Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis
Inhaltsverzeichnis

1 | Kontinuierliches Kennzahlenmanagement

Welche Zahlen Ihrer Praxis messen Sie regelmäßig? Erfahrungsgemäß beschäftigen die meisten Praxisinhaber sich maximal mit ihrem Reinerlös. Doch das reicht nicht aus! Denn: Nur was Sie messen, können Sie auch lenken.

Kontinuierliches Kennzahlenmanagement hilft Ihnen, Vergleiche anzustellen, die Stärken Ihres Unternehmens zu entdecken und zu erkennen, welche Prozesse und Abläufe Sie effizienter gestalten müssen. Mindestens diese sechs Kennzahlen sollten Sie dabei betrachten:

  • (Stunden-)Umsatz pro Behandler

  • Umsatz pro (Privat-)Patient

  • Zufluss an Neupatienten

  • Fallstunden

  • Patientenzufriedenheit

  • Mitarbeiterzufriedenheit

Erheben Sie die Zahlen monatlich für ein kontinuierliches Bild. Planen Sie dann am besten feste Zeiten ein, um sich quartalsweise darüber Gedanken zu machen, an welchen Stellschrauben Sie drehen und wie Sie sich verbessern wollen. So entwickeln Sie Ihre Praxis über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren systematisch zur Spitzengruppe der 10 bis 15 % Top-Praxen.

2 | Führungskompetenz

Haben Sie die Kennzahlen erhoben und ein monatliches Monitoring installiert, ist es nun wichtig, diese in die richtige Richtung zu steuern – am besten gemeinsam mit ihrem Team.

Richtig führen

Dabei ist Ihre Führungskompetenz entscheidend: Sie beschreibt die Fähigkeit, Ziele festzulegen und das Verhalten Ihrer Mitarbeiter so zu steuern, dass sie in Resultate umgesetzt werden. Als Praxisinhaber brauchen Sie einen klaren Plan und die Autorität, sodass Ihnen das gesamte Team folgt. Ihre Autorität setzt sich zusammen aus Ihrer Position als Chef, Ihrer Überzeugungsfähigkeit und dem Vertrauen, das Ihre Mitarbeiter in Sie haben. Bedenken Sie dabei, dass jedes Team individuell ist und jeder Mitarbeiter unterschiedlich geführt werden will. Eine gute Führungsposition bedient sich aus allen drei Quellen der Autorität und handelt situativ.

Ausreichend delegieren

Vielen Praxisinhabern fällt es schwer, Aufgaben zu delegieren, weshalb sie lieber alles Wichtige selbst erledigen. Allerdings können Sie mit dieser Strategie keine großen Ziele erreichen und dürfen sich nicht wundern, dass Sie diverse Wochenenden in der Praxis verbringen müssen, um liegengebliebene Aufgaben zu erledigen.

Auch wenn es Sie erst einmal Zeit kostet, eine Aufgabe zu delegieren – denn zu Beginn sind in der Regel umfangreiche Erklärungen notwendig – lohnt es sich dennoch. Nur so kommen Sie aus dem Hamsterrad heraus und schaffen die Grundlage für Wachstum und mehr Lebensqualität. Planen Sie daher anfangs ausreichend Zeit für die Überprüfung der delegierten Aufgaben ein und gehen Sie in drei Schritten vor:

1. Konkrete Personen für die Aufgaben benennen

2. Aufgaben und Ziele klar definieren

3. Fristen für die Aufgaben festlegen

Zielführende Kritikgespräche

Im dritten Schritt geht es um die kontinuierliche Überprüfung, ob jeder Mitarbeiter die vereinbarten Aufgaben erledigt hat und ob sie als Team ihre Ziele erreichen. Leider führt diese Überprüfung oftmals dazu, dass Kritikgespräche notwendig sind, beispielsweise wenn Aufgaben nicht fristgerecht erledigt wurden. Vielen Praxisinhabern sind diese Gespräche unangenehm und sie versuchen, sie zu vermeiden, indem sie das Controlling vernachlässigen.

Jedoch ermöglichen nur Kritikgespräche Ihnen, gemeinsam mit Ihrem Team in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess große Ziele zu erreichen und es in die Top 10 % der Praxen Ihres Fachbereichs zu schaffen. Gute Kritikgespräche sind Förderungsgespräche. Planen Sie ausreichend Zeit ein und bereiten Sie sich gut vor.

3 | Positionierung

Der letzte Bereich ist die Basis für eine erfolgreiche Praxiskommunikation: Die Positionierung Ihrer Praxis. Durch eine klare Positionierung schaffen Sie ein unverwechselbares Profil Ihrer Praxis, das sowohl Patienten als auch Bewerber überzeugt. Der Kern jeder Positionierung ist dabei, dass Sie sich auf die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten Ihrer Praxis konzentrieren und Ihre Zielgruppe klar definieren.Überlegen Sie sich hierzu einmal, welche Patienten Sie medizinisch besonders interessant finden sowie welche Patienten Ihnen sympathisch sind und warum. So können Sie genau diesen Patienten individuelle Lösungen anbieten und sich positiv von anderen Praxen in Ihrer Umgebung abgrenzen: Sie geben potenziellen Patienten klare Gründe, sich für Ihre Praxis zu entscheiden.

Fazit: Wieso verdienen 15 % der Ärzte rund das Doppelte vom Durchschnitt?

Die Antwort ist klar: Weil sie sich mit den drei relevanten Bereichen beschäftigen, die die anderen Praxisinhaber vernachlässigen. Sie betreiben aktives Kennzahlenmanagement, sind eine gute Führungskraft, die delegieren und Kritikgespräche führen kann, und sie haben eine klar positionierte Praxis. So profitieren Sie von optimierten Prozessen, ziehen sowohl passende Mitarbeiter als auch Patienten an und können Ihre Praxis erfolgreich lenken.

Wolfgang Apel

Geschäftsleitung, MediKom Consulting GmbH

w.apel@medikom.org