Das alles wird 2023 für Arztpraxen teurer
André GießeIn den kommenden Monaten müssen sich niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in vielen Bereichen auf höhere Kosten einstellen. Hier sind sieben Kategorien, in denen die Praxisausgaben steigen werden.
MFA-Gehälter: + 2,6 %
Los geht es mit den Personalkosten, für die niedergelassene Ärzte und Ärztinnen anteilig am meisten ausgeben: Praxisinhaber, die tarifgebunden sind, müssen ihren MFA jetzt 2,6 Prozent mehr zahlen. Das Einstiegsgehalt für Vollzeitbeschäftigte nach der Ausbildung liegt seit dem Jahresbeginn zum Beispiel bei 2.206,98 Euro brutto im Monat. Gleichzeitig ist die Vergütung in den drei Ausbildungsjahren gestiegen – und zwar auf monatlich 920, 995 bzw. 1.075 Euro brutto.
Auch Arztpraxen, die keine Tarifgehälter oder nur daran angelehnt zahlen, sollten sich auf Anpassungen einstellen. Die Mehrheit der Mitarbeitenden dürfte einen Ausgleich für die anhaltende Inflation erwarten. So etwas ist dann allerdings immer Verhandlungssache.
Verbrauchsmaterial: + 2-10 %
Ärztliches Verbrauchsmaterial dürfte sich 2023 weiter verteuern. Damit rechnet Praxisdienst, ein führender Anbieter für Arztbedarf in Europa, der die preislichen Veränderungen in seinem Onlineshop für Kunden transparent macht – und zwar in acht Kategorien.
Demnach ist dieses Jahr durchaus eine Steigerung von bis zu 10 Prozent und mehr denkbar. Gründe dafür, dass die Preise fast überall klettern, sind die Rekordinflation, die explodierenden Energiekosten und ungünstige Wechselkurse zwischen Dollar und Euro.
Praxissoftware: + 9 %
Viele Software-Hersteller und Cloud-Dienstleister haben für das Jahr 2023 Preiserhöhungen angekündigt, die zum Teil deutlich ausfallen sollen. Das betrifft auch Arztpraxen. So will die CompuGroup Medical die Preise für die Pflege ihrer Praxisverwaltungssysteme um bis zu 9 Prozent anheben. Bei Medical Office von Indamed bleiben die Preise stabil. Andere PVS-Anbieter wie Medatixx oder Frey konnten bzw. wollten auf Anfragen keine Prognosen abgeben. Und Duria kann bis zum Frühjahr eine Preisanhebung ausschließen. Erst danach könnten die Mitglieder einen Inflationsausgleich von 3 Prozent beschließen.
Der Marktführer für Arztinformationssysteme CGM argumentiert, der Preisaufschlag sei aufgrund der Kombination aus hoher Inflationsrate und steigenden Energiekosten nötig. Darüber hinaus habe man neue Funktionen implementiert und Schnittstellen für die vorhandene und kommende Anwendungen in der Telematikinfrastruktur geschaffen.
Strom und Gas: + 56-60 %
Viele Energieversorger haben ihre Tarife massiv angehoben. Die Abschlagszahlungen steigen dadurch im bundesweiten Durchschnitt um 56 Prozent bei Gas und 60 Prozent bei Strom. Das hat das Vergleichsportal Check24 berechnet.
Die Bundesregierung will allerdings dafür sorgen, dass die Bruttopreise rückwirkend ab Januar gedeckelt werden: die Strompreise auf 40 Cent, die Gaspreise auf 12 Cent und die Fernwärmepreise auf 9,5 Cent je Kilowattstunde. Diese Garantiepreise sollen auch für Arztpraxen gelten. Und zwar für 80 Prozent ihres letzten Jahresverbrauchs. Wer mehr verbraucht, zahlt jeweils den zuvor vereinbarten Vertragspreis.
Berufshaftpflicht: + 5 % und mehr
Bei Berufshaftpflichtversicherungen für Ärztinnen und Ärzte ist in diesem Jahr laut der HDI eine Prämienanhebung sowohl für den Bestand als auch bei Neuverträgen zu erwarten. Das ist nötig, weil sich die Schadenkosten zuletzt ebenfalls verteuert haben. Zusätzlich plant der Versicherer einen Inflationszuschlag. Die gesamte Tariferhöhung lässt sich aktuell noch nicht genau benennen. Sie soll für HDI-Kunden zum 1. Juli 2023 mindestens 5 Prozent betragen. Bei Praxisinhaltsversicherungen der HDI gibt es wegen gestiegener Schadenausgaben und Kosten voraussichtlich auch Tarifanpassungen.
Die Deutsche Ärzteversicherung konnte keinen Preisausblick geben.
Kfz-Haftpflicht: + 17,6 %
Wer ein Auto hat, muss sich darauf einstellen, die 2023 die Beiträge zur Kfz-Versicherung steigen. Das liegt vor allem daran, dass die hohe Inflation und weltweite Lieferengpässe den Trend zu immer höheren Ersatzteil- und Reparaturkosten beschleunigen. Dadurch werden Schäden teuer.
Das Vergleichsportal Verivox rechnet bundesweit damit, dass sich die Policen einer Kfz-Haftpflichtversicherung sowie Teil- und Vollkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung im Schnitt um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuern.
Krankenversicherung: + 3,7 %
Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung steigen erneut, weil sich laufend die Behandlungskosten im Gesundheitssystem erhöhen. 2023 gibt es eine Anhebung von durchschnittlich 3,7 Prozent. Bundesweit ist gut ein Drittel der Privatversicherten davon betroffen. Im Einzelfall kann die Beitragsanpassung aber auch deutlicher im zweistelligen Bereich ausfallen.
Übrigens: Auch die gesetzliche Krankenversicherung wird 2023 oftmals teurer. Die Zusatzbeiträge sollen für viele Versicherte um bis um 0,3 Prozentpunkte steigen.