Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik
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Status Quo des sektorenübergreifenden Informationsaustausches

Die Kommunikation im Gesundheitswesen erfolgt in der Regel nicht auf digitalem Weg, sondern weitestgehend immer noch analog, zum Beispiel per Fax, Briefpost oder mit dem Versand von Datenträgern. Bereits bestehende digitale Lösungen sind häufig nicht auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt. Daraus resultieren eine fehlende Akzeptanz und eine schlechte Nutzbarkeit in der Praxis. Insbesondere verursacht dies nicht nur unnötige Verzögerungen bei der Übertragung von Informationen, sondern birgt durch Medienbrüche, schlechte Lesbarkeit sowie Störungen beim Versand auch die Gefahr von Fehlinformationen und Zeitverzug bei der notwendigen Behandlung. Darüber hinaus ist die analoge Übertragung der Daten kosten- und personalintensiver als eine Übertragung in digitaler Form.

Der Weg zum digitalen Versorgungskonzept in der Region Paderborn

Mit dem Ziel, der Gesundheitsversorgung in der Region Paderborn eine nachhaltige Basis zu geben, hat sich im Rahmen eines vom Land NRW geförderten Projekts ein Konsortium aus fünf Akutkrankenhäusern der Region, dem Praxisnetz Paderborn, dem Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) sowie der Unternehmensberatung UNITY AG als Konsortialführer gebildet.

Als Hotspot für Spitzentechnologien und Standort vieler Unternehmen aus den Bereichen IT und IIoT eignete sich Paderborn besonders gut um eine neue Plattform wie diese zu integrieren. In über vier Jahren Entwicklungszeit wurde die Digitale Gesundheitsplattform OWL geschaffen, dessen Fortbestand auch über den Förderzeitraum hinaus durch die Ausgründung einer eigenständigen Gesellschaft sichergestellt wurde. Seit Sommer 2023 ist die Digitale Gesundheitsplattform OWL mit inzwischen weit über 5.000 Patienten im Live-Betrieb.

OWL Anwendungsfälle in der Praxis

Mit der Digitalen Gesundheitsplattform OWL können medizinische Dokumente über die verschiedenen Gesundheitseinrichtungen hinweg digital ausgetauscht und ein Behandlungshistorien ganzheitlich abgebildet werden. Hierzu gehören beispielsweise die Ein-und Überweisung, die Medikationspläne, die Arztbriefe sowie Bilddaten von Röntgen- oder MRT-Befunden. Abgerufen werden können die Dokumente über ein Ärzteportal, welches innerhalb der Krankenhäuser mit in das Krankenhausinformationssystem integriert ist. Niedergelassene Ärzte erhalten einen einfachen Zugriff auf das Ärzteportal über einen Internetbrowser. Auch der Patient selbst hat über ein Patientenportal die Möglichkeit seine medizinischen Dokumente einzusehen, die Zugriffsbestimmung zu verwalten, aber auch selbst Dokumente, wie beispielsweise Gesundheitsdaten einer Smartwatch mit in den Versorgungskontext einzubringen.

Nutzen des sektorenübergreifenden Dokumentenaustausches    

Der digitale Austausch der Dokumente mit einem ganzheitlichen Überblick der Krankheitsgeschichte verbessert die klinische Entscheidungsfindung, wodurch Medikationsfehler wie auch Doppeluntersuchungen vermieden werden können. In Notfällen können lebensrettende Informationen sofort abgerufen werden, was die Behandlungszeit verkürzt und die Genesungschancen verbessert. Dementsprechend wird die Qualität der Behandlung optimiert und die Patientenversorgung gestärkt. Durch den reibungslosen Austausch von Informationen mit Hilfe einer sicheren und datenschutzkonformen Lösung, können die medizinischen Einrichtungen ihre Arbeitsabläufe effizienter gestalten und die wertvollen Ressourcen effektiver einsetzen. Dies ermöglicht es medizinischem Personal, mehr Zeit direkt mit den Patienten zu verbringen, anstatt sich mit zeitintensiven administrativen Aufgaben zu beschäftigen. Durch den direkten Zugang zu den eigenen medizinischen Dokumenten wird der Patient ebenfalls dazu ermutigt, aktiv an seiner Gesundheitsversorgung teilzunehmen und größere Verantwortung für die eigenen Gesundheitsentscheidungen zu übernehmen, was insgesamt zu einem gesteigerten „Empowerment“ aller Beteiligten führt.

Der Weg für die Zukunft

Neben einer Erweiterung der Anwendungsfälle auf beispielsweise die digitale Übertragung von Labordaten, oder auch eine KI-gestützte Befundung und Auswertung, sollen auch weitere Gesundheitseinrichtungen mit an die Plattform angebunden werden. Hierzu gehört insbesondere der Kreisrettungsdienst, welcher im Notfall einen direkten Zugriff auf die relevanten Informationen wie Diagnosen, Allergien, Unverträglichkeiten aber auch eventuell bestehende Medikation erhält. Die auf IHE-Standards festgelegte Datenstruktur der Digitalen Gesundheitsplattform OWL, ermöglicht auch eine Übertragbarkeit auf weitere Regionen und Partner, welche in der Zukunft somit genauso von der Lösung partizipieren können.

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