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Geldanlagen

Ein Spezialthema und eine teilweise richtig lukrative Geldanlage in den vergangenen Jahren war alter Wein. Tatsächlich boomt der Markt: Immer mehr Anleger investieren in exquisite Weine, um von hohen Wertsteigerungsraten zu profitieren. Schließlich können sie mit der Flasche eines exklusiven Jahrgangs und einem bekannten Weingut mehr Rendite erzielen als mit dem Sparbuch oder anderen festverzinslichen Anlagen. Und nicht wenige halten edle Rebensäfte für eine interessante Alternative zum Aktienmarkt, da die Renditen sich ähneln, der Preis aber weitaus weniger schwankt. Vor allem der Wert alter Weine erweist sich als sehr stabil.

Nur 2% der Weine sind eine gute Wertanlage

Vor einer Einkaufstour sollten Neulinge am Markt jedoch unbedingt möglichst viel Wissen über die internationale Weinwelt sammeln. Nur maximal zwei Prozent aller Weine eignen sich überhaupt als Investment. Wobei Rebensäfte aus dem Supermarkt komplett ausscheiden. Diese Flaschen eignen sich für den Genuß, aber nicht für das Depot im Keller.

Das Zauberwort für die Auswahl lautet Rotwein und hier vor allem Bordeaux. Denn: Obwohl auch in Australien, Chile, Südafrika und in den USA immer mehr Weingüter Auszeichnungen gewinnen und durch innovative Methoden von sich reden machen, haben es bislang nur Weine aus der südwestfranzösischen Stadt in den Anlegerolymp geschafft und werden hier auch in den nächsten Jahrzehnten sicherlich bleiben.

Bordeaux mit mindestens 80 Punkten

Der Weinmarkt ist sehr transparent und auch für Laien ohne großen Aufwand zu durchschauen. Ähnlich wie beim Whisky gibt es ein etabliertes Bewertungssystem, das jedem Produkt eine Punktzahl zuordnet. Für ein Investment eignen sich grundsätzlich nur Rotweine aus Bordeaux, die eine Mindestbewertung von 80 Punkten aufweisen und sieben bis zehn Jahre gereift sind. Für Privatanleger ist der Kauf von hochwertigem Wein bei autorisierten Fachhändlern und bei renommierten Auktionshäusern wie Christie’s und Sotheby’s am sinnvollsten.

Edle Tropfen als Wertanlage mit Risiko

Jedoch steigt nicht jede gute Flasche im Laufe der Zeit im Preis – und wie bei anderen Sammlerobjekten gibt es auch hier keine Garantie, jederzeit einen Käufer zu finden. Außerdem wird, im Gegensatz zu Auto-Oldtimern oder seltener Kunst, jedes Jahr neuer Wein hergestellt. Sind die neuen Abfüllungen besser als die alten oder entwickelt sich ein Jahrgang in der Lagerung schlechter als erwartet, können die Preise pro Flasche auch fallen. Nicht zu vergessen: Wenn bedeutende Weinkritiker wie Robert Parker ihre Bewertungen anpassen, kann das die Preise auch für alte Weine spürbar beeinflussen.

Anleger sollten beachten, dass die große Nachfrage aus Russland und China in den vergangenen Jahren stark auf die Preise eingewirkt hat, denn in vielen Schwellenländern wird Wein trinken zum Statussymbol einer wachsenden Mittelschicht. Es gibt keine Sicherheit dafür, dass die Preise weiterhin so hoch bleiben.

Auch wenn der Wert von Weinen sich stetiger und zuverlässiger als Aktien oder andere Wertpapiere entwickelt, ist dies keine Garantie, dass die Preise nur noch nach oben gehen: Zum einen ist der weltweite Weinverbrauch, ähnlich wie der Tabakkonsum, rückläufig – zum anderen kann die Nachfrage nach dem edlen Getränk bei schweren Wirtschaftskrisen deutlich zurückgehen. Ist das Angebot größer als die Nachfrage, fallen die Preise ebenfalls. Dann wird es schwierig, die edlen Tropfen noch gut zu verkaufen.

Deshalb gilt: Auch beim Wein sollte man nur so viel investieren, dass man sich wohlfühlt und Schwankungen kein Kopfweh bzw. keinen Kater verursachen. Wein ist durchaus ein sehr interessantes, aber auch komplexes Thema – und man sollte sich immer überlegen, ob man sein Hobby tatsächlich zum Beruf machen will.

*Christian Fischl ist Geschäftsführer der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH in München.

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