Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu ideellen Mitunternehmern
A&W RedaktionBetriebswirt und Praxisberater Wolfgang Apel* verrät in Teil 6 unserer Serie Methoden, mit denen Sie engagierte Mitarbeiter langfristig an Ihre Praxis binden. In dieser Folge erfahren Sie, warum es so wichtig ist, das unternehmerische (Mit)Denken der Mitarbeiter zu fördern.
Die höchste Stufe der Personalbindung
In den letzten fünf Beiträgen haben Sie fünf effektive Methoden der Personalbindung kennengelernt: eine Wohlfühlatmosphäre im Team, Raum für persönliche Gespräche, interne Karrierepläne und Weiterbildungsmöglichkeiten, Identifikation durch Positionierung und eine leistungsgerechte Bezahlung. Schöpfen Sie all diese Möglichkeiten aus, können Sie sich schon sicher sein, dass Ihre Mitarbeiter sich Ihrer Praxis verbunden fühlen.
Wenn Sie noch einen Schritt weitergehen wollen, ist die ideelle Mitunternehmerschaft eine interessante Option: Denn wer würde sich wohl mehr mit Ihrer Praxis identifizieren und sich zugehörig fühlen als ein Mitarbeiter, der Ihre betrieblichen Zahlen kennt und mitentscheiden darf, in welchem Rahmen Investitionen getätigt werden?
Auf den ersten Blick mag es nicht richtig wirken, Ihren Mitarbeitern diese Einsichten zu gewähren. Doch tatsächlich können Sie genauso falsche Bilder vermeiden und Unzufriedenheit vorbeugen.
Ein vages Bild
In den meisten Praxen haben die Mitarbeiter nur eine sehr vage und meist falsche Vorstellung davon, welchen Umsatz und vor allem welchen Gewinn die Praxis erwirtschaftet. Es ist nämlich nicht Standard, dass Praxisinhaber mit ihren Angestellten über diese Themen sprechen.
Jedoch wissen viele Mitarbeiter, dass sie eigentlich alle Kennzahlen beim Statistischen Bundesamt einsehen können. Auch wenn es sich hierbei nur um Durchschnittswerte handelt, können sie doch einschätzen, in welche Kategorie eine Praxis fällt. Sie haben dann eine Zahl vor Augen, doch in der Regel fehlt ihnen das nötige Hintergrundwissen, um diese korrekt einzuordnen.
Auslöser für Unzufriedenheit
Die meisten Mitarbeiter werden ihr Jahresnettogehalt mit dem vermeintlichen Gewinn der Praxis vergleichen. Der Unterschied erscheint ihnen unnatürlich hoch und sie fühlen sich für ihre geleistete Arbeit nicht fair bezahlt. Es entsteht schnell das Bild des bösen Arbeitgebers, der seine Arbeitnehmer ausbeutet und nur in die eigene Tasche wirtschaftet.
Offene Kommunikation kann der hierbei entstehenden Unzufriedenheit vorbeugen: Es geht natürlich nicht darum, Ihre gesamte BWA offenzulegen. Denn vermutlich würden Ihre Angestellten mit den betriebswirtschaftlichen Zahlen nicht allzu viel anfangen können. Doch Sie können stattdessen, basierend auf der BWA, einen eigenen Bericht erstellen, der alle für Ihre Mitarbeiter relevante Punkte beinhaltet.
Das umfasst alle Positionen der Praxis inklusive eines für Sie angemessenen Gehalts, bei dem Sie sich zum Beispiel am Krankenhaus-Tarif orientieren können, und das Sie zu den Personalkosten addieren. Das reduziert den ausgewiesenen Gewinn der BWA auf ein realistisches Niveau und bietet eine gute Basis, um die wirtschaftliche Situation der Praxis darzustellen.
Bindung durch Transparenz
Durch diese geschaffene Transparenz kennen die Mitarbeiter die tatsächliche wirtschaftliche Lage Ihrer Praxis. Dies verhindert nicht nur, dass sie sich unfair bezahlt fühlen, sondern ermöglicht es Ihnen auch, sie in finanzielle Entscheidungen einzubinden. Letzteres ist die ideelle Mitunternehmerschaft und bedeutet ganz einfach, dass Sie mit Ihren Mitarbeitern so kommunizieren, als wären sie selbst auch Mitunternehmer.
Sie können etwa eine größere Anschaffung mit ihnen diskutieren und gemeinsam entscheiden, ob sie getätigt werden soll oder nicht. Vielleicht stellt sich im Gespräch heraus, dass die Anschaffung doch nicht nötig ist oder zumindest nicht sofort umgesetzt werden muss. Vielleicht kommen sie aber auch zu dem Schluss, dass die Anschaffung sich langfristig sogar positiv auf den Gewinn der Praxis auswirken wird.
Wie bereits erwähnt, ist es ein großer Schritt, die betriebswirtschaftlichen Eckdaten Ihrer Praxis offenzulegen. Aber Sie schaffen so eine Transparenz und binden Ihre Mitarbeiter auf Augenhöhe in die Belange der Praxis ein. Damit erreichen Sie die höchste Stufe der Mitarbeiterbindung.
*Über den Autor:
Wolfgang Apel ist Betriebswirt und seit 17 Jahren als Praxisberater tätig. Er veröffentlicht regelmäßig den Podcast „Unternehmen Arztpraxis“. Gemeinsam mit dem Team der MediKom Consulting GmbH unterstützt er Arztpraxen aller Fachrichtungen, die mehr erreichen wollen: mehr Lebensqualität, mehr Wirtschaftlichkeit und mehr Zufriedenheit.
Weitere Ratgeber aus der neuen Serie:
- Schaffen Sie eine Wohlfühlatmosphäre im Team (ET 9.5.2022)
- Mitarbeiter halten: Bieten Sie Raum für persönliche Gespräche (ET: 16.5.202)
- Fördern Sie Ihre Mitarbeiter mit Karriereplänen und Fortbildungen (ET: 23.5.2022)
- Werden Sie als Arbeitgeber einzigartig (ET: 30.5.2022)
- Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter mit einer leistungsgerechten Bezahlung (6.6.2022)