Rechnet sich eine Energie-Einkaufsgemeinschaft für Arztpraxen?
André GießeNoch mehr Strom und Gas sparen? Schwierig! Zumindest eine Option für Arztpraxen: Energie-Einkaufsgemeinschaften. Wir erklären Ihnen, wie dieses Modell funktioniert und ob sich ein Beitritt für Sie aktuell lohnt.
Was ist eine Energie-Einkaufsgemeinschaft?
Energie-Einkaufsgemeinschaften bündeln die Nachfrage Tausender Unternehmen und Freiberufler. Am Markt treten sie dann als Großabnehmer auf und können oft günstigere Bezugskonditionen für Strom oder Gas verhandeln als eine kleine Arztpraxis. Es gibt sowohl Zusammenschlüsse für verschiedene Berufs- und Branchenverbände als auch unabhängige Kooperationen, denen sich jeder anschließen kann. Das sind die Leistungen von Energie-Einkaufsgemeinschaften:
sie verhandeln und vermitteln den bestmöglichen Vertrag für Sie und übernehmen den Wechselprozess
sie prüfen bei Strom- und Gasrechnungen, ob weitergebene Netzentgelte, Steuern und Abgaben korrekt sind
sie übernehmen auch später die fristgerechte Kündigung und den Neuabschluss der Lieferverträge
Welche ist die richtige Einkaufsgemeinschaft für Ihre Praxis?
Das kommt vor allem darauf an, ob Ihnen eher Preisstabilität wichtig ist, oder Sie flexibel und risikobereiter sind.
Die Einkaufsmodelle sind nämlich unterschiedlich: Manche Gemeinschaften verhandeln mit Versorgern in ganz Deutschland ein- bis dreijährige Rahmenverträge zu Festpreisen. Andere kaufen zusätzlich einen Teil tagesaktuell an Handelsplätzen wie der Energiebörse Leipzig ein, weil die Preise dort ohne Risikoaufschläge niedriger sein können.
Je nach Marktlage haben beide Beschaffungsstrategien mehr oder weniger Vorteile: Verträge mit fixen Konditionen garantieren Preissicherheit für die gesamte Laufzeit. Hier kommt es auf den Wechselmoment an. Eine Mixstrategie kann auf Preisschwankungen am Markt reagieren. Die Abschlagszahlungen der Kunden variieren daher monatlich.
Wie hoch ist das Sparpotenzial?
Arztpraxen können jährlich bis zu 15 Prozent gegenüber dem langlaufenden Festpreis direkt bei einem örtlichen Energieversorger sparen. Dieses Potenzial versprechen zumindest bekannte Energie-Einkaufsgemeinschaften E-Optimum, Ampere und Wattline. Es handelt sich hier um durchschnittliche Erfahrungswerte aus der Vergangenheit.
Aktuell sind solche Ersparnisse wegen der wirtschaftspolitischen Unsicherheit im Markt unmöglich zu erzielen. Denn die Energiepreise an den Strom- und Gasbörsen haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt und -dreifacht.
Wie kann man Teil einer Energie-Einkaufsgemeinschaft werden?
Jeder Gewerbetreibende kann eine Dienstleistungsvereinbarung mit einer branchenübergreifenden Energie-Einkaufsgemeinschaft abschließen. Auch Freiberufler wie Ärztinnen und Ärzte. Das ist für eine Laufzeit von mindestens drei Jahren möglich. Und unabhängig von Berufsverbänden, in denen Sie vielleicht Mitglied sind oder auch nicht. Damit sich der Service für die Einkaufsgemeinschaften lohnt, setzen sie bei den Kunden in der Regel ein Energievolumen von 10.000 Kilowattstunden im Jahr voraus. Da liegen mittlere und große Arztpraxen oft drüber.
Rahmenbedingungen:
für alle Unternehmen und Freiberufler
Mindestvertragslaufzeit: 1 bis 3 Jahre
Mindestabnahmemenge 10.000 kWh/Jahr
Aus einem noch laufenden Energievertrag kommt man nicht sofort heraus. Entweder man kündigt regulär zum Ende der Vertragslaufzeit oder nutzt sein Sonderkündigungsrecht, das in der Regel zwei Wochen ab Ankündigung einer Preiserhöhung gilt. Selbst wer noch einen Energievertrag bis Ende 2022 oder 2023 habe, könne schon beitreten und sich Energiepreise für die Folgejahre sichern, versichern die von uns kontaktierten Energie-Einkaufsgemeinschaften.
Was kostet die Mitgliedschaft?
Die Mitgliedschaft an sich ist kostenlos. Klassische Angebote von Strom- und Gasversorgern enthalten eine Grundgebühr und Risikoaufschläge, um schwankende Einkaufspreise auszugleichen. Das gibt es bei Energie-Einkaufsgemeinschaften nicht. Kostenlos sind deren Dienstleistungen dennoch nicht. Sie verlangen Provisionen. Hierüber sollten Sie sich vor Vertragsabschluss informieren beziehungsweise ins Kleingedruckte schauen.
Preismodelle ausgewählter Anbieter:
Ampere behält 25 Prozent der nachgewiesenen Ersparnis Gemeint ist die Differenz zwischen dem, was Kunden bei ihrem Grundversorgern hätten zahlen müssen und den tatsächlich angefallenen Energiekosten.
Bei E-Optimum zahlen die Mitglieder eine Service-Gebühr, die sich nach ihrem individuellen Energiebedarf richtet. Bei einem Stromverbrauch bis 50.000 kWh im Jahr liegt diese zum Beispiel bei bis zu 2,5 Cent/kWh.
Wattline streicht bei der Erstvermittlung eines Energieliefervertrags je Lieferstelle vom Kunden ein Honorar ein, das einmalig 37,5 Prozent der Einsparung Alle weiteren Deals sind danach immer gratis.
Quelle: eigene Recherche, Stand: Frühjahr 2022
Ein Tipp zum Abschluss: Lassen Sie sich am besten Angebote von verschiedenen Energieeinkaufsgemeinschaften machen und rechnen Sie die Abschläge in jedem Fall mit ein. Im schlimmsten Fall vernichten die Provisionen das Sparpotenzial beim Energiepreis.