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Geldanlagen

(dpa) Die USA und die EU haben nach Russlands Angriff auf die Ukraine umfangreiche Strafmaßnahmen auf den Weg gebracht. Washington will große russische Banken international isolieren und verhängt Exportkontrollen für den Technologiesektor.

Die neuen EU-Sanktionen gegen Russland betreffen etwa den Energie-, Finanz- und Transportsektor. Zudem soll es Exportkontrollen geben. Weltweit gingen nach der Invasion Aktien auf Talfahrt. Bei Rohstoffen wird mit einem knapperen Angebot gerechnet, was die Preise antreibt und die Inflation weiter anheizen könnte. Verbraucher, Sparer und Anleger fragen sich besorgt: «Was wird aus meinem Geld?»

Welche Folgen haben steigende Rohstoffpreise für Verbraucher?

Die Inflation in Deutschland und im Euroraum wird bereits seit geraumer Zeit von deutlich gestiegenen Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung angeheizt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stiegen die Rohstoffpreise weiter: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag (24. Februar) erstmals seit 2014 wieder mehr als 100 Dollar. Am Freitag legten die Ölpreise weiter zu. Auch andere Rohstoffe wie Weizen verteuerten sich auf dem Weltmarkt.

Bereits im Januar legten die Preise für nach Deutschland eingeführte Güter so kräftig zu wie seit Oktober 1974 in Zeiten der Ölpreiskrise nicht mehr: Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lagen die Importpreise um 26,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Inflationsrate wird weiter steigen

Steigende Rohstoffpreise landen letztlich in der Regel bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil Produzenten höhere Einkaufspreise ganz oder teilweise weitergeben. «Die Inflationsrate wird wohl zumindest kurzfristig noch weiter ansteigen, vor allem über eine weiter steigende Energierechnung für die Verbraucher», sagte DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein. «Das schwächt deren Kaufkraft und tendenziell die Nachfrage von Haushalten nach anderen Gütern und erhöht die Kosten auch für die Unternehmen.» Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser prognostizierte am Freitag: «Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei.»

Als Reaktion auf gestiegene Energiepreise hat die Regierungskoalition ein Entlastungspaket beschlossen. So sollen Bürgerinnnen und Bürger von Juli an die Ökostrom-Umlage nicht mehr zahlen. Für Pendler ist ab dem 21. Kilometer eine höhere Pauschale von 38 Cent rückwirkend zum Jahresbeginn vorgesehen. Ob die Maßnahmen ausreichen, ist umstritten.

Was bedeutet die Inflationsentwicklung für Sparguthaben?

Für Sparer sind steigende Teuerungsraten bitter. Nach Berechnungen der zur Commerzbank gehörenden Comdirect verloren Sparer in Deutschland im vergangenen Jahr in Summe 80 Milliarden Euro wegen niedrig verzinster Einlagen. Allein im vierten Quartal 2021 lag der Realzins – also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate – auf dem Rekordtief von minus 4,93 Prozent. Auf der Suche nach besser verzinsten Alternativen sollten sich Anleger allerdings nicht von außergewöhnlich hohen Gewinnversprechen blenden lassen. Oft stecke Betrug dahinter, warnt die Finanzaufsicht Bafin: «Das «sichere, schnelle Geld» gibt es nicht».

Investments in Kryptowerte wie Bitcoin, Ether und Co. seien hoch spekulativ und ebenso riskant. Es drohe möglicherweise der Totalverlust des eingesetzten Geldes, warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Wie wird die Europäische Zentralbank reagieren?

Andere große Notenbanken wie die US-Fed und die Bank of England haben nach Jahren des Flutens der Märkte mit billigem Zentralbankgeld bereits umgesteuert. Seit der Sitzung des EZB-Rates Anfang Februar herrscht auch unter Europas Währungshütern Einigkeit, dass man die hartnäckig hohe Inflation nicht aussitzen kann. Mit einer Anhebung der Zinsen könnte die Europäische Zentralbank (EZB) gegensteuern.

Allerdings haben sich Europas Währungshüter darauf festgelegt, vor einem Zinsschritt zunächst die milliardenschweren Netto-Anleihenkäufe einzustellen. Volkswirte erwarten, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten geldpolitischen Sitzung am 10. März eine Entscheidung in Richtung Ausstieg aus dem ultralockeren Kurs treffen wird. Große Schritte sollten aber nicht erwartet werden – erst Recht nun nicht, wo die Zuspitzung des Konflikts um die Ukraine als weitere Belastung für die noch von der Pandemie gebremste Wirtschaft hinzukommt.

Bedeutsamer Risikofaktor

«Die geopolitischen Spannungen sind aktuell ein sehr bedeutsamer Risikofaktor, vor allem für Europa», sagte EZB-Chefvolkswirt Philipp Lane der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen hätten «nicht nur Auswirkungen auf die Öl- und Gaspreise, sondern auch auf das Vertrauen der Anleger und der Verbraucher, auf den Handel und so weiter», sagte Lane.

Wie haben sich in der Vergangenheit Krisen auf die Börsen ausgewirkt?

Die Aktienmärkte rund um den Globus gingen nach dem Angriff auf die Ukraine auf Talfahrt. «Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa», sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Eine oft zitierte Börsenweisheit lautet allerdings: «Politische Börsen haben kurze Beine». Will sagen: Die Politik vermag es nicht, die Kapitalmärkte dauerhaft in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen. Am Freitag (25. Februar) erholte sich der deutsche Aktienmarkt etwas. Stützend wirkten die US-Börsen, die am Vortag zwar zunächst ebenfalls abgesackt waren, dann aber den Weg in die Gewinnzone fanden und knapp unter Tageshoch schlossen.

«Politische Krisen wirken sich in aller Regel belastend auf die Börsen aus. Wie stark und wie lange, hängt vom Verlauf der jeweiligen Krise ab», sagt die Chefin des Deutschen Aktieninstituts, Christine Bortenlänger. Das Aktieninstitut weist immer wieder auf historische Daten hin, wonach sich langer Atem beim Investment in Aktien in der Regel auszahle.

Wie sicher ist Gold in Krisenzeiten?

Das Edelmetall gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Es verliert trotz Preisschwankungen seinen Wert nie ganz. Der Nachteil: Für Gold gibt es weder Zinsen noch Dividenden. Die Rendite lässt sich letztlich nur aus einem steigenden Goldpreis erzielen.

Autoren:  Friederike Marx und Jörn Bender, dpa