Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Die Erschöpfung eines Workaholics geht tiefer

Die normale Erschöpfung durch Stress ist mit einem Handy zu vergleichen, dessen Akku leer ist. Bei einem sogenannten Workaholic ist aber auch das Ladegerät defekt, die Batterie kann nicht mehr aufgeladen werden. Kurzzeitig können (und werden meist auch) zusätzliche Leistungsreserven mobilisiert, sodass die Erschöpfung des Mitarbeiters anfangs nicht auffällt. Langfristig besteht bei solchen Mitarbeitern aber die Gefahr, dass dies zum Dauerzustand wird, und ein Rückweg in die Normalität nur noch schwer erreichbar ist.

Fleiß oder Arbeitssucht?

Die Grenze zwischen Fleiß und Arbeitssucht ist fließend. Insbesondere, wer einen hohen Perfektionsanspruch an sich hat, und großen Idealismus mit der Berufstätigkeit verknüpft, neigt eher zur Arbeitssucht.

Der Arbeitssüchtige fühlt sich anfangs auch mit Überlastung wohl, ist am Ende aber leer und ausgebrannt. Begründet wird das übermäßige Engagement oftmals mit dem Argument, es gäbe keinen anderen Weg und Anzeichen der Erschöpfung wären vorübergehend.

Gefordert oder überfordert?

Nicht nur zum Schutz dieser Menschen, sondern auch zum Schutz der Praxis, sollte man auf entsprechende Symptome bei (über)engagierten Mitarbeitern achten. Dauerhaft hohe Belastung ist ein Symptom der Überforderung, das wegen der vornehmlich selbst gesetzten ehrgeizigen Ziele häufig übersehen wird. Je mehr Anerkennung von Patienten und vom Chef kommt, desto mehr Motivation hat der Arbeitssüchtige, sich überdurchschnittlich zu engagieren.

Auf Dauer schadet dieser „Einsatz“ aber nicht nur ihm, sondern auch dem Arbeitgeber und den anderen Kollegen. Denn die werden – bewusst oder unbewusst – unter Druck gesetzt, ebenfalls solche Höchstleistungen abzuliefern. So bleiben Managementfehler und Strukturprobleme lange unbemerkt. Und meist werden mehrere Mitarbeiter gleichzeitig an den Rand oder gar in den Burn-out getrieben.

Übertreiben Sie es mit dem Arbeitseinsatz?

Besonders gefährdet sind auch Ärzte und Ärztinnen, die ihre Praxis weiter entwickeln möchten und deshalb unter Druck stehen. Viele wollen in möglichst kurzer Zeit einen möglichst großen Erfolg haben und fordern auch ihre Mitarbeiter entsprechend. Andauernde Höchstleistung bringen zu müssen, bleibt aber nur einige Zeit ohne Folgen. Fehlzeiten des Personals durch Krankheit nehmen zu und die Leistung sinkt.

Sind Sie gefährdet?
JA NEIN
1. Haben Sie längere Praxisöffnung als andere ?
2. Denken Sie oft und gerne an Ihre Praxis ?
3.  Haben Sie permanent Zeitdruck?
4.  Ignorieren Sie das Bedürfnis nach Pausen, Ruhe, Erholung?
5. Fällt es Ihnen schwer, nicht zu arbeiten?
6. Ist Ihnen Arbeit sehr viel wichtiger als ein Hobby?
7. Sind Sie oft nervös und gereizt?
Je mehr „Ja“, desto höher die Gefährdung.

Der Job als Droge?

Wer ständig im Hamsterrad ist, übersieht mit der Zeit die Grenze der Leistungsfähigkeit. Deshalb ist es so wichtig, sich und den Mitarbeitern bewusste Auszeiten zu gönnen – ja, sogar darauf zu bestehen.

Den Ausgleich zwischen Arbeit und Ruhe bezeichnet man als „Work-Life-Balance“. Das Harmonieprinzip Anspannung-Entspannung verhindert den Burn-Out. Die goldene Mitte heißt „Balancing“, gemeint ist die Dualität, ein bewusstes und gezieltes Hin-und-her-Pendeln zwischen work-in und work-out. Nur wer gezielt auf diese Balance achtet, erhält seine Leistungskraft und entkommt der Droge Arbeitssucht.

Widerstandskraft durch Resilienz?

Der Begriff Resilienz stammt aus dem lateinischen „resilire“ und bedeutet „zurückspringen“ oder “abprallen“. Damit werden die inneren Kräfte bezeichnet, die helfen, nach den starken Arbeitsbelastungen an einem langen Tag wieder den normalen Modus zu finden. Es geht dabei nicht um die Reduzierung von Stress selbst, sondern wie man nach der Belastung schnell wieder das Gleichgewicht findet, z.B. durch die „Flow Erlebnisse“ oder „Kopf-Kino“.  Bei starker Ausprägung der Resilienz, der Widerstandskraft, findet man nach der Belastung schneller das Gleichgewicht.

Nach dem Achtsamkeitsprinzip kommt es darauf an, Schutzfaktoren vor mentalen Belastungen (Protektoren) zu finden. Mit Resilienz kann man die innere Widerstandskraft stärken und reagiert gelassener auf Anforderungen. Das kann der Arzt auch seinem Team „vorleben“.

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