Liquidität ist Trumpf: Warum der Aufbau von Cash jetzt so wichtig ist
A&W RedaktionDie Märkte zeigen sich derzeit bullish, aber es kann auch schnell wieder nach unten gehen. Daher gewinnt eine deutliche Cash-Quote zur Vermögenssicherung und zur Eröffnung von Investmentopportunitäten bei guten Gelegenheiten an Bedeutung, so der Finanzexperte Thomas Hünicke*.
Aktuell eilen die Börsen der Realwirtschaft meilenweit voraus. Die Fragezeichen über der Rallye sind allerdings groß, denn die Unsicherheiten bleiben. Keiner weiß, ob es zu einer zweiten Welle kommt und wann beziehungsweise ob überhaupt ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird: In Afrika und Lateinamerika bricht die Pandemie gerade erst so richtig aus, und andere geo- und wirtschaftspolitische Brandherde sind ebenfalls nicht gelöscht. Von den schwerwiegenden innenpolitischen Spannungen in den USA und den bevorstehenden Wahlen einmal ganz abgesehen.
Vorsicht ist geboten
Daher ist für Anleger, insbesondere mit einer tendenziell defensiven Ausrichtung, Vorsicht angesagt – und der Aufbau von Cash. Zwar bewegen sich die sogenannten Verwahrentgelte bei 0,4 Prozent des Sparguthabens. Wer aber bei der Volatilität der Märkte schlaflose Nächte bekommt, sollte Vermögen zunächst liquide halten und sich auf diese Weise sowohl Ruhe gönnen als auch Einstiegsmöglichkeiten eröffnen. Denn es kann jederzeit zu einem weiteren Kursverfall um fünf, sechs oder auch mehr Prozent kommen, bevor die Kurve wieder nach oben zeigt. Dann lassen sich günstige Kurse bei der ein oder anderen attraktiven Aktie zum Kauf oder Nachkauf nutzen.
In der Folge kommt es beim nächsten Anstieg zu leicht zu realisierenden Gewinnen. Ebenfalls spricht für eine vergleichsweise hohe Cash-Quote, dass die typischen Alternativen zu Aktien in volatilen Zeiten mehrheitlich ausfallen. Die Zinsen werden auf Sicht der kommenden Jahre sehr niedrig bleiben, was nicht für Anleihen spricht. Investment gibt es höchstens noch im High-Yield-Bereich, dann aber verbunden mit einem hohen Risiko.
Sicherheitswährung Edelmetall
Zugleich steigen die Preise für Edelmetalle als Sicherheitswährung überdurchschnittlich stark. Vor allem beim Gold scheinen alte Hochs auf einmal wieder in Schlagdistanz zu kommen. Die Prognosen vieler Analysten reichen weit darüber hinaus. Preise von mehr als 2.000 US-Dollar pro Unze könnten schnell Realität werden. Sobald es zu einer nachhaltigen realwirtschaftlichen Erholung und zur Eindämmung der Pandemie kommt, werden die Aktienmärkte sich mehr und mehr bullish zeigen.
Damit spricht mittel- bis langfristig viel für deutlich stärkere Engagements im Aktienmarkt. Kurzfristig sollten Anleger jedoch sehr behutsam mit ihren Investments umgehen. Da kann ein Cash-Polster nicht schaden, um Vermögen zu schützen und bei echten Zeichen einer tragfähigen Erholung direkt zu investieren.
*Der Autor: Thomas Hünicke ist geschäftsführender Gesellschafter der WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH in Düsseldorf.