Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Das geht aus einer aktuellen Auswertung der prospektiven populationsbasierten Studie KORA F4/FF4, die in Augsburg und angrenzenden Landkreisen durchgeführt wurde, hervor. Eingeschlossen wurden 423 Personen im Alter von 62 bis 81 Jahren ohne distale sensomotorische Polyneuropathien (DSPN) zu Studienbeginn.

Individuelle und umweltbedingte Risikofaktoren

Während der rund 6,5-jährigen Nachbeobachtungszeit entwickelten 188 Teilnehmende eine klinische DSPN, die anhand des Michigan Neuropathy Screening Instrument bestätigt werden konnte. Die Betroffenen wiesen ein höheres Alter, einen höheren Body-Mass-Index (BMI) und Taillenumfang sowie einen größeren Anteil an kardiovaskulären Erkrankungen auf als Probandinnen und Probanden, die keine DSPN entwickelten.

Darüber hinaus wurden Umwelteinflüsse wie Umgebungstemperatur, Anteil der Grünflächen, Straßenverkehrslärm und Luftverschmutzung an den Wohnorten der Teilnehmenden untersucht. Dabei zeigte sich ein besonders starker Zusammenhang zwischen dem DSPN-Risiko und der Luftverschmutzung durch ultrafeine Partikel.

Übergewichtige Menschen sind besonders vulnerabel

Aber auch andere Faktoren wie eine niedrigere Lufttemperatur in der warmen Jahreszeit, weniger Grün in der Nähe der Wohnorte der Teilnehmenden und höhere nächtliche Geräuschpegel waren mit dem Auftreten einer DSPN assoziiert. In einer gemeinsamen Analyse aller umweltbedingten Risikofaktoren zeigten sich kumulative Effekte, die insgesamt zu einem 1,4-fach erhöhten DSPN-Risiko in der gesamten Studienpopulation führten.

Am stärksten war jedoch der Einfluss bei den Probandinnen und Probanden, die unter Übergewicht (BMI ≥ 30 kg/m2) litten. Im Rahmen einer Bewertung aller vier umweltbedingten Risikofaktoren in einem gemeinsamen Modell wiesen sie ein zweifach erhöhtes DSPN-Risiko auf.

Nervenschäden könnten vermieden werden

Bei einer DSPN sind in der Regel Nerven in den Gliedmaßen geschädigt. Dies kann sich durch Empfindungs- und Bewegungsstörungen sowie Schmerzen äußern. Neben zu hohen Blutzuckerspiegeln scheinen auch Entzündungen, oxidativer Stress sowie endotheliale Dysfunktionen und Mikroangiopathien zu den auslösenden Mechanismen von neuropathischen Schäden zu gehören. Da bekanntermaßen auch Umwelteinflüsse diese Probleme hervorrufen können, findet sich darin eine mögliche Erklärung für die in der Studie beobachteten Effekte.

Nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren stellen daher sowohl die Prävention und Behandlung von Übergewicht als auch die Verringerung von schädlichen Umwelteinflüssen eine wichtige Aufgabe im Bereich der öffentlichen Gesundheit dar.