Allergische Rhinitis: Pollen-Pause immer kürzer
Marcus SefrinDurch den Klimawandel wird der Pollenflug stärker und dauert länger. Wie können Patienten damit umgehen, welche Therapien sind möglich und welche Schutzmaßnahmen gibt es?
Die Pollensaison 2025 hat zwar deutlich gemäßigter als in den beiden Vorjahren begonnen, doch trotzdem überschneidet sich die Zeit der ersten neuen Pollen mit dem Verschwinden der Pollen aus der vorherigen Saison: Der Klimawandel führt dazu, dass die Pollen von Gräsern und krautigen Pflanzen länger in den Herbst hineinfliegen, während umgekehrt die Bäume früher im Jahr zu blühen beginnen. Für die in Deutschland etwa 15 Prozent der Erwachsenen mit Heuschnupfen sind das schlechte Nachrichten.
Mit dem Klimawandel steigen die Durchschnittstemperaturen, die Blütezeit der Pflanzen ist insgesamt länger. Zudem wird die Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre als Ursache einer vermehrten Pollenproduktion diskutiert.
Der Februar 2024 war rekordwarm, was bei der Erle zu einer außergewöhnlich frühen und trotz vieler Regentage intensiven Pollensaison führte, der drittstärksten seit dem Jahr 2000. Im Peak der Birkenpollensaison am Wochenende nach Ostern überschritt die Pollenkonzentration die Schwelle zur hohen Belastung im deutschlandweiten Mittel um das 50-Fache – ein Novum in der Messhistorie seit Beginn dieses Millenniums. Die Gräserpollenallergiker erlebten 2024 zum wiederholten Male hintereinander ein starkes Pollenjahr – das zweitstärkste seit wenigstens 25 Jahren, so die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID).
Klimawandel belastet Atemwege
Neben einer erhöhten Pollenbelastung hat der Klimawandel auch weitere Folgen, die Atemwegserkrankungen fördern oder verstärken können: Durch häufigere Hitzewellen und stärkere Belastung durch warme Temperaturen können chronische Atemwegserkrankungen einen schwereren Verlauf nehmen. Auch eine höhere Luftfeuchtigkeit durch stärkere Regenfälle mit Überschwemmungen können chronische Atemwegserkrankungen verstärken. Es gibt auch Hinweise, dass plötzliche Effekte auf den Pollenflug durch Extremwetterereignisse wie Stürme auch Asthma-Anfälle fördern können.
Wärme bringt neue Allergien
Auch ganz neue Allergien können Patienten in Deutschland durch den Klimawandel blühen. Ein schon länger bekanntes Problem ist die aus Nordamerika stammende Pflanze Ambrosia artemisiifolia. Ihre Pollen zählen zu den stärksten Allergie-Auslösern. In den letzten Jahren konnte sich der Neophyt in weiten Teilen Deutschlands ausbreiten; Wärme begünstigt dies. Wegen der Kreuzallergenität zu Beifuß kann die Pflanze die Beschwerdedauer Betroffener deutlich verlängern.
In einer Studie des Umweltbundesamts in Kooperation mit zwei allergologischen Zentren der RWTH Aachen und der TU München zeigte sich, dass auch Olivenpollensensibilisierungen offenbar keine Seltenheit darstellen.
Allergenkarenz und medikamentöse Behandlung bei Pollen-Allergie
Zur aktuellen Pollenbelastung gibt es verschiedene Angebote der PID. Auf dessen Website sind zum Beispiel Tages- und Wochenprognosen für den Pollenflug verfügbar. Empfehlungen zur Allergenkarenz sind, bei einer besonders hohen Pollenbelastung der Luft, Aktivitäten im Freien möglichst zu vermeiden und nur bei geringerem Pollenflug zu lüften.
Laut des Allergieinformationsdienstes von Helmholtz Munich hat bei Pollen wegen ihrer Allgegenwart allerdings die Allergenvermeidung eine eher geringe Bedeutung. Wichtiger seien die medikamentöse Therapie der Symptome und die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Schon immer wichtig: Eine allergische Erkrankung sollte nicht bagatellisiert werden, sondern bedarf einer fachgerechten Behandlung.
An allergy-free apple a day
Für die über eine Million Apfelallergiker in Deutschland werden 2025 zwei in klinischen Studien über drei Jahre getestete neue Apfelsorten mit geringem Allergengehalt marktreif.