Klinikabfälle: Recyceln statt verbrennen
Dr. Melanie SöchtigEinwegartikel wie Schutzmasken, Handschuhe und Operationskittel landen nach ihrem Gebrauch größtenteils in Verbrennungsanlagen. Forschende haben jetzt Lösungen vorgeschlagen, wie sie stattdessen sinnvoll weiterverwertet werden könnten.
Rund 4,8 Millionen Tonnen Abfall jährlich produzieren Krankenhäuser in Deutschland. Herkömmliche Recyclingprozesse stoßen an ihre Grenzen, da viele Medizinprodukte potenziell kontaminiert oder infektiös sind. Trotzdem soll auch der Gesundheitssektor bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral sein und geschlossene Stoffkreisläufe aufweisen. Mit diesem Ziel vor Augen haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Dresden das Whitepaper „ReMed“ (Recyling für eine nachhaltige Medizintechnik) veröffentlicht.
Dort beschreiben sie Strategien, um den Recyclinganteil von Kunststoffen aus Medizinprodukten kurz-, mittel- und langfristig zu erhöhen. Grundlage für das Paper bildeten unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage, in der 27 Kliniken aus Sachsen Auskünfte zu aktuellen Entsorgungsprozessen und Möglichkeiten für mehr Recycling bei Kunststoffen gegeben haben. Anschließend wurden die Vorschläge am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden auf ihre Praxistauglichkeit geprüft. Dabei war insbesondere wichtig, dass der nachhaltige Umgang mit Klinikabfällen nicht zu viel Platz beansprucht oder nennenswerte Mehrarbeit seitens des Klinikpersonals erfordert.
Nachhaltigkeit beginnt bei der Mülltrennung
Potenzial für Verbesserungen, die sich kurz- und mittelfristig umsetzen lassen, sehen die Expertinnen und Experten beispielsweise bei der Abfallsortierung. Hier sorgen Unsicherheiten häufig dafür, dass eigentlich unbedenkliche Kunststoffe nicht in den Recyclingkreislauf gelangen. „Abhilfe könnte ein einheitliches, vereinfachtes und einrichtungsübergreifendes System für die Kennzeichnung der Abfallbehälter schaffen. Farben oder verständliche Symbole würden die Wahl des richtigen Behälters erleichtern“, heißt es in einer Pressmitteilung des Frauenhofer-Instituts.
Nach Ansicht der Forschungsgruppe sollte außerdem die Beimischung von biobasierten Kunststoffen bei der Aufbereitung von Mischrezyklaten stärker in Betracht gezogen werden, da diese als Kohlenstoffsenke gelten. Weiterhin empfehlen sie die gesonderte Sammlung von Materialien aus einer Kunststoffgruppe, um Mischrezyklate zu reduzieren.
Geschlossene Kreisläufe sind das Ziel
Aufgrund der strengen Regulationen im Medizinsektor, ist es herausfordernd einen geschlossenen Materialkreislauf zu erreichen. Bis dies gelingt, könnte jedoch das aufbereitete Material aus Klinikabfällen anderen Branchen zugänglich gemacht werden. Die Expertinnen und Experten hoffen, dass automatisierte Trennverfahren die händische Sortierung des Abfalls auf dem Klinikgelände künftig ersetzen und so den Weiterverkauf der Rezyklate erleichtern könnten. Hierfür ist allerdings noch weitere Werkstoffforschung nötig.