Weiterempfehlung durch Patienten: Diese Investitionen können Ärzte sich sparen
A&W RedaktionDen Schreibtisch im Sprechzimmer haben Sie von ihrem Vorgänger geerbt, die Wände der Praxis könnten einen neuen Anstrich vertragen und die Einrichtung im Wartezimmer hat schon bessere Zeiten gesehen? Herzlichen Glückwunsch! Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Patienten Sie weiterempfehlen werden, relativ hoch.
Nicht einmal 2.000 Euro pro Jahr investieren niedergelassene Ärzte in die Einrichtung ihrer Praxis. Das mag sich beim Nachfolger negativ auf den zu erzielenden Verkaufspreis auswirken, ihrer Beliebtheit beim Patienten tut es keinen Abbruch – im Gegenteil. Tatsächlich werden Hochglanzpraxen bei gleicher Leistung sogar seltener empfohlen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2019“ der Stiftung Gesundheit.
Darin untersuchen Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung, sowie Analytiker Prof. Dr. Axel Faix von der Fachhochschule Dortmund mehr als 150.000 Arztbewertungen von Patienten, um Faktoren für die Bereitschaft zur Weiterempfehlung zu identifizieren.
Schicke Praxen erhalten weniger Empfehlungen
Das wichtigste Kriterium für eine mögliche Weiterempfehlung ist und bleibt natürlich der Arzt oder die Ärztin bzw. deren Leistung. Am zweitwichtigsten für eine positive Empfehlung sind eine gute Praxisorganisation sowie freundliches Praxispersonal. Die menschlichen Komponenten sind somit ausschlaggebend für die Beliebtheit einer Arztpraxis.
Hohe Investitionen in die Renovierung oder eine moderne Ausstattung der Praxis können Niedergelassene sich hingegen sparen. Ein perfektes Erscheinungsbild der Praxis kann die Patienten sogar abschrecken: „Je besser die Bewertung in dieser Hinsicht ausfiel, desto seltener empfahlen die Patienten den Arzt weiter“, berichtet Obermann.
Kommt die Praxis wie in einem Hochglanzmagazin daher, fühlen sich die Patienten nicht wohl und empfehlen den Arzt/die Ärztin trotz guter Leistung dann auch nicht weiter. Die möglichen Gründe seien vielfältig, so Obermann: „Vielleicht spielen dabei Elemente des sozialen Unbehagens, des Neids oder einer tief sitzenden Skepsis gegenüber Äußerlichkeiten eine Rolle – oder auch schlichtweg die Befürchtung, dass Hochglanz mit höheren Selbstzahlerkosten einhergeht.“ Fazit: Investieren Sie lieber in die eigene Ausbildung und in die Ihrer Mitarbeiter. Optische Kosmetik können Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes sparen.
Die aktuelle Studie ist Teil der Reihe „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“, mit der die Stiftung Gesundheit seit 2005 Trends und Entwicklungen im Gesundheitssektor untersucht. Für die aktuelle Ausgabe analysierte die Stiftung mehr als 150.000 Arztbewertungen von Patienten sowie Arzt-Arzt-Bewertungen und weitere Faktoren.