Einstieg in den Ausstieg: Der 5-Punkte-Plan für den Praxisverkauf
A&W RedaktionEin niedergelassener Arzt, der einen guten Preis für seine Praxis erzielen will, muss den Ausstieg frühzeitig planen. Wir erklären, wie der Vorsorge- und Ausstiegsplan im Idealfall aussehen sollte.
Vor allem in ländlichen Gebieten wird der Praxisverkauf für viele Ärzte ein Problem. Findet sich ein Interessent, wird gemeckert: Der Kaufpreis ist zu hoch, die Ausstattung zu alt. Günstiger verkaufen will der Praxisinhaber aber eigentlich nicht, denn der Praxiserlös ist fester Bestandteil seines Rentenplans.
1. Bei der Rente nicht nur auf Versorgungswerke setzen
„Der Einstieg in den erfolgreichen Ausstieg beginnt früh“, so Wirtschaftsberaterin Nicole Gerwert.. Deshalb gilt als Faustregel: Wer mit 63 aufhören will, muss spätestens mit 50 einen Plan haben. Bestenfalls wird schon während der Existenzgründung ein langfristiger Finanzplan angelegt. „Was sie zu dieser Zeit verpassen, können sie nicht mehr aufholen“, so Gerwert.
Finanzplan bedeutet in erster Linie private Vorsorgemaßnahmen. „Demografische Veränderungen und Niedrigzinsen an den Finanzmärkten treffen auch Versorgungswerke“, begründet Markus Sobau, Finanzplaner und Geschäftsführer von MediSecur.
Zwar beruht deren Modell anders als bei der gesetzlichen Rente nur zum Teil auf einem Umlageverfahren, bei dem Beiträge der Jungen die Bezüge der Alten finanzieren. Doch aufgrund niedriger Anlagezinsen schrumpfen auch bei den berufsständigen Werken die Rücklagen. Sobau: „Renten werden nur selten gekürzt, doch Anwartschaften steigen weniger schnell.“ Als Resultat bleibt weniger Rente.
Wer sich absichern will, kombiniert daher die berufsständigen Leistungen mit einem zweiten privaten Renten-Standbein, etwa in Form von Immobilien oder Fonds.
2. Sieben Jahre vor Abtritt die Finanzen sortieren
Spätestens sieben Jahre vor Abtritt ist ein detaillierter Blick auf die Finanzsituation notwendig. „Rechnen Sie aus, welche Fixkosten Ihr Lebensstandard beinhaltet und welche Einnahmen Ihnen im Alter zur Verfügung stehen“, schlägt Sobau vor. Steht und fällt die Altersvorsorge mit dem Preis der Praxis, ist müssen Sie jetzt noch mal Geld in die Hand nehmen: „Investieren Sie rechtzeitig in moderne Geräte und Optik.“. Das verbessere die Verhandlungsbasis enorm und sei in Verdienstzeiten zudem steuerlich absetzbar.
3. Fünf Jahre vor Abtritt Nachfolger ansprechen
Fünf Jahre vor Abtritt können Praxisinhaber mit angestellten Ärzten schon mal potenzielle Nachfolger aus den eigenen Reihen ansprechen. „Der Königsweg für alle Beteiligten“, findet Finanzplaner Sobau. In seiner 20-jährigen Beratungslaufbahn hat er oft beobachtet, dass Rentnern die Übergabe leichter fällt, wenn sie ihr „Baby“ in guten Händen wissen. Nachwuchsinhaber profitieren von der Erfahrung ihrer Vorgänger und können sich Schritt für Schritt in die neue Rolle einfinden. Auch Mediziner, die keine Angestellten mit Existenzgründungswunsch haben, können über Vermittlerbörsen fündig werden.
4. Drei Jahre vor Abtritt junges Personal einstellen
Drei Jahre vor Abtritt. Viele Ärzte unterschätzen, dass Mitarbeiter und Patienten mit altern. „Für Existenzgründer sind diese Strukturen unattraktiv, da der Patientenstamm gewissermaßen wegstirbt“, gibt Gerwert zu bedenken. Gleichzeitig fällt ein Großteil des Praxisteams und damit auch deren Wissen durch Ruhestand weg. „In vielen Praxen gibt es eine Hauptangestellte, die sowohl Patienten als auch interne Abläufe am besten kennt“, weiß die Gründerberaterin. Wer dieser Person junges Personal zur Seite stellt, zieht einerseits junges Klientel in die Praxis. Andererseits wird Wissen erhalten, das dem Nachfolger einen Vorteil bringt. Der Kaufpreis schnellt in die Höhe.
5. Zwei Jahre vor Abtritt: Langsamer Rückzug/Praxisverkauf
Zwei Jahre vor Abtritt empfiehlt Wirtschaftsberaterin Gerwert Alt-Inhabern, sich langsam aus dem Praxisgeschehen zurückzuziehen. „Nehmen Sie öfter frei oder reduzieren Sie Ihre Wochenarbeitszeit“, meint Planungsprofi Sobau. Das biete Nachfolger und bisherigem Inhaber die Chance, sich an die neue Situation zu gewöhnen und herauszufinden, ob noch Punkte offen sind.
Wer plant, die Arzt-Praxis extern zu verkaufen, sollte ebenfalls spätestens zwei Jahre vor dem letzten Arbeitstag aktiv werden. Auf Praxisbörsen oder per Praxisvermittler können Mediziner ihre Standorte präsentieren. „Käufer benötigen mindestens 12 Monate Planungszeit“, schätzt der MediSecur-Chef. Da sich kaum ein Vertragspaar innerhalb weniger Wochen findet, sei ein zusätzlicher Puffer von einem Jahr sinnvoll.