Gefahr Geldentwertung? So schützen Profis Vermögenswerte
A&W RedaktionDie Inflation frisst Erspartes auf und immer mehr Angebote mahnen angesichts der Geldentwertung zur Eile. Profis empfehlen aber, sorgfältig Chancen und Risiken abzuwägen. So können Anleger durch kluge Entscheidungen dafür sorgen, dass sie sich auch in Zukunft etwas leisten können.
Jeder kann sie derzeit an der Supermarktkasse und an der Tankstelle spüren: Die Inflation. In den letzten Monaten des Jahres 2021 stieg das Preisniveau um über fünf Prozent im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen. Mit 5,2 Prozent im November und 5,3 Prozent im Dezember wurden Werte erreicht, die es seit dem Wirtschaftsboom in den 90er Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung nicht mehr gab. Aber ist das wirklich überhaupt ein Problem? Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte kürzlich, dass es „überhaupt keinen Grund für eine Inflationspanik“ gibt.
Trotzdem nutzen immer mehr Finanzanbieter die Kombination aus momentan hoher Preisdynamik und drohenden Strafzinsen gerne als Verkaufsargument für nicht selten teure und riskante Produkte. Gerade langfristige Sparer, die etwa für einen angenehmen Lebensabend vorsorgen oder über Jahrzehnte Vermögen für Kinder bilden wollen, sollten die Inflation wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber statt Eile ist eine sorgfältige Suche nach soliden Anlageklassen angeraten.
Inflation als Bedrohung für angespartes Vermögen
„Inflation ist immer eine Gefahr für angespartes Vermögen“, sagt Stefan Eberhardt, Geschäftsführer der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung GmbH aus Villingen-Schwenningen. „Vor allem dann, wenn es schwerpunktmäßig in nominale Werte investiert ist.“
Mit anderen Worten, wer auf Klassiker wie das Sparbuch, Tagesgeld oder die Garantie einer Lebensversicherung setzt, bekommt praktisch unter dem Strich keinen realen Ertrag. Erspartes kann dort bei einer hohen Inflationsrate schnell an Kaufkraft verlieren.
Ein Rechenbeispiel macht klar, dass es sich hier tatsächlich nicht um Peanuts handelt: Für 100.000 Euro, die zinslos auf einem Konto bei fünf Prozent jährlichen Preissteigerungen liegen, gibt es in 15 Jahren noch nicht mal mehr die Hälfte der Waren und Dienstleistungen. Die Kaufkraft entspricht dann rechnerisch nur noch dem, was man sich heute für 48.101,71 Euro leisten kann. „Wer sein Geld verleiht und damit nur niedrige oder keine Zinsen vereinnahmen kann, zählt zu den großen Verlierern“, warnt Anlagefachmann Stefan Eberhardt. Er rät in einer Inflationssituation stattdessen in Eigentum zu investieren.
Mit mehr Sachwerten das Vermögen strategisch aufstellen
Denn Sachwerte, wie Immobilien, Gold oder gefragte Sammlerstücke gelten als guter Schutz, um Vermögen in Inflationszeiten zu erhalten. Auch Aktien, die im Endeffekt Anteile am Produktivkapital sind, zählen zu den Sachwerten. „Aber nicht alle kommen mit einem steigenden Preisniveau gut zurecht“, sagt Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen AG aus Kempten. Attraktiv seien in so einer Situation besonders Papiere von Unternehmen, die eine führende Position in ihrem Bereich haben und höhere Kosten an ihre Kunden weitergeben können.
Unabhängige Finanzexperten wie er setzen zur Stabilisierung eines Investmentportfolios jedoch nicht nur auf einzelne Aktien, sondern auf eine Mischung verschiedener Anlageklassen. Sie kombinieren zum Beispiel einen Mix von Qualitätsaktien mit inflationsgesicherten festverzinslichen Papieren und einer Goldquote von fünf bis zehn Prozent. „Aus lauter Angst vor Inflation und Strafzinsen gar kein Geld mehr schnell verfügbar zu haben, ist auch keine gute Idee“, fügt Anton Vetter hinzu.
Nur weil die Inflation langfristig an der Kaufkraft von Erspartem knabbert, gilt es, trotzdem immer sorgfältig die Chancen und Risiken im persönlichen Gesamtvermögensaufbau abzuwägen. Auf gar keinen Fall sollten Anleger jetzt aus Inflationspanik jeden auf den ersten Blick appetitlichen Köder schlucken, der angeboten wird.
Autor: Florian Junker