Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
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„Die aktuelle Diskussion um die Abfederung der stark steigenden Energiepreise und der allgemeinen Kosten konzentriert sich viel zu sehr auf die großen Unternehmen. Dabei gerät vollkommen aus dem Blick, dass auch kleinere Arbeitgeber, wie beispielsweise Arztpraxen und deren Mitarbeiter, unter der hohen Inflation leiden.“ Das erklärt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.

Bereitschaft für Bonuszahlungen an MFA vorhanden

Die Politik müsse dringend gegensteuern, so Reinhardt. Konkret fordert er den Gesetzgeber dazu auf, den Medizinischen Fachangestellten (MFA) auch finanziell endlich die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienten.

So seien viele Praxisinhaber grundsätzlich bereit, ihre MFA in schwierigen Zeiten durch Bonuszahlungen zu unterstützen. Gleichzeitig müssten sie selbst aber gerade starke Einbußen verkraften. „Daher ist es jetzt an der Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und einen MFA-Solidaritätsbonus beschließt“, so der BÄK-Präsident. Dieser könne über die Arztpraxen an die Mitarbeiter weitergeben werden.

Auch Arztpraxen stehen unter wirtschaftlichem Druck

Dass niedergelassene Ärzte den Bonus aus eigener Tasche zahlen, betrachtet der BÄK-Präsident als unrealistisch. Praxen hätten derzeit auch mit hohen Kostensteigerungen zu kämpfen, die über die reguläre Vergütung nicht mehr ausgeglichen werden könnten. „Die Punktwertsteigerung von zwei Prozent, die der Erweiterte Bewertungsausschuss für das kommende Jahr beschlossen hat, bleibt deutlich hinter der Inflation zurück“, erklärt Reinhardt. „Für das Jahr 2024 fordern die Krankenkassen sogar eine Nullrunde. Das ist ein absoluter Affront.“

Bei vielen Praxisinhabern reduziere sich der Praxisertrag durch die steigenden Kosten bereits in erheblichem Umfang. Erschwerend komme hinzu, dass der vertragsärztlichen Versorgung durch die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplante Streichung der Neupatientenregelung zusätzlich rund 400 Millionen Euro entzogen würden.

Entlassungen in Arztpraxen nicht mehr ausgeschlossen

Das könnte zudem dazu führen, dass Ärztinnen und Ärzte unter wirtschaftlichem Druck Praxismitarbeiter entlassen müssen. „Das träfe dann mit den MFA gerade diejenigen, die in den letzten Jahren einen enormen Beitrag zur Bewältigung der Coronapandemie geleistet haben. Nachdem die Politik ihnen schon den Coronabonus verwehrt hat, düpiert sie diese systemrelevante Berufsgruppe ein weiteres Mal“, so auch Erik Bodendieck, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten.

Die logische Folge eines solchen Personalabbaus in den Praxen sei eine Einschränkung der Sprechstundenzeiten. „Auch ein Praxisinhaber kann die Grundprinzipien wirtschaftlichen Handelns nicht auf Dauer ignorieren. Weniger Personal bedeutet weniger Termine für die Patientinnen und Patienten. Damit stehen am Ende alle schlechter da. Die politisch Verantwortlichen haben es jetzt in der Hand, den drohenden Versorgungseinbruch zu verhindern“, so Bodendieck.