Niedergelassene Ärzte behandeln wieder mehr Patienten
Heiko FeketeDer Trend geht wieder nach oben: Nach der Corona-Pandemie sind die Wartezimmer in Arztpraxen gut gefüllt, vor allem Hausärztinnen und Hausärzte sowie Pädiater verzeichnen einen Zuwachs. Aber es gibt auch rückläufige Entwicklungen.
Wie oft haben Patienten die Leistungen von Arzt- und Psychotherapiepraxen in Anspruch genommen? Dieser Frage ist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in seinem neuesten Trendreport zur vertragsärztlichen Versorgung nachgegangen. Der Bericht fasst die Entwicklung ärztlicher Leistungen vom ersten Quartal 2021 bis zum ersten Quartal 2023 zusammen.
Er ersetzt den regelmäßigen Trendreport zur vertragsärztlichen Versorgung, den das Zi während der Corona-Pandemie veröffentlicht hatte. Insgesamt haben Niedergelassene 2022 im ambulanten Bereich 578 Millionen Behandlungsfälle gemeistert, und damit 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Darunter sind rund 195 Millionen Behandlungen bei Hausärzten, was im Vergleich zu 2021 ein Plus von 3,3 Prozent bedeutet. Auch bei den Facharztgruppen sind die Behandlungsfälle insgesamt gestiegen. Hier konstatiert das Zi in seinem Trendreport über 321 Millionen Fälle – ein Zuwachs von 0,7 Prozent.
Wie sehen die Zahlen nach Arztgruppen aus?
Innerhalb der Fachärzte gibt es allerdings teils deutliche Unterschiede: Während Kinder- und Jugendärzte mit 28 Millionen Fällen 9,3 Prozent mehr als 2021 aufzuweisen haben, sind zum Beispiel die Behandlungszahlen bei Fachärzten für Nervenheilkunde um 8,8 Prozent zurückgegangen. Einen Rückgang gibt es unter anderem auch bei Gynäkologinnen und Gynäkologen (-4,1 %) sowie bei Fachärzten für Innere Medizin (-7,3 %).
Die Zahlen zu Früherkennungsuntersuchungen unterscheiden sich ebenfalls: Anstiege gibt es beim Hautkrebsscreening (+1,4 %) und bei Früherkennungskoloskopien (+1,4 %) – rückläufig sind die Zahlen dagegen beim Mammografie-Screening (-5,8 %) und bei Präventivuntersuchungen für Kinder (-2,5 %).
Wie hat sich die Telemedizin entwickelt?
Ein uneinheitliches Bild zeigt sich auch bei telefonischen Beratungen und Videosprechstunden. Ärztliche Beratungen per Telefon waren während der Corona-Pandemie besonders beliebt, um Ansteckungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch nach der Pandemie nutzen viele Patienten diese Option: Mehr als 8,4 Millionen Beratungen im Jahr 2022 entspricht einem Zuwachs von 8,5 Prozent im Vergleich zu 2021.
Videosprechstunden werden dagegen deutlich seltener wahrgenommen. 2021 waren es noch 3,5 Millionen Videosprechstunden, im darauffolgenden Jahr haben sie nur noch 2,7 Millionen Mal stattgefunden– damit sind Videosprechstunden 2022 um 24 Prozent zurückgegangen.
Das sagt das Zi zur Statistik
Zur Auswertung der vertragsärztlichen Versorgung zieht Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried folgendes Fazit: „Dass die Inanspruchnahme der rund 100.000 Praxen nach dem Auslaufen der Corona-Pandemie erneut um über zwei Prozent gestiegen ist, zeigt die Rückkehr zum präpandemischen Normalzustand und das Vertrauen der Bevölkerung in die medizinische Versorgung durch die Arztpraxen.“
Gleichzeitig weist er darauf hin, dass diese Entwicklung trotz schwieriger Rahmenbedingungen für die Praxen stattgefunden hat: „Unzureichende Finanzierung unterhalb der Inflationskostengrenze, hohe Bürokratielast, Gängelung durch sinnlose Regressforderungen, dysfunktionale Telematikinfrastruktur. Dies dürften die entscheidenden Stellen sein, an denen die Politik für mehr Berufszufriedenheit sorgen und damit den in Teilen gefährdeten Fortbestand der Versorgung sichern kann“, so von Stillfried.