Praxisberatung: Wann lohnt sich ein Coaching für Ärzte?
A&W RedaktionMedizinische Expertise ist nicht alles. Im Umgang mit Personal und Patienten sind vielfach auch Managementqualitäten gefragt. Immer mehr Ärzte nehmen daher Geld in die Hand – und lassen sich coachen. Doch sind die externen Berater ihr Honorar wirklich wert?
Ein begnadeter Diagnostiker ist nicht immer auch ein guter Praxischef. Wer es als Chirurg zu internationalem Ansehen gebracht hat, kann im persönlichen Umgang mit Patienten dennoch Probleme haben. Und dass eine allzu erfolgreiche Karriere mitunter dem Privatleben schadet, ist auch nicht erst seit gestern bekannt.
Relativ neu ist hingegen die Tatsache, dass sich niedergelassene Ärzte – ähnlich wie es die Manager in der freien Wirtschaft schon seit längerem tun – inzwischen professionelle Hilfe suchen, um ihre Probleme anzugehen. Per se ist das eine erfreuliche Entwicklung. Wer allerdings plant, in einen Coach oder Praxisberater zu investieren, sollte bei der Auswahl nichts dem Zufall überlassen.
Kein klar umrissenes Berufsbild
Während ein Arzt sich nur Arzt nennen darf, wenn er eine sehr spezifische Ausbildung durchlaufen hat und approbiert ist, ist der Begriff des Coaches bzw. Praxisberaters nicht gesetzlich geschützt. Und so tummeln sich auf dem dynamisch wachsenden Markt neben ausgewiesenen Experten auch schwarze Schafe, die mit fragwürdigen Angeboten das große Geld machen wollen – oder ihre Leistung ganz einfach falsch verkaufen.
Insbesondere bei sogenannten “Coaches” gilt es sehr genau hinzusehen. Vielfach wird der Begriff „Coaching“ nämlich synonym mit dem Wort „Training“ verwandt – obwohl sich die beiden Verfahren deutlich voneinander unterscheiden. Während es beim Training vor allem darum geht, Klienten sehr spezifisches Wissen zu vermitteln – etwa zehn Tipps für ein besseres Praxismanagement –, verfolgt das Coaching normalerweise einen sehr viel individuelleren Ansatz. Im Wesentlichen zielt es darauf ab, die Ursachen für schwierige Situationen zu erkennen um dann in einem zweiten Schritt das Verhalten des Klienten so zu verändern, dass er sie besser meistern kann, als bisher.
Die Problembereiche sind dabei so vielfältig wie der Arztberuf selbst. Praxisinhaber etwa plagen sich oft mit Problemen bei der Mitarbeiterführung, wer viel mit schwerstkranken Patienten arbeitet, braucht vielleicht Hilfe, sich abzugrenzen und Klinikärzte müssen lernen, wie sie sich auch nach einem nervenaufreibenden 24-Stundendienst wieder entspannen können.
Auch gute Coaches brauchen Zeit
Derartig komplexe Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Ein guter Coach oder Praxisberater begleitet seinen Klienten oft über Monate oder gar Jahre hinweg regelmäßig, meist in Einzelsitzungen. Bei Stundenpreisen, die zum Teil mehrere hundert Euro erreichen können, sollte man daher genau hinsehen, wen man anheuert, um die Sache anzugehen.
Hier drei goldene Regeln, die zu beachten sind:
Spezialisten aussuchen: Damit ein Coaching oder die Praxisberatung ein Erfolg werden kann, sollten Ärzte einen Fachmann zu Rate zu ziehen, der auf dem fraglichen Gebiet möglichst große Erfahrungen hat. Inzwischen gibt es zahlreiche Beratungsunternehmen, die sich auf den Gesundheitssektor spezialisiert haben. Fragen Sie unbedingt nach Referenzen!
Werbebotschaften hinterfragen: „Spätestens in zwei Monaten haben wir das Problem in Griff“. Wer das verspricht ist unseriös. Denn beim Coaching geht es nicht darum, bestimmte Regeln anzuwenden, sondern Verhaltensmuster zu erlernen, die das Miteinander mit Kollegen und/oder Patienten verbessern. Das braucht Zeit.
Chemie testen: Selbst ein Meister seines Faches wird wenig bewirken, wenn er und der Arzt sich menschlich nicht verstehen. Idealerweise sollte der Coach daher die Möglichkeit zu einem (kostenlosen) Vorgespräch anbieten. Wichtig ist es zudem, dass die Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen. Die klassischen alten Hasen im Praxis- und Klinik-Geschäft fassen eher Vertrauen zu einem Gesprächspartner, der ebenfalls schon ein paar Berufsjahre hinter sich gebracht hat.