Diese Branche boomt: Mit Sicherheit Geld verdienen
A&W RedaktionUnternehmen, die Schutz vor Terror, Einbruch oder Datenklau bieten, werden immer gefragter. Doch sie sind für Ärzte nicht nur interessant, wenn es um den Schutz der eigenen vier Wände geht. Vielmehr können sich Anleger mit diesen Dienstleistungen auch mehr Sicherheit ins Depot holen.
Das Sicherheitsgefühl der Deutschen leidet und das nicht erst in den letzten Wochen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt seit Jahren und lag laut bundesweiter Polizeilicher Kriminalstatistik 2015 mit 167.136 Fällen knapp zehn Prozent höher als im Vorjahr. Bundeskriminalamt-Chef Holger Münch warnt zudem davor, „dass die Gefährdungslage Cybercrime steigt“, wie etwa Computerbetrug oder das Ausspähen sensibler Daten im Internet. Die Taten von Würzburg, Ansbach und München trugen weiter zur Verunsicherung der Bürger bei. „Die Angst der westlichen Bevölkerung und ihrer Regierungen vor Terroranschlägen nimmt in letzter Zeit erheblich zu und damit die Nachfrage und Suche nach Schutz vor dieser Bedrohung“, sagt Thomas Abel, Geschäftsführer der Berliner HONORIS Treuhand GmbH. Davon profitieren Anbieter aus verschiedenen Bereichen, wie etwa Hersteller biometrischer und elektronischer Überwachungssysteme, die Rüstungsindustrie und Softwarespezialisten für IT-Sicherheit. Auf der anderen Seite leiden die Tourismusbranche und insbesondere die Fluggesellschaften unter der Terrorangst und auch Großveranstalter von Live-Events sowie die großen Ticketverkäufer dürften negative Auswirkungen spüren. Darauf reagieren auch die Anleger.
Langfristiger Sicherheitstrend
Die Idee, in Sicherheit zu investieren, ist allerdings nicht neu und wird nicht nur von der Angst vor Terror getrieben. „Das Sicherheitsthema ist keine Eintagsfliege, sondern ein langfristiger Trend mit ganz unterschiedlichen Facetten, die überdurchschnittliches Wachstum bieten“, sagt Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Bis 2050 sollen laut einer Prognose der Vereinten Nationen weltweit doppelt so viele Menschen in Städten wohnen wie im Jahr 2014. Wo viele auf engem Raum zusammenleben, wird immer mehr in die Sicherheit von Infrastruktur investiert werden müssen. Unternehmen, die Sicherheitstechnik, Brandschutz und Dienstleistungen zum Beispiel für Zugangskontrollen anbieten, werden von der voranschreitenden Urbanisierung langfristig profitieren. Auch die zunehmende Vernetzung von Computern und immer mehr Endgeräten, von denen eingekauft, bezahlt und Bankgeschäfte erledigt werden, lockt Cyberkriminelle und wird das Geschäft von IT-Sicherheitsspezialisten ankurbeln. Sicherheit ist aber auch in anderen Bereichen immer gefragter, das geht von Herstellern von PKW-Sicherheitssystemen bis zu Laboren für Lebensmittelüberwachung.
Sicher investieren, aber wie?
Von der aktuellen Lage können einige Unternehmen profitieren, die ein bereits gut gemischtes Depot bereichern sollten. „Auf Einzeltitelbasis können es Aktien sein, wie zum Beispiel im Bereich Biometrie die Mühlbauer Aktie, im Bereich Rüstung die Rheinmetall-Aktie und die Aktie von ThyssenKrupp, bei der IT-Sicherheit die Aktien von Symantec“, sagt HONORIS-Experte Thomas Abel. Breit gestreuter lässt sich mit dem Fonds CS Global Security in Sicherheit anlegen. „Ein Aktienfonds, der in Unternehmen investiert, die schwergewichtig in den Sektoren Technologie, Gesundheitswesen und Industrie tätig sind, und die Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Gesundheitsschutz, Umweltsicherheit, IT-Sicherheit, Transportsicherung und Schutz vor Kriminalität anbieten“, erklärt Abel. Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement favorisiert dagegen den Fonds Pictet Security. „Er bietet eine weltweit diversifizierte Investitionsmöglichkeit, ohne Sicherheit mit militärischer Rüstung zu verknüpfen.“ Laut der Fondsgesellschaft Pictet sollen Unternehmen aus dem Sicherheitsbereich langfristig mit sieben bis neun Prozent pro Jahr wachsen können. Neben aussichtsreichen IT-Sicherheitsunternehmen, Tresorherstellern und Wachdienstleistern schließt das auch Anbieter von Lebensmittelkontrollen, Airbag-Produzenten oder Forensikspezialisten mit ein. (Florian Junker)
Warum Anleger in Sicherheitsunternehmen, aber nicht in Rüstungskonzerne investieren sollten, lesen Sie auf der folgenden Seite.
Interview
„Schutz statt Angst“
Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement, investiert in Sicherheitsunternehmen, verzichtet aber trotzdem komplett auf Konzerne, die den größten Teil ihrer Umsätze mit Rüstung oder ethisch zweifelhaften Geschäften erlösen.
Spekulieren Anleger bei Investments in Sicherheitsunternehmen nicht letztendlich auf Angst?
Claus Walter: Ganz im Gegenteil, in erster Linie geht es nicht um Angst, sondern etwa bei der Internetsicherheit um den Schutz von Persönlichkeitsrechten, bei Nahrungsmittelkontrollen um unsere Gesundheit oder bei der Überwachung von Infrastruktur um Katastrophenprävention.
Warum verzichten Sie dabei auf Rüstungsunternehmen?
Walter: Hier ist die Grenze zwischen nur zur Verteidigung eingesetzten Abwehrsystemen und für Angriffe nutzbare Waffen fließend. Das Risiko, dass wirtschaftliche Interessen dem Frieden entgegenstehen und am Ende großer Schaden angerichtet wird, ist uns zu groß.
Bedeutet eine ethische Orientierung nicht automatisch Verzicht auf Rendite?
Walter: Tatsächlich schneiden die Branchen Tabak, Alkohol, Glücksspiel oder Rüstung im Vergleich mit dem restlichen Markt oft gut ab. Aber mit einer qualitativ fundierten Auswahl können wir auch mit ethisch korrekten Unternehmen ordentlich Geld verdienen. Langfristig ist es sogar oft von Vorteil, wenn Konzerne mit Verantwortung handeln, denn das honorieren die Verbraucher.
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