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Eine aktuelle Studie im Auftrag der Viatris-Gruppe zeigt: Der illegale Online-Handel mit rezeptpflichtigen Medikamenten zur Behandlung von erektiler Dysfunktion bleibt ein ernstes Problem. Die Untersuchung, durchgeführt von Prof. Dr. Arndt Sinn und Prof. Dr. Martin Steinebach, belegt, dass Sicherheitsvorschriften für den Online-Versandhandel häufig umgangen werden.

Illegale Angebote bleiben unverändert präsent

Laut den Ergebnissen identifizierte die Studie 89 auffällige Online-Präsenzen, die weder im offiziellen Versandhandelsregister eingetragen sind noch das EU-Versandhandelslogo tragen. 82 Anbieter boten rezeptpflichtige Medikamente direkt nach Deutschland an, während 67 Plattformen dafür kein Rezept verlangten.

Rechtliche Vorgaben und ihre Umgehung

Die rechtlichen Vorgaben für den Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland sind komplex. Zulässiger Versandhandel setzt unter anderem eine Versandhandelserlaubnis und die Einhaltung strenger Vorgaben voraus, wie:

  • Eintrag ins Versandhandelsregister.

  • Nutzung des EU-Versandhandelslogos mit Verlinkung ins Register.

  • Erfüllung nationaler Anforderungen, auch bei Anbietern aus dem EU-Ausland.

Die meisten untersuchten Shops ignorierten diese Vorgaben, wodurch ein erhöhtes Risiko für gefälschte oder minderwertige Medikamente besteht.

Warum der illegale Markt wächst

Die Studie hebt hervor, dass die begünstigenden Faktoren für den illegalen Arzneimittelhandel seit Jahren unverändert bleiben:

  • Intransparente Rechtslage

  • Niedriger Kontrolldruck

  • Hohes Entdeckungsrisiko

  • Attraktive Gewinnmargen

„Die Hoffnung, dass obligatorische Sicherheitsmerkmale wie das EU-Versandhandelslogo illegale Angebote zurückdrängen würden, hat sich nicht erfüllt“, so die Autoren.

Risiken für Patienten und Patientensicherheit

Medikamente zur Behandlung von erektiler Dysfunktion gehören zu den am häufigsten beschlagnahmten Arzneimittelfälschungen in Europa. Prof. Dr. Martin Steinebach betonte die Gefahren: „Illegale Anbieter umgehen Sicherheitsvorschriften, was ein stark erhöhtes Gefährdungspotenzial durch gefälschte Arzneimittel bedeutet.“

Kira Tosberg vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) betonte die Bedeutung, diese Risiken öffentlich zu diskutieren. Das APS setzt sich für die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ein und fordert Maßnahmen, um Patienten besser vor illegalen Angeboten zu schützen.

Forderungen für mehr Patientensicherheit

Dr. Elmar Kroth vom Branchenverband Pharma Deutschland e.V. unterstrich die Notwendigkeit, Akteure im Gesundheitssystem stärker zu vernetzen, um die Patientensicherheit zu fördern. Simon von Boeselager, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Viatris-Gruppe, verwies auf den potenziellen Nutzen eines OTC-Switches (Überführung von rezeptpflichtigen Medikamenten in die Selbstmedikation): „Der OTC-Switch könnte Betroffenen einen niedrigschwelligen Zugang zu sicheren Therapiemöglichkeiten ermöglichen, ohne dass sie auf unsichere Online-Angebote zurückgreifen müssen.“

Die Ergebnisse der neuen Studie verdeutlichen die anhaltenden Risiken durch den illegalen Online-Arzneimittelhandel. Um Patientensicherheit zu gewährleisten, ist ein stärkerer Fokus auf Aufklärung, Regulierung und öffentliche Diskussion nötig. Betroffene sollten stets legale Bezugswege über Apotheken nutzen, um Risiken durch minderwertige oder gefälschte Arzneimittel zu vermeiden.

Quelle:

Viatris | Global Healthcare Company, Aktionsbündnis Patientensicherheit - APS e.V.