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Wenig Zucker im Mutterleib und in der frühen Kindheit schützt gegen chronische Krankheiten im Erwachsenenalter. Das zeigt eine aktuelle Studie von Forschende um Tadeja Gracner von der University of Southern California, die in Science erschienen ist. Die Studie beleuchtet, wie sich eine niedrigere Zuckeraufnahme in den ersten 1000 Tagen nach der Empfängnis auf das spätere Risiko für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck auswirken kann.

Wie die Zuckerrationierung in Großbritannien die Gesundheit langfristig beeinflusst

Dafür betrachteten die Forschenden, welche Auswirkungen die Zuckerrationierung in Großbritannien und das Ende dieser Rationierung im Jahr 1953 auf das spätere Krankheitsrisiko hatten. Denn nachdem die britische Regierung die Rationierung beendet hatte, stieg der Konsum von Zucker und Süßigkeiten fast um das Doppelte. Dies ermöglichte eine quasi-experimentelle Studie. Die Forschenden untersuchten, welche Auswirkungen die Rationierung und das Ende dieser auf den späteren Gesundheitszustand von 60.183 Personen hatte. Dies war anhand von Daten aus der UK Biobank möglich. Diese erhebt große Mengen an Gesundheitsdaten von 500.000 britischen Freiwilligen.

Wie beeinflusst Zucker in der frühen Kindheit das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck?

Die Ergebnisse zeigen, dass eine frühe Zuckerreduktion das Risiko für Typ-2-Diabetes um etwa 35 Prozent verringerte und das Auftreten der Erkrankung um circa vier Jahre verzögerte. Das Risiko für Bluthochdruck verringerte sich um etwa 20 Prozent und die Krankheit trat etwa zwei Jahre später auf. Die Zuckerrationierung im Mutterleib war für etwa ein Drittel der Risikominderung verantwortlich. Am größten war der schützende Effekt jedoch, wenn die Rationierung über das Alter von sechs Monaten hinaus andauerte.

Die langfristigen Auswirkungen eines übermäßigen Zuckerkonsums

„Es ist in der Primärliteratur gut dokumentiert, dass eine übermäßige Nährstoffaufnahme in der frühen Entwicklung – sowohl in Form von erhöhtem Fett als auch Zucker – zu Stoffwechselveränderungen bei den Nachkommen führt”, sagte Dr. Rachel Lippert, Leiterin der Nachwuchsgruppe Neuronale Schaltkreise am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, dem Science Media Center, „Diese Veränderungen reichen vom Hypothalamus – dem Teil des Gehirns, der den Stoffwechsel und das Essverhalten reguliert – bis hin zum Belohnungssystem und weiter zu Auswirkungen auf die soziale und kognitive Funktion. Ein so klarer Effekt allein durch Zucker auf die langfristigen Gesundheitsfolgen verdeutlicht jedoch die entscheidende Rolle dieses Makronährstoffs in der frühen Entwicklung.“

Empfehlungen zur Zuckeraufnahme von der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt generell, Süßes - genau wie Salziges und Fettiges – zu vermeiden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, die Aufnahme von freien Zuckern auf weniger als 10 Prozent der gesamten Energiezufuhr zu beschränken - sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Dem schlossen sich auch die Deutsche Adipositas-Gesellschaft, die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in einem Konsensuspapier von 2018 an. Die Gesellschaften betonen, dass es sich nicht um eine empfohlene Zufuhr handele, sondern um eine maximale Obergrenze.

„Die Studie bestätigt, dass die Ernährung ganz früh im Leben eine große Bedeutung hat und dass Prävention sehr früh begonnen werden muss”, sagte Prof. Dr. Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max Rubner-Institut und Professorin an der Uniklinik Düsseldorf, dem Science-Media-Center, „Wenn es begrenzte Ressourcen für Prävention gibt, dann bekräftigt die Studie, dass man sie in diese frühe Phase stecken sollte.”

Quelle:

Tadeja Gracner et al. (2024) Exposure to sugar rationing in the first 1000 days of life protected against chronic disease. Science 0, eadn5421 DOI:10.1126/science.adn5421