforderungen als wichtigen Risikofaktor bei der Entstehung eines Burnouts bei Ärzten.
Es ist das klassische Gefühl der Zerrissenheit – oder des Sich-Zerreißens. Private Konflikte anzugehen und möglichst gute Lösungen zu finden, ist ein wichtiger Teil der Burnout-Prophylaxe, folgert das chinesische Team. Ebenso betonen sie die Bedeutung guter Bewältigungsmechanismen (mehr dazu im zweiten Teil dieser Fortbildung).
Es ist ja so: Gerade dann, wenn Sie sich selbst der Nächste sein sollten, ist die Selbstfürsorge nur noch eine verschwommene Erinnerung an frühere Zeiten. Möglicherweise haben Sie auch noch nie wirklich auf sich selbst und Ihre Bedürfnisse geachtet. Dann ist eine seelisch nährende Lebensführung unter Umständen bloß eine vage Vorstellung. Natürlich achten Sie auf kleine Erholungsbröckchen im Alltag: fünf Minuten hier, zehn Minuten da. Das ist wichtig, aber reicht es auf Dauer?
Interpersonelle Konflikte am Arbeitsplatz befördern einen Burnout
Auch in der Praxis menschelt es an allen Ecken und Enden. In einer qualitativen Studie zur Selbstwahrnehmung von burnout-betroffenen Ärzten arbeitete die Psychologin Dr. Edith Rahner interpersonelle Konflikte am Arbeitsplatz als eine wesentliche Ursache heraus. Wieder waren es die mangelnde soziale Unterstützung und persönliche Konflikte, die belasteten. Hinzu kam bisweilen Mobbing. Eine vertrauens- und freudvolle Atmosphäre im Team ist eben nicht bloß kitschiger Klimbim. Sie ist die Basis langfristiger Leistungsfähigkeit, für die Mitarbeiter und die Führung.
Gleichwohl entdeckte Rahner weitere Burnout-Ursachen: atypische Arbeitszeiten inklusive Rufbereitschaft, die zusammen mit langen Arbeitszeiten zu chronischer Erschöpfung führen können. Doch nicht nur die Balance zwischen Berufs- und Privatleben sei immer wieder anzustreben, sondern auch eine klare Trennung dieser Lebensbereiche. Riskant seien hingegen ein hoher Grad an Perfektionismus in Verbindung mit einer Idealisierung des Arztbildes, hochgradiger Ehrgeiz und ausgeprägtes Harmoniestreben. Letzteres führt dazu, dass Konflikte unterdrückt werden. Diese sammeln sich im Untergrund der Psyche und schwelen dort. Rahner hatte Ärztinnen und Ärzte interviewt, die wegen eines Burnouts stationär in einer Klinik behandelt wurden. Im Laufe ihrer Therapie entwickelten sie realistischere Ansprüche an sich selbst und glichen ihre Werte und Bestrebungen der resilienten Vergleichsgruppe an.
Rollenmythos wirkt noch immer
Der Rollenmythos eines Arztes wirkt stark. Sowohl in den Köpfen der Allgemeinbevölkerung als auch im eigenen Inneren. Dieser Mythos besagt unter anderem, dass Ärzte nicht krank werden. Schließlich wissen sie ja, wie man gesund, fit und leistungsfähig bleibt. Sicher, Wissen verschafft Vorteile. Doch diese Idee verkennt die Unwägbarkeiten des Lebens und die Teile, die niemand stets unter Kontrolle hat. Selbst um das innere Geschehen zu steuern, bedarf es bisweilen Anleitung und Übung. Einerseits wissen Sie genau, was chronischer Stress im Körper anrichtet. Andererseits ist da diese Idee, sich selbst keine Schwächen zugestehen zu dürfen. Erkennen Sie solche Diskrepanzen bei sich wieder, können die tieferen Ursachen unter Umständen auch in der Biografie liegen. Professionell begleitet kommt man ihnen oft besser auf die Spur und kann sie effektiver beheben. Welche Methoden dazu besonders hilfreich sein können, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Fortbildung.
Burnout-Kandidaten spüren den Energieverlust und halten dagegen
Innere Leere ist kein bedauerlicher Zustand, den man zugunsten des Alltags immer wieder beiseiteschieben kann. Die Suizidrate von Ärztinnen und Ärzten liegt weit über jener der Allgemeinbevölkerung. Je nach Studie liegt sie international um das 1,3- bis 3,4-fache höher. Die Eintrittskarte zum emotionalen Höllenritt ist das Ignorieren der frühen Burnoutsymptome: die klassische Trias aus emotionaler Erschöpfung, Entfremdung von anderen Menschen und Leistungsabfall, die Prof. Christina Maslach Anfang der 1980er definierte. Sie entwickelte das Standard-Messinstrument zur Erfassung eines Burnouts, den Maslach Burnout Inventory (MBI).
