Metabolisches Syndrom – Fruktose stößt die Fettproduktion an
Sabrina KempeSüßes, fettiges Essen sowie zuckerhaltige Getränke und zu wenig Bewegung – dieser Lebensstil bereitet den Weg für ein metabolisches Syndrom. Neben Glukose spielt Fruktose dabei eine überraschend große Rolle.
Ungefähr ein Drittel der Deutschen – darunter auch immer mehr Kinder und Jugendliche – weisen das metabolische Syndrom auf, bei dem parallel mehrere Wohlstandskrankheiten auftreten:
Alle vier Krankheitsbilder dieses tödlichen Quartetts können die Blutgefäße schädigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Die Sterblichkeit der Betroffenen ist deshalb deutlich erhöht. Als ursächlich für das metabolische Syndrom wird der moderne Lebensstil mit wenig körperlicher Bewegung und einer Überernährung angesehen.
Adipositas mit meist bauchbetonter Fetteinlagerung,
gestörter Fettstoffwechsel,
Insulinintoleranz/-resistenz und
Hypertonie.
Alle vier Krankheitsbilder dieses tödlichen Quartetts können die Blutgefäße schädigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Die Sterblichkeit der Betroffenen ist deshalb deutlich erhöht. Als ursächlich für das metabolische Syndrom wird der moderne Lebensstil mit wenig körperlicher Bewegung und einer Überernährung angesehen.
Schädliche freie Zucker
Die hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms ist die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD), deren Prävalenz ebenfalls in die Höhe klettert. Die Lipidsynthese und damit die zunehmenden Fetteinlagerungen in Leber und Bauchraum werden durch Fruktose sogar noch stärker angetrieben als durch Glukose, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich, Schweiz, in einem aktuellen Review betonen.
Dieser ungünstige Einfluss auf den Stoffwechsel geht von freien Zuckern aus, die Speisen und vor allem Erfrischungsgetränken zugegeben werden, aber auch von Zucker, der natürlich in Honig, Sirup, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften vorkommt.
Fruktose fördert Fettablagerung
Nicht unmittelbar für die Energieversorgung von Körperzellen benötigter Zucker wird während der De-novo-Lipogenese, die hauptsächlich in Leber- und Fettzellen stattfindet, in Fettsäuren verstoffwechselt und in Fettzellen gespeichert. Diese Fettsäuren sind wichtige Strukturbausteine der Zellen und speichern neben Glykogen Energie für Zeiten mit einem schlechten Nahrungsangebot. Werden allerdings zu viele Kohlenhydrate aufgenommen, insbesondere als freier Zucker in Getränken, wird die Lipogenese in der Leber angekurbelt – selbst wenn die Kalorienzufuhr während einer Diät reduziert wird. Fruktose kann dabei nach den Recherchen der Züricher Forschenden die hepatische Lipogenese intensiver befeuern als Glukose.
Mit der steigenden Menge an Fettsäuren ist die Speicherkapazität der Fettzellen bald ausgeschöpft, woraufhin das Fett in andere Körperzellen wie die Leberzellen ausgelagert wird. Diese ektope Ablagerung von Fetten wird ebenfalls durch Fruktose angestoßen, indem die Fettverbrennung heruntergefahren und der Übertritt von Fettsäuren in viszerale und hepatische Zellen gefördert wird.
Obst kann bedenkenlos gegessen werden
Der übermäßige Konsum von freien Zuckern erhöht demnach das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht, kardiometabolischen Erkrankungen und NAFLD. Eine zentrale Rolle spielt in diesen Prozessen die Fruktose. Die von der Fruktose angestoßenen Prozesse laufen allerdings auch unabhängig von einer hohen Kalorienzufuhr in gesunden Menschen ab.
Deshalb empfehlen die Forscherinnen und Forscher, dass der Konsum von Lebensmitteln reduziert werden sollte, die reich an zugesetztem Zucker und künstlich beigegebener Fruktose sind, um die unvorteilhaften Stoffwechselprozesse und das damit verbundene Gesundheitsrisiko zu vermeiden. Ausdrücklich nicht schädlich ist der natürlicherweise in Obst vorkommende Fruchtzucker, da dieser langsamer vom Körper aufgenommen wird als der freie Zucker.
Weniger ist mehr
Die World Health Organization (WHO) empfiehlt, weniger als zehn Prozent (oder besser noch weniger als fünf Prozent) der benötigten Energie über freie Zucker in der Ernährung aufzunehmen.
Quelle:u. a. Geidl-Flueck B, Gerber PA. J Endocrinol 2023;257:e220270