Wichtig zu wissen: Der Leistungsabfall stellt sich nicht stetig ein – im Gegenteil. Zunächst wird er kaschiert oder sogar überkompensiert durch die Willenskraft, bevor er plötzlich ins Bodenlose stürzen kann. Eigentlich spüren Burnout-Kandidaten, dass ihr Energieniveau sinkt, doch sie halten dagegen. Alles, was jetzt unvorhergesehen geschieht, nervt, sogar eine nette Einladung zum Essen. Denn wer auf dem Zahnfleisch geht, hat keine Ressourcen mehr für Zusätzliches. Ja, manchmal fühlen sich Betroffene einsam. Dann arbeiten sie vielleicht noch etwas Papierkram ab. Sie erkennen ihre depressive Stimmung. Sie wissen, dass das Kortisol angestiegen und das Testosteron gesunken ist. Doch eine emotionale Abwärtsspirale kümmert sich nicht um akademisches Wissen.
Ärzte sind in der Rolle der Helfenden und diese Rolle prägt das Selbstbild. Immer wieder sind sie mit Leid konfrontiert. Sie agieren im Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Hilflosigkeit, oft mit der Angst, zu versagen, zu enttäuschen. Haben Sie genug getan? Hätten Sie etwas besser machen können? Steter Tropfen höhlt den Stein, und ebenso höhlt Unverarbeitetes die Seele aus. Mit der Zeit legt sich die scheinbar beruhigende Decke der Apathie darüber. So wird der Schmerz einige Zeit lang weniger stark gespürt, bis er eines Tages mit aller Macht durchbricht. Bis es soweit ist, suchen Sie nach Wegen, Ihre Leistung zu pushen, obwohl Sie sich manchmal am liebsten nur noch auf den Boden legen und die Decke anstarren würden. Dann fällt Ihnen ein, dass Sie gebraucht werden. Sie machen weiter.
Sich selbst aufzubauen, ist die Basis um andere gut zu versorgen
Die eigenen Bedürfnisse zu verleugnen, heißt nichts Anderes, als sich selbst zu verleugnen. Das Problem ist, dass wir uns in einem solchen Zustand nur noch eingeschränkt selbst wahrnehmen. Natürlich kennen Sie die Symptome eines Burnouts. Aber um ihn bei uns selbst zu erkennen, müssen wir uns selbst anschauen. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit für die Liste unten. Im nächsten Teil dieser Fortbildung geht es um bewährte Wege aus dem Burnout.
Burnout: Körperliche Symptome |
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Interventionen, die wirklich helfen
Wenn das eigene Wohlbefinden dauerhaft in den Hintergrund rückt, droht irgendwann ein Zusammenbruch. Dann ist nicht nur das persönliche Wohlergehen in Gefahr, auch die Patientenversorgung leidet. Lesen Sie im zweiten Teil, was in verschiedenen Erschöpfungsstadien hilft.
Wenn beim Smartphone der Akku beinahe leer ist, laden wir ihn ganz selbstverständlich auf. Warum also nicht auch bei uns selbst? Im ersten Teil dieser Fortbildung haben wir den situativen und psychischen Boden betrachtet, auf dem sich ein Burnout auswachsen kann. Nun geht es darum, wie Sie dort herauskommen, wenn Sie sich wiedererkannt haben.
Die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, ist der erste und wichtigste Schritt zur Linderung von Burnout. Zwar gilt das Ausgebranntsein als Phänomen, nicht als Erkrankung. Doch es lässt das Risiko von Krankheiten ansteigen. Deshalb empfiehlt sich auch beim Burnout, früh zu intervenieren, um einen späteren längeren beruflichen Ausfall abzuwenden. Im Frühstadium reicht oft psychologische Beratung. In Verbindung mit reduzierten Arbeitszeiten linderte dies in einer Studie der Universität Oslo die Erschöpfung von Ärzten.
Supervisionen, Coaching und psychologische Begleitung
Supervisionen, Coaching oder eben die psychologische Begleitung sollten für helfende Berufe so selbstverständlich werden wie körperliche Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen. Nicht nur junge Ärzte, die sich noch auf das Arbeitspensum und die Realitäten des Berufs einstellen müssen, reiben sich auf. In einer Burnout-Studie des Psychologen Prof. Peter Herschbach fanden sich die höchsten Belastungswerte bei erfahrenen Ärztinnen. Besonders zu schaffen machten ihnen die Aufklärung ihrer Patienten über Rückfälle, die Angst, Fehler zu machen, die Aufgabe, Angehörigen den Tod eines Patienten mitzuteilen und das Miterleben langer Krankheitsprozesse.
Die stete Konfrontation mit schwerstem Leid stellt eine seelische Belastung dar, die durch Erfahrung nicht verschwindet. Falls es einmal zu viel wird, bietet beispielsweise die Burnout-Hotline des Deutschen Ärztinnenbunds (Tel. 030-54708635) erste Hilfestellung. Ambulante Ansprechpartner sind Fachärzte für Psychotherapie und Psychiatrie oder Psychologische Psychotherapeuten. Darüber hinaus haben sich eine Reihe von stationären Einrichtungen in Deutschland auf Ärzte spezialisiert.
Handeln, bevor das Fass überläuft
Burnoutkliniken unterstützen das Wieder-erlernen der Selbstfürsorge auf vielfältige Weise. Falls Sie nachts noch weniger Schlaf bekommen als ohnehin, weil Sie im Bett plötzliche Panikattacken quälen, könnte das ein Hinweis auf die Sinnhaftigkeit einer stationären Behandlung sein. Wenn Sie abends empfinden, dass Ihre größte Leistung des Tages darin bestand, sich heute wieder mal nicht umzubringen, ziehen Sie die Notbremse! „Warum? Ich laufe doch schon lange so herum“, denkt vielleicht manch einer zynisch. Doch wer den Stürmen des Alltags nur noch so wenig Lebensfreude entgegenzusetzen hat, kann irgendwann ganz plötzlich hinweggefegt werden. Selbst ein banaler Trigger kann dann einen Nervenzusammenbruch lostreten: die akute Belastungsreaktion oder die länger anhaltende Belastungsstörung. Werden Sie deshalb aktiv, bevor sprichwörtlich das Fass überläuft.
Zustand der totalen Erschöpfung
Natürlich ist nicht jede Erschöpfung, nicht jede Dysphorie ein Burnout. Wenn Sie sich aber seit mehr als sechs Monaten mehr schlecht als recht durch den Tag schleppen und kein Licht am Ende des Tunnels sehen, sollten Sie fachlichen Rat einholen. Die Abgrenzung eines Burnouts zu psychischen Erkrankungen ist wichtig. Wenden Sie sich hierfür an einen Facharzt oder eine -ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder an einen Psychologischen Psychotherapeuten. Zwar ist ein Burnout nicht gleichzusetzen mit einer Depression, er erhöht ihr Risiko jedoch erheblich. Ebenso das Risiko, eine Angststörung zu bekommen wird erhöht. Ob ein Klinikaufenthalt angezeigt ist, wird individuell festgestellt, etwa anhand eines „Zustands der totalen Erschöpfung“.
In einer Burnout-Klinik arbeiten Psychologen, Psychiater und Fachärzte für Psychosomatik Hand in Hand. So werden beispielsweise mit Tiefenpsychologie die Ursachen und die Entstehungsgeschichte des Burnouts erforscht. Etwaige traumatische Erlebnisse in der Biografie, die Denk- und Handlungsmuster prägen, können zum Beispiel mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) behandelt werden. Mit der Verhaltenstherapie werden Verhaltensmuster und Bewältigungsstrategien geübt. Durch die Psychosomatik entsteht ein noch tieferes Verständnis für sich selbst. Sport und Bewegung runden den Klinikalltag in der Regel ab. Informationen zum Behandlungsablauf und zur Tagesstruktur lassen sich am besten dort telefonisch erfragen.
Organisatorisches gezielt erledigen
Erhalten Sie eine psychiatrische F-Diagnose, die eine Auszeit erforderlich macht, gehen Vertragsärztinnen und -ärzte wie bei anderen Erkrankungen vor. Sind Sie länger als eine Woche außer Gefecht, zeigen Sie Ihre Abwesenheit schriftlich unter Angabe des Vertretungsgrundes und des Vertreters Ihrer Kassenärztlichen Vereinigung an. Intern dokumentieren Sie jede Vertretung, auch kurzzeitige, mit Angabe des Grunds.
Drei Monate Vertretung wegen Abwesenheit durch Krankheit innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten sind genehmigungsfrei, danach muss sie genehmigt werden. Falls nötig, muss später verlängert werden. Eine stationäre Burnout-Therapie erstreckt sich über einige Wochen, bei komplexeren Störungen kann es sich aber auch um Monate handeln. Die vollständige Erholung kann ein Jahr oder länger in Anspruch nehmen. Auch, wenn es Ihnen nicht gut geht: Achten Sie darauf, die Legitimation Ihres Vertreters zu prüfen, denn Sie haften! Und späteren Ärger können Sie wirklich nicht gebrauchen.
Die Kosten für den Aufenthalt in einer privaten Burnout-Klinik übernimmt die private Krankenversicherung, wenn die ambulante Psychotherapie nicht ausreicht. In einem planbaren Fall reichen Sie die Einweisung des Facharztes vorab bei Ihrer Kasse ein, um eine Kostenübernahmeerklärung einzuholen. Bei Akut-Einweisungen wird sich in der Regel die Klinik am Aufnahmetag um das Organisatorische kümmern. Auch gesetzliche Krankenkassen können individuell entscheiden, die Behandlung in einer Privatklinik zu erstatten, gerade wenn Versorgungsengpässe bei der stationären Psychotherapie bestehen. Meist dient der Tagessatz der nächstgelegenen regelversorgenden Klinik als Bemessungsgrundlage. Die Differenz trägt der Patient. Zur Bewilligung wird meist eine ausführlichere Stellungnahme des Kollegen benötigt, der Sie ambulant behandelt.
Dynamisches Zusammenspiel
Obgleich es zur Entspannung und Stressreduktion ein Füllhorn an Maßnahmen gibt, zeigt eine Meta-Analyse der Mayo Clinic in Rochester: Allein bringt keine dieser Methoden durchschlagenden Erfolg. Erst durch das Zusammenspiel verschiedener Ebenen kann der Mensch ganzheitlich gesunden. An vereinzelten Schräubchen zu drehen, damit der Laden wieder läuft, reicht nicht. Auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde betont das dynamische Zusammenspiel arbeitsplatzbezogener Faktoren wie Zeitdruck mit individuellen Faktoren wie Perfektionismus oder einem reduzierten Selbstwert.
Priorisieren hilft
Widmen Sie sich also allen Lebensbereichen. Priorisieren Sie. Versuchen Sie, unter 50 Wochenarbeitsstunden zu bleiben, denn darüber steigt das Burnoutrisiko. Achten Sie darauf, einmal pro Tag zu möglichst festen Zeiten 20, besser 30 Minuten Pause zu machen und dabei völlig abzuschalten. Suchen Sie in Ihrer Freizeit Kontakt zu anderen Menschen, selbst wenn Ihnen schon länger nicht mehr danach ist. Gerade bei einer beginnenden Depersonalisierung ist der zwischenmenschliche Kontakt wichtig und kann Stress erheblich lindern. Bauen Sie Stresshormone auch durch regelmäßigen Ausdauersport ab. Eine Übersicht des DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) zur Studienlage zeigt, dass bewegungsbezogene Interventionen wie Ausdauertraining einen vergleichbaren Outcome liefern, wie kognitive Interventionen. Ideal erscheint die Kombination von kognitiver Therapie mit Entspannungsübungen und Physiotherapie. Auch die Meditation hat sich wiederholt als sehr nützlich erwiesen.
Ihr Wohlergehen ist die Basis!
Haben Sie das Gefühl, es sich gut gehen zu lassen, wäre reine Zeitverschwendung? Die Psychologin Dr. Julika Zwack erinnert in ihrem Buch „Wie Ärzte gesund bleiben – Resilienz statt Burnout“ daran, dass die Erfüllung der eigenen Grundbedürfnisse die Resilienz fördert. Dazu gehören laut Zwack verlässliche Beziehungen, Orientierung und Kontrolle („Herr der Lage sein und wissen, wo es langgeht“), Selbstwertschutz („sich als kompetent und liebenswert erfahren“) und Lustgewinn, also angenehme und freudvolle Erfahrungen zu machen. Und, Ärzte wissen es selbst, Schlaf und eine ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung sind einfach unerlässlich.
Allerdings kann die Heilung eines so weit verbreiteten Phänomens wie die Burnoutsymptomatik nicht nur Sache des Einzelnen sein. Gegen toxische Arbeitsbedingungen kann man anmeditieren, soviel man will. Wo Selbstlosigkeit und Menschenliebe auf Restriktionen treffen, die als unmenschlich empfunden werden, kann die Anpassung auf Dauer kaum funktionieren. Insofern ist auch eine politisch starke Interessenvertretung von Ärzten, die kränkelnde Stellen des Systems identifiziert und lautstark Lösungen einfordert, ein essentieller Teil der Burnoutprävention.
Die 5 Stadien des Burnouts |
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Stadium 1: Anfängliche Warnsymptome
Stadium 2:
Stadium 3:
Stadium 4:
Stadium 5:
